Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Wichtig ist, die Infektionsketten zu unterbrechen

24. März 2020 | von Sabine Schretter
BH Katharina Rumpf und Einsatzstellenleiter Andreas Schautzgy stellten die Einsatzleitstelle für den Bezirk Reutte vor. RS-Fotos: Schretter
Hier arbeiten die sechs wichtigen Sachgebiete des Führngsstabs zuammen.
Alle Meldungen, die bei der Meldesammelstelle eingehen, werden registriert und protokolliert.

Bezirkseinsatzleitstelle des Bezirks Reutte versucht, einen Schrritt voraus zu sein


In allen Tiroler Bezirken sind aufgrund der um sich greifenden Corona-Epidemie die Maßnahmen nach dem Epidemiegesetz zwingend einzuhalten. Die Bezirkshauptmannschaft hat sich zum Ziel gesetzt, mit ihrem System – wenn möglich – immer einen Schritt voraus zu sein um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen.

Hier arbeiten die sechs wichtigen Sachgebiete des Führngsstabs zuammen.


In den Räumlichkeiten der Bezirkshauptmannschaft Reutte sind seit drei Wochen etwa 30 Mitarbeiter rund um die Uhr im Corona-Einsatz. An der Spitze der Bezirkseinsatzleitung steht Andreas Schautzgy, Einsatzleiterin ist Bezirkshauptfrau Katharina Rumpf. Neben den bereits bestehenden Hotlines wie die 1450, jene der AGES, des Landes Tirol, der Wirtschaftskammer und der Arbeitskammer wurde bei der BH Reutte eine Corona-Hotline für die Bürger eingerichtet, die 24/7 erreichbar ist. Bei der Meldesammelstelle werden alle eingehenden Meldungen registriert und protokolliert. Bei der Bezirkseinsatzleitung decken Mitarbeiter sechs Sachgebiete zur lückenlosen Koordinierung ab – 24-Stundendienste werden gemanagt, permanent die Lage beobachtet und kontrolliert, Fallakten werden bearbeitet und Kontaktdaten erhoben – Grundlage für die Amtsärztin und eine Juristin über die weitere Vorgehensweise. Auch die Versorgungslage im Bezirk wird ständig genau erhoben, mit den Versorgern steht die Einsatzleitung in permanentem Austausch. Öffentlichkeits- und Medienarbeit und Sicherstellung der EDV-Infrastruktur ergänzen die wichtigen Sachgebiete.
Ein Schritt voraus.

Alle Meldungen, die bei der Meldesammelstelle eingehen, werden registriert und protokolliert.


„Wir versuchen im Bezirk Reutte mit unserem System immer einen Schritt voraus zu sein. Das Wichtigste ist, Infektionsketten zu unterbrechen, denn nur dann kann eine Ausbreitung des Coronavirus verlangsamt und eingedämmt werden“, erklärt BH Katharina Rumpf im Gespräch mit der Presse.  Täglich um 18 Uhr veröffenticht die BH Reutte die aktuellen Zahlen des Bezirkes auf der Homepage. Am 24. März gab es 22 bestätigte positive Coronafälle.  135 Personen, sogenannte enge Kontaktpersonen, befinden sich in Quarantäne.
Bei Verdacht auf eine Coronainfektion, sollte die Hotline 1450 angerufen werden. Wer Symptome aufweist, Kontakt zu infizierten Personen hatte und/oder sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat, wird getestet. Dazu werden Screeningteams über die Leitstelle Tirol angefordert. Ein Screeningarzt macht bei der betroffenen Person den Abstrich vor Ort. Diese Probe gelangt über das Bezirkskrankenhaus Reutte zu einem ausgewiesenen Labor und wird ausgewertet. Personen in Testung, positiv Getestete und deren Kontaktpersonen werden sofort abgesondert. Die Quarantäne wird mit Polizei überwacht. „Uns ist sehr wichtig, dass die notwendigen Maßnahmen unverzüglich gesetzt werden. Jeder, der sich im Bezirk Reutte in Quarantäne befindet, wird täglich von uns angerufen und gefragt, ob etwas gebraucht wird. Niemand wird während der Quarantäne im Stich bzw. sich selbst überlassen,“ so BH Rumpf.
Eigenverantwortung.

Ausgangssperre und Quarantäne sind nicht einfach und stellen Betroffene und Kontaktpersonen vor besondere Herausforderungen. Es gilt jedoch für jeden Einzelnen soziale Verantwortung und Eigenverantwortung zu übernehmen und damit die Infektionsketten zu unterbrechen. „Es hat uns sehr geholfen, dass die Schulen, Kindergärten und Hotels gesperrt wurden. Auch, dass gerade die großen Unternehmen sehr aufmerskam sind und ihre Mitarbeiter um ihre Eigenverantwortung bitten, unterstützt unsere Arbeit als Behörde,“ so Katharina Rumpf, die ergänzt: „Wir stehen in sehr engem Austausch mit allen 37 Gemeinden, die wir täglich anrufen. Wenn ein positiver Fall aus einer Gemeinde bekannt wird, informieren wir unverzüglich den Bürgermeister, der soll diese Information von uns und nicht über WhatsApp oder Facebook erhalten. Den Namen der erkrankten Person nennen wir nicht“, führt sie weiter aus. Der Bezirkshauptfrau ist es sehr wichtig zu betonen, dass Stigmatisierungen und Hexenjagden im Zusammenhang mit Corona völlig fehl am Platz sind. „Keiner kann etwas dafür, wenn er sich ansteckt. Jemanden deshalb zu stigmatisieren oder zu mobben, bringt gar nichts und ist kontraproduktiv. Hier sind Menschlichkeit und Zusammenhalt gefordert. Unterstützung ist angebracht. Auch aus diesem Grund gehen wir mit Daten und Veröffentlichungen sehr sorgsam um“, betont sie.
Vorbereitet.

Auch wenn der Bezirk Reutte noch nicht so massiv wie die Nachbarbezirke und andere Tiroler Regionen betroffen ist, geht man davon aus, dass sich auch im Außerfern die Zahl der Infizierten erhöhen wird. Im Bezirkskrankenhaus Reutte hat man sich auf eine Ausbreitung der Coronaepidemie gut eingestellt. Isolierte Bereiche, eine Infektionsstation, ein Triage-Zelt und auch Notquartiere sind bereitgestellt – in der Hoffnung, dass man es nicht braucht. Darüber hinaus hält man sich an die Vorgaben der Bundes- und der Landesregierung.
Appell.

„Mein ganz dringender Appell an alle ist, bitte Eigenverantwortung zu übernehmen. Wenn man befürchtet sich angesteckt zu haben, die 1450 anrufen, wenn man Kontaktperson ist und/oder in einem Risikogebiet war, bitte in Selbstquarantäne gehen und sich melden, sobald Symptome auftreten. Die beste Chance die wir haben, ist, die Infektionsketten zu unterbrechen. Nur dann können wir die Ausbreitung des Virus eindämmen. Wer erkrankt ist, darf nicht stigmatisiert werden. Das gilt auch für alle Angehörigen und Kontaktpersonen einer positiv getesteten Person. Hilfe und Unterstützung anbieten funktioniert auch sehr gut ohne persönlichen Kontakt und ist wichtiger als alles andere,“ gibt BH Katharina Rumpf an alle Außerferner weiter.

 

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