Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Wir sind alle sicher!“

31. März 2020 | von Sabine Schretter
„Wir sind alle sicher!“
Im Reuttener Seniorenzentrum „Zum guten Hirten“ wird alles für die Sichereheit der Bewohner getan. Foto: reutte.at

Seniorenzentrum Reutte begleitet Bewohner durch Krise


Fast im Minutentakt prasseln Nachrichten und Zahlen, die Ausbreitung des Coronavirus betreffend, auf uns ein. Besonders tragisch: Gerade ältere Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen gelten als besonders gefährdet, schwer zu erkranken. Auch vor Seniorenheimen macht das Virus nicht Halt. Die RUNDSCHAU unterhielt sich mit einer Bewohnerin des Reuttener Seniorenzentrums „Zum guten Hirten“. Waltraud Schönherr wohnt im Seniorenzentrum. Sie ist sehr rüstig und agil, zur Zeit aber – wie alle Bewohner des Seniorenzentrums – in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. „Ich bin total eingesperrt“, erzählt sie im Gespräch mit der RUNDSCHAU. „Ich wohne im dritten Stock und darf mich auch nur noch dort bewegen.“ Ungewohnt sei es, aber eben zur Sicherheit aller das Beste, weiß die Seniorin. „Ich fühle mich hier bei uns sehr sicher, habe kein bisschen Angst, dass ich mich anstecken könnte.“ Wie sieht der Sicherheitsplan nun aus? „Wenn die Pflegerinnen und Mitarbeiter in der Früh kommen, wird bei ihnen Temperatur gemessen. Zeigt der Fiebermesser mehr als 37,5 Grad Celsius an, kommen sie gar nicht bis in unsere Stockwerke. Sie gehen auch alle in den Keller, um sich dort umzuziehen und betreten die anderen Räume nicht in ihrer Alltagskleidung. Mit uns sind sie wie immer freundlich, kümmern sich um uns“, schildert Waltraud Schönherr. Die Tage verlaufen wohl ziemlich eintönig. Es ist nicht für alle Bewohner einfach, sich an die neuen Regeln zu halten. Viele seien ihre Abläufe gewohnt und stellen sich nur schwer um. Ihre Mahlzeiten nehmen die Bewohner auf ihren Zimmern ein, die Unterhaltung am Mittagstisch fällt also auch aus. „In den Garten dürfen wir auch nicht. Es darf uns auch niemand besuchen kommen. Wenn jemand etwas vorbeibringt, kann er an der Tür unten läuten und es dort abgeben, dann bringt man es uns auf die Zimmer“, erzählt dir rüstige Dame weiter. „Ich telefoniere sehr viel. Meine Rechnung wird ganz nett hoch ausfallen.“ Wie sieht ihr tägliches Programm aus? Etwas eingeschränkt sei sie schon, aber ihre Routine lasse sie sich nicht nehmen. Der Tag beginnt mit Körperpflege und dem Frühstück um 7.30 Uhr. „Dann räume ich mein Zimmer auf, mache sauber. Bad und Toilette werden täglich vom Reinigungspersonal geputzt und desinfiziert. Dann schau ich ein bisschen aus dem Fenster, aber viel ist ja nicht zu sehen – bis auf die Schafe vom Hauser-Bauer. Viel Zeit vertreibe ich mit mit rätseln, fernsehen, telefonieren und lesen. Zwischendurch mach ich ein Nickerchen.“ Waltraud Schönherr geht es gut. Sie ist zufrieden und hat alles, was sie braucht. „Ich habe schon so viel in meinem Leben durchgestanden, da werde ich das auch noch hinbekommen! Man darf nur nicht zu pessimistisch sein“, meint sie abschließend. Ein Bedürfnis ist es ihr an dieser Stelle, allen, die sich im Seniorenzentrum „Zum guten Hirten“ um die Bewohner kümmern – der Leitung, allen Pflegern und Mitarbeitern – ein großes Lob auszusprechen und ihnen für ihre Arbeit und ihren professionellen Umgang mit dieser Krisensituation zu danken. Das Pflegepersonal und alle Verantwortlichen sind extremer Belastung ausgesetzt. Im Reuttener Seniorenzentrum sind auch Menschen mit Demenz untergebracht. Auch plötzlich veränderte Umstände stellen gerade sie sich nur schwer ein. „Die Pfleger kommen sicher oft an ihre Grenzen, aber sie bleiben immer freundlich und tun ihr Möglichstes“, schließt Waltraud Schönherr ab.

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