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„Wir sitzen alle im selben Boot“

18. März 2020 | von Albert Unterpirker
„Wir sitzen alle im selben Boot“
Solche Bilder gibt es vorerst mal nicht mehr. RS-Foto: Unterpirker

Tiroler Fußballverband setzt Spielbetrieb bis auf Weiteres aus



Große Solidarität wird auch bei den Fußballvereinen im Bezirk Imst gelebt, geht es um die Maßnahmen der Regierung bezüglich Coronavirus. Solidarität, die im Sinne der eigenen persönlichen Gesundheit nicht nur dem eigenen Verein und seinen Mitgliedern zugute kommt, sondern weit darüber hinaus, wie Familie, Gemeinde, Region, Gesundheitswesen und so weiter. Eigentlich allen Lebensaspekten.



Von Albert Unterpirker



Obwohl man davon nach der bundesweiten Enwicklung und den Maßnahmen der Regierung, die täglich gesetzt werden, eigentlich fast ausgehen hätte können, traf diese Mitteilung des Tiroler Fußballverbands auch die Vereine im Bezirk Imst natürlich ziemlich. „In Anbetracht der jüngsten Entwicklungen haben der ÖFB und die Landesverbände die Entscheidung getroffen, ihren gesamten Spielbetrieb ab sofort bis auf Weiteres auszusetzen. Betroffen davon sind alle Spiele mit Ausnahme jener der Fußball-Bundesliga der Männer sowie der Nationalteams. Dies gilt auch für sämtliche Freundschaftsspiele. Die Durchführung von Trainings obliegt den Vereinen“, lautet es in der offiziellen E-Mail des TFV. Mit dieser Maßnahme wolle der österreichische Fußball „seiner Verantwortung als größter Sport-Fachverband des Landes nachkommen und seinen Beitrag im Sinne der Gesellschaft und der Gesundheit aller Menschen in unserem Land leisten. Wir hoffen, dass wir den Spielbetrieb bald wieder aufnehmen können, aber außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“, erklärte ÖFB-Präsident Leo Windtner. Die RUNDSCHAU telefonierte aufgrund dieser Entwicklung mit Vereinen im Bezirk, befragte sie zur gegenwärtigen Situation und wie man diese Meldung aufgenommen habe.



SC Sparkasse Imst, Manuel Westreicher (Obmann)


Auch beim Eliteliga-Klub im Bezirk wird der Ball nun ziemlich flach gehalten. Es wird wohl einen kompletten Stopp bezüglich Nachwuchs geben und die Kampfmannschaften sollen eher nur (sehr) eingeschränkt trainieren. „Wir wollen kein Risiko eingehen“, sagt Manuel Westreicher, „es läuft alles auf einen kompletten Stillstand raus. Schade, wir haben uns schon sehr gefreut, hoffen, dass das Ganze schnell beendet ist. Jeder unserer Spieler kann sich auch zu Hause selbst fit halten.“ Wie schaut’s finanziell aus? „Natürlich haben wir grundsätzliche Ausgaben, momentan ist es noch handhabbar. Aber der Verein lebt natürlich vom Spielbetrieb, der Gastronomie, den Sponsoren-Einnahmen und so weiter – das ist dann alles weg.“ Trainingslager gäbe es beim SC Imst ohnehin seit Jahren nicht mehr, „weil die Bedingungen im Sportzentrum so gut sind“, so der Obmann, deshalb habe man auch nichts absagen müssen. „Jedenfalls wird das jetzt eine wirtschaftlich herausfordernde Zeit für alle – und ganz ehrlich: Vielleicht tut es der Welt mal ganz gut, wenn es mal ein bisschen eine Pause gibt. Alles hat seinen Sinn. Ich hoffe, dass man privat und für den SC Imst die Vorteile daraus ziehen kann. Wir sitzen alle im selben Boot. Die Gesellschaft soll sich an die Regeln halten, wir halten uns auch dran!“ Detail am Rande: Sponsor „Coiffure Velly“ hat sein Budget um 20 Prozent erhöht. „Aufgrund unserer guten Arbeit im Social-Media-Bereich“, erklärt Westreicher abschließend.



SPG Silz/Mötz, Helmut Kraft (Trainer)


Auch die Spielgemeinschaft trifft es natürlich mit den vom Verband ausgegebenen Vorgaben. Der Nachwuchs wurde komplett gecancelt, die Trainings der Mannschaft werden – wenn überhaupt – wohl eher in reduzierter Form ablaufen. Nebenbei gab es kürzlich weitere turbulente Tage, wurde doch mit Helmut Kraft ein neuer Trainer (vorher Aleks Matic, Anm.) engagiert. Die „Amtsenthebung“ von Matic habe bei Spielern „Spuren hinterlassen“, blickt Kraft zurück, „das war für die Spieler in der ersten Woche schon ein Problem – aber auch für die Funktionäre. Schlussendlich haben es die Spieler aber akzeptiert.“ An die Maßnahmen seitens der Regierung und des Verbands bezüglich Coronavirus werde man sich „natürlich halten“, so Kraft.



FG Familyhaus Schönwies/Mils, Michael Rainer (Sektionsleiter)


„Wir haben schon entschieden – der Trainingsbetrieb ist ab heute eingestellt. Alle Nachwuchsteams und alle Kampfmannschaften werden sich dran halten. Es gibt kein Training offiziell unter der Firmherrschaft der FG Schönwies/Mils. Wenn sich trotzdem ein paar treffen und herumkicken, sehe ich das als private Veranstaltung. Unter der Vereinsagenda findet kein Training mehr statt.“ Dass die gesamten Maßnahmen den Verein hart treffen, ist müßig zu betonen. „Wir sind mitten in der Vorbereitung drin gewesen“, erklärt Rainer, „wenn jetzt der Meisterschaftsbetrieb nicht stattfindet, trifft uns das ins Mark. Aber wir erklären uns mit allen anderen solidarisch und werden das auch einhalten – und wenn das notwendig ist, dann machen wir das auch so.“ Über den neuesten Stand im Verein werde man Spieler, Trainer und Betreuer zum Beispiel über Whats-App-Gruppen informieren. „Eigentlich unvorstellbar, wie das in unserer westlichen Welt passiert. Bis vor ein paar Wochen hat man einiges noch belächelt, aber dass es so stark kommt, ist schon heftig.“ Selbstverständlich sei es, „dass man die Vorgaben der Regierung einhält“, so Rainer weiter, denn: „Es kann jeden Einzelnen treffen. Ich sehe diese Schritte als wichtig und richtig und als eine Chance, die Ausbreitung des Virus zu verzögern. Und ich habe volles Vertrauen in unsere Behörden!“



FC Autohaus Krißmer Tarrenz, Mathias Baumann (Trainer)


„Das Trainingslager am Gardasee haben wir abgeblasen“, sagt Mathias Baumann, ebenso wie die anliegenden Test- und Freundschaftsspiele. Der Nachwuchsbetrieb werde wohl komplett eingestellt, bei der Kampfmannschaft probiere man, den Trainingsbetrieb aufrechtzuerhalten. Allerdings: „Wir müssen auch Rücksprache mit den Spielern halten, außerdem sind zwei, drei Lehrer dabei, da wird’s natürlich ebenfalls sehr kritisch betrachtet. Wir werden uns auf Laufeinheiten, die im Freien stattfinden, und ähnliche Sachen beschränken, um zumindest einen Mindestzustand an Fitness aufrechtzuerhalten. Seine Trainer-Premiere bei der Kampfmannschaft hat er sich anders vorgestellt, oder? „Weniger turbulent schon“, lacht der Tarrenz-Coach.



SV Raika Längenfeld, Christoph Kuprian (Trainer)


„Das ist jetzt natürlich alles schlimm, mir passt das alles gar nicht ins Programm“, so Christoph Kuprian, „aber wir müssen das jetzt so nehmen, wie das ist! Testspiele sind natürlich alle abgesagt.“ Innerhalb des Vereins liefen die Telefone heiß. „Der Nachwuchs wird komplett eingestellt, den Kampfmannschaftsbetrieb haben wir vor, aufrecht zu erhalten, denn man weiß ja nicht, was mit der Meisterschaft dann ist.“ Was wäre, wenn ein Spieler nun sagt: Ich will nicht trainieren! Was tut man dann in einem solchen Fall? „Das ist natürlich jedem selber überlassen, man kann ja keinen zwingen. Wenn einem das Risiko zu hoch ist und er bleibt daheim, dann passt das auch (Stichwort: Großeltern, Anm.). Wir werden das Training also in sehr reduzierter Form machen.“


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