Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Wohltätige Haarspalterei

19. November 2019 | von Nina Zacke
Gründer des Vereins „Die Haarspender“: Holger Thomas Möller, eine der ersten Haarspenderinnen des Tages, Rosa Lämmle, Tamara Krstic. RS-Fotos: Weber
Frau Ginther brachte den Mädchen ihre Kinderzöpfe in die Schule.
Diese junge Dame ließ sich eine Glatze schneiden.
Bildergalerie Wohltätige Haarspalterei. RS-Fotos: Weber

Über die Idee zweier Schülerinnen freuen sich Kinder


Bei diesem Projekt stehen mir die Haare zu Berge – im positiven Sinn! Haare ab, damit Kinder wieder welche bekommen. Der Verein „Die Haarspender“ macht‘s möglich, die Idee haben zwei Schülerinnen der HLW für ihre Diplomarbeit aufgegriffen. 

Von Michaela Weber

Welche Note sich die beiden HLW-Schülerinnen Rosa Lämmle und Tamara Krstic mit ihrer Diplomarbeit erarbeiten, erfahren sie erst in ein paar Monaten. Eines ist jedoch klar:  Mit ihrem Projekt machen sie sich selbst eine Freude und viele andere Menschen glücklich. 

Die Idee der Haarspende kam Rosa während ihres Auslandspraktikums. Ihre hüftlange Mähne musste sie für die Arbeit immer zusammenbinden. Mit der Zeit war sie von ihrer Haarpracht genervt.

 

Frau Ginther brachte den Mädchen ihre Kinderzöpfe in die Schule.


Im Internet erfuhr sie vom Verein „Die Haarspender“. Von der Idee, mit Haaren etwas Gutes zu tun, war Rosa sofort begeistert. Ihre Haare ließ sie sich noch im Ausland abschneiden, ihren 36 cm langen Zopf brachte sie im Gepäck mit nach Österreich, genauer gesagt nach Wien. Aus den gespendeten Haaren werden Perücken für Kinder angefertigt, die durch eine Erkrankung oder als Nebenwirkung einer Chemotherapie ihre Haare verloren haben. Freundin Tamara fand das Thema interessant und optimal für ihre gemeinsame Diplomarbeit. Die beiden Schülerinnen zögerten nicht lange, bald ging es in die Bundeshauptstadt, um sich vor Ort ein Bild über die haarige Angelegenheit zu machen. Dort ließ auch Tamara einen Teil ihrer Mähne liegen.  Gründer des Vereins „Die Haarspender“, Holger Thomas Möller, ist selbst gelernter Friseur und hat erfahren, wie viele Haare einfach weggeschmissen werden. In Möllners Familie waren Verwandte an Krebs erkrankt, da erlebte er hautnah, was es für Betroffene heißt, Haare zu verlieren. „Gerade Kinder werden oft gehänselt und erleben das Ganze einfach noch brutaler“, erklärt Möllner. 2016 gründete er deshalb „Die Haarspender“. 

Diese junge Dame ließ sich eine Glatze schneiden.


Rosa und Tamara organisierten die Werbung selbst und baten ansässige Friseure um ihren Profi-Haarschnitt. Drei Wochen vor dem Termin machten sie die Haarspalterei für den guten Zweck publik. Auch die RUNDSCHAU hat den Event angekündigt. 45 (!) potentielle Haarspender haben sich angemeldet. Schlussendlich waren es 30 Haarspender, die sich vor Ort ihre Haare schneiden ließen. 15 Damen nahmen ihre Haarspenden, die sie – meist seit Jahren – zu Hause aufbewahrt hatten, mit in die Schule und übergaben sie dort den Mädchen. Die jüngste angemeldete Haarspenderin, eine Schülerin aus dem BRG Reutte, ist gerade mal zehn Jahre alt. Die Friseurinnen Magdalena Wachter, Corinna Walch (Friseurpartner der Haarspender), Sarah Prock und Nina Grossauer stellten den Haarspendern ihren fachmännischen Schnitt kostenlos zur Verfügung. Frau Mag. Jasmin Mohr steht als Betreuungslehrerin im Rahmen der Diplomarbeit voll hinter dem Projekt. Rosa erarbeitete im literarischen Teil Gründe sowie physische und psychische Auswirkungen eines Haarverlustes bei Menschen. Tamara ging in ihrem Teil der Arbeit dem Verein „Die Haarspender“ auf den Grund – in diesem Fall an die Haarwurzel. 

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