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Wolf im Sellraintal abgeknallt und enthauptet?

6. August 2019 | von Gebi G. Schnöll
Wolf im Sellraintal abgeknallt und enthauptet?
Standen Rede und Antwort: V.l. Bezirks-Polizeikommandant Gerhard Niederwieser, Beutegreifer-Beauftragter Martin Janovsky und Klaus Wallnöfer, Vorstand der Abteilung Landwirtschaftliches Schulwesen, Jagd und Fischerei. Foto: zeitungsfoto.at

DNA-Analyse bestätigt: Schafe im Gebiet der Inzinger Alm wurden nachweislich von einem Wolf gerissen


Die Beutegreifer „Bär & Wolf“ kommen nicht mehr aus den Schlagzeilen. Dienstag vergangener Woche wurde von einem Schwammerlsucher bei der Polizeiinspektion Kematen der Fund eines wolfsartigen Tiers ohne Kopf im Gemeindegebiet von Sellrain gemeldet. Die Sicherheitsbehörde, das Land Tirol und die Bezirkshauptmannschaft Innsbruck haben sofort in enger Abstimmung die weiteren Maßnahmen veranlasst. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch informierten die Experten des Landes  Tirol und der Polizei über die aktuellen Entwicklungen.

Rede und Antwort standen Martin Janovsky, Beauftragter des Landes für große Beutegreifer, Klaus Wallnöfer, Vorstand der Abteilung Landwirtschaftliches Schulwesen, Jagd und Fischerei sowie Oberst Gerhard Niederwieser, Bezirkspolizeikommandant von Innsbruck-Land. „In einem ersten Schritt hat der Amtstierarzt sichergestellt, dass das aufgefundene tote Tier mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Wolf ist. Außerdem wurden DNA-Proben genommen, die umgehend an das Forschungsinstitut für Wildtierkunde an die Veterinärmedizinische Universität Wien geschickt werden“, erläutert Martin Janovsky. Der Tierkadaver, der von einem Schwammerlsucher gefunden wurde, dürfte bereits zwei bis drei Tage am Fundort gelegen sein. Das Labor werde nun in weiterer Folge auch versuchen, einen DNA-Abgleich mit den Gewebeproben, die im Zusammenhang mit den gerissenen Schafen im Bereich Sellraintal, Inzinger Alm  und Flaurlinger Alm eingeschickt wurden, vorzunehmen. „Ob es sich beim Wolf mit dem abgetrennten Kopf und jenem Wolf, der die Schafe in Oberperfuss gerissen hat, um ein und dasselbe Tier handelt, wird durch die genetische Untersuchung wahrscheinlich nicht restlos geklärt werden können - dennoch seien viele entnommene Proben vorhanden, die abgeglichen werden“, sagt Martin Janovsky.

OBDUKTION. Auf Empfehlung des Amtstierarztes wurde der enthauptete Tierkörper in weiterer Folge zur Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) nach Innsbruck gebracht. Dort wird das Tier obduziert und die Todesursache festgestellt. „Der Kadaver wirde unter anderem auch geröntgt, um eventuelle Metallspuren im Körper finden zu können“, erklärt Janovsky. Ein erstes Ergebnis der pathologischen Untersuchung ist im Laufe dieser Woche, ein Ergebnis zur DNA-Analyse im Laufe der kommenden Woche zu erwarten. Mit letzterer kann dann schließlich definitiv bestätigt oder widerlegt werden, dass es sich um einen Wolf handelt.

POLIZEILICHE ERMITTLUNGEN. Parallel zu den Untersuchungen des Tierkadavers laufen die polizeilichen Ermittlungen, einen ersten Kontakt mit der Staatsanwaltschaft gab es bereits. „Es stehen verschiedene Straf- und Verwaltungstatbestände im Raum, die es zu klären gilt. Polizeilich werden die Erhebungen jetzt weitergeführt“, sagt Oberst Niederwieser. Das Land Tirol prüft, ob ein Verwaltungsstrafverfahren eingeleitet wird. „Nun geht es darum, die weiteren Ermittlungs- und Untersuchungsergebnisse abzuwarten – dazu sind wir in enger Abstimmung mit der Polizei und den zuständigen Behörden. Sobald weitere Information vorliegen, werden wir gemeinsam die weiteren Schritte abstimmen“, erklärt Wallnöfer.

VIER WEITERE SCHAFsKADAVER IN GRIES I. SEILRAIN UND INZING. Dienstag vergangener Woche wurden zwei Schafskadaver in der Gemeinde Gries im Sellraintal sowie zwei Schafskadaver in der Gemeinde Inzing gemeldet. Auch diesen Funden wird mittels Begutachtungen und Untersuchungen nachgegangen.

WOLF STAMMT AUS ITALIENISCHER POPULATION. Seit Freitag liegt die Bestätigung vor, dass es sich bei den gerissenen Schafen auf der Inzinger Alm  - die RUNDSCHAU berichtete - um Wolfsrisse handelt. Das zeigt die DNA-Analyse der Veterinärmedizinischen Universität in Wien. „Anhand der Proben, die bei zwei Schafen am 17. und 18. Juli im Bereich der Inzinger Alm entnommen wurden, konnte ein Wolf nachgewiesen werden. In beiden Fällen stammt die DNA von einem Tier, das der italienischen Population zuzurechnen ist“, erklärt Martin Janovsky, Beauftragter des Landes Tirol für große Beutegreifer. (Anm.: Siehe zu diesem Bericht auch den Kommentar unten).

Schaf oder Bär und Wolf?


In letzter Zeit frage ich mich immer wieder, ob nur mehr Bär und Wolf ein Recht auf ein Leben auf Tirols Almweiden und in den Wäldern haben. Von den vielen Rehen und Hirschen, die jährlich abgeknallt werden, und ebenfalls für ein Leben in freier Natur geboren wurden, wird nicht geredet. Kaum nagt ein Rotwild an einem Baum, fordert der Forst mehr Abschüsse, gleich darauf krachen auch schon die Büchsen. Es spricht auch niemand davon, wie qualvoll die Schafe, die in jüngster Zeit bei uns im Oberland von Wolf und Bär gerissen wurden, verenden mussten. Mir liegen Fotos vor, die bei den getöteten Schafen aufgerissene Hälse und Bäuche zeigen, ein Bär hat im Pitztal einem Schaf auch noch das ungeborene Lamm aus dem Bauch gerissen. 

Das sind Bilder, die sich Befürworter von  Bär und Wolf mal vor Augen halten sollten. Viele von ihnen halten einen Hund oder eine Katze, an denen sie hängen. Das Herz würde jedem Hundi- und Katzihalter brechen, wenn er seinen vierbeinigen Liebling mit aufgerissenem Hals oder zerfleischtem Bauch im Gelände vorfindet,  getötet von einem Beutegreifer. An die vielen Schafzüchter, die  ihre bestialisch zerfleischten Tiere, die sie mit viel Liebe und Herzblut aufgezogen haben, ansehen müssen, dabei feuchte Augen bekommen und großen finanziellen Schaden erleiden, wird offenbar vergessen.  Der WWF behauptet in einer Aussendung, dass 69 Prozent der Österreicher für den Wolf in unseren Wäldern sind, ein solches Ergebnis kommt meiner Meinung nach nur bei Umfragen in Großstädten zustande. Eine solche Befragung gehört am Land gemacht, wo die Menschen mit den Beutegreifern konfrontiert sind., da würde das Ergebnis mit Sicherheit wesentlich anders ausschauen. Aber das wird nicht geschehen: Immerhin macht der WWF mit den so genannten „Wolfspatenschaften“ gutes Geld. 

Und noch eines zum Thema „Sicherheit“: Den besorgten Tirolern soll nach den jüngsten Rissen von Schafen eingebläut werden, dass Wolf und Bär für den Menschen völlig ungefährlich sind. Ich glaube nicht, dass diese Beutegreifer vor einem Kleinkind zurückschrecken, würde es alleine im Wald oder auf einer Almweide spielen. Ein solches Szenrio wird es hoffentlich nie geben! Ich bin nicht dafür, dass Wolf und Bär getötet werden, ich bin aber auch nicht dafür, dass diese in Italien ausgesetzten Tiere blutige Spuren durch unser Land ziehen. In einem Waldstück in Sellrain wurde vergangene Woche ein Tierkadaver entdeckt, vermutlich der eines Wolfes. Behörde und Polizei leiteten sofort die Untersuchung des Kadavers und die Suche nach dem „bösen Wildschütz“ ein. Immer mehr brave Schafzüchter holen indessen, mitten im Weidesommer, aus Furcht vor Bär und Wolf, ihre Schafe von den Almweiden.  In Österreich gibt es derzeit ca. 30 Wölfe, in 15 Jahren werden es populationsbedingt 500 sein. Wie viele Schafzüchter wird es in 15 Jahren bei uns noch geben, fragt sich        Gebi G. Schnöll

Ob es sich beim geschossenen und enthaupteten Tier um einen Wolf handelt, wird erste eine DNA-Analyse ergeben. Foto: zeitungsfoto.at

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