Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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In Umhausen ist weniger in Zukunft mehr

Die Gemeinde verzichtet auf große Wohnbauprojekte und kehrt dem Massentourismus den Rücken

Ganz aktuell kämpft die Gemeinde Umhausen mit einem dynamischen Infektionsgeschehen, sodass die Ausreisetestpflicht bis 9. Juni verlängert wurde. Unabhängig davon will die Gemeinde in den nächsten Jahren auf den Bau von großen Wohnblöcken verzichten. Jetzt sei es an der Zeit, einen Stopp einzulegen. In Realisierung befindet sich indessen der Wohnbau „Betreutes Wohnen“. Auch in puncto Tourismus möchte die Gemeinde die Reißleine ziehen. Klein, aber fein soll die Zukunft werden.
1. Juni 2021 | von Friederike Hirsch
In Umhausen ist weniger in Zukunft mehr
Bürgermeister Jakob Wolf will der Gemeinde Umhausen in Sachen Wohnungsbau „eine Verschnaufpause gönnen“. Die 800-Jahr-Feier der Pfarrkirche wurde erneut verschoben, soll aber noch dieses Jahr stattfinden. RS-Foto: Hirsch
Von Friederike Hirsch

Umhausen kämpft derzeit mit einem dynamischen Infektionsgeschehen und ein „deutlicher Trend nach unten sei nicht festzustellen“, so Elmar Rizzoli, Leiter des Corona-Einsatzstabes des Landes Tirol. Die Ausreisepflicht wird daher für Gemeinde wird bis inklusive 9. Juni verlängert. Nachdem positive Coronavirus-Testergebnisse vorliegen, die sich laut den behördlichen Erhebungen im Gasthof Andreas Hofer in Umhausen aufgehalten haben, unternimmt die Gesundheitsbehörde vorsorglich einen öffentlichen Aufruf. Personen, die im Zeitraum von 21. bis 27. Mai in der genannten Örtlichkeit waren, werden gebeten, auf ihren Gesundheitszustand zu achten.

FEST OHNE MUSIK UND SCHÜTZEN. Schon letztes Jahr war eine große Feier zum 800-jährigen Jubiläum der ältesten Kirche im Ötztal geplant. Vorbereitet waren „sehr große Feierlichkeiten“, wie Jakob Wolf sagt. „Leider mussten wir das letztes Jahr verschieben. Heuer wollten wir zu Herz Jesu diese Feierlichkeiten nachholen, aber jetzt werden wir das wieder verschieben“, so der Bürgermeister. „Ohne Musik und Schützen ist so eine Feierlichkeit nicht möglich. Man stelle sich vor, die Schützen halten zwei Meter Abstand und tragen FFP2-Masken“, so Wolf. Gefeiert soll trotzdem werden. „Entweder am 15. August oder am Kirchtag von Umhausen am ersten Sonntag im Oktober“, sagt Wolf. Umhausen ist aber in der Zwischenzeit nicht untätig. Die Kirchenmauer wurde bereits erneuert und mit Ende Mai starten die Arbeiten zur Außenrenovierung der Kirche. Veranschlagte Kosten der Außenarbeiten liegen bei  180.000 Euro und werden von Land, Gemeinde und Gedächtnisstiftung sowie Kirche getragen.

KEINE WOHNSILOS MEHR. Auf einem Grundstück, welches aus den 80er Jahren gewidmet ist, wird die Wohnbaugesellschaft „Frieden“ vier Reihenhäuser errichten. Dabei entstehen hinter der Neuen Mittelschule 15 Wohneinheiten für Senioren. Für andere große Wohnblöcke soll es in den nächsten drei Jahren allerdings einen Stopp geben. In Umhausen wurden in den letzten Jahren einige gemeinnützige Wohnbauprojekte umgesetzt. Nun will die Gemeinde eine Baupause einlegen und in den nächsten drei Jahren keine Bebauungspläne ausstellen. „Gerade im Bereich der Kinderbetreuung hat Umhausen ein umfassendes Angebot. Mehr Zuzug würde bedeuten, dass das Angebot ins Unermessliche wachsen müsste und wir ständig Zu- und Umbauen müssten. Da wollen wir uns einfach eine Verschnaufpause gönnen. Außerdem braucht es auch einige Zeit, unsere neu zugezogenen Gemeindemitglieder in die Dorfgemeinschaft aufzunehmen“, so der Bürgermeister. „Nur Wohnsilos zu bauen und sich nicht um die Menschen zu kümmern, die nach Umhausen ziehen, ist der falsche Weg“, so Wolf.

MUSIKPAVILLON WIRD FERTIG. Der Pavillon stammt noch aus den 70er Jahren. Der gebürtige Niederthaier Armin Neurauter hat den unter der Leitung der Dorferneuerung durchgeführten Architektenwettbewerb gewonnen. Es entsteht ein multifunktionaler Begegnungsort im Dorfzentrum. „Von der Heiligen Messe über Kulturveranstaltungen, Open Air Kino, Sportler Ehrungen bis zu Platzkonzerten soll alles stattfinden können“, so Bürgermeister Wolf. In Stampfbetonweise gebaut, mit einer guten Grundausstattung für Ton und Licht, soll der Pavillon zur Belebung des Dorfzentrums beitragen. Die Kosten dafür liegen bei 1,3 Millionen Euro. „Der Bau beinhaltet unter anderem eine barrierefreie WC-Anlage, die wir ganzjährig nutzen können, einen kleinen Ausschank und für die Musikkapelle und den Trachtenverein sind Räumlichkeiten vorgesehen“, so Wolf.

ABKEHR VOM MASSENTOURISMUS. Für die Gemeinde Umhausen ist es wie für viele Gemeinden wichtig, dass der Tourismus „wieder auf die Füße kommt“, so Wolf. Die Gemeinde möchte dabei unterstützend Wirken. „Unser Ziel ist es, die Freizeiteinrichtungen so schnell wie möglich zu öffnen“, sagt der Bürgermeister. Große neue Tourismusbetriebe oder große Hotelanlagen im Ort sieht der Bürgermeister kritisch. „Ich glaube wir brauchen nicht mehr Massentourismus, sondern Qualitätstourismus. Große Anlagen sind nicht in Planung“, so Wolf. Bestehendes Angebot soll erneuert werden, wie die Liftanlage in Niederthai. „Das kleine, feine Angebot, welches wir haben, wollen wir naturnah und familiengerecht erhalten“, so der Bürgermeister abschließend.

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