Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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„Es sind weitere Kraftwerke nötig“

Vorstandsdirektor DI Johann Herdina über die Tiwag-Projekte im Oberland

Gerade im Oberland hat der Landesenergieversorger einige Projekte in der „Pipeline“ – manche davon schon sehr lange, und sie können mitunter auch erst in einigen Jahren in Angriff genommen werden. Hier ein Überblick.
25. Jänner 2021 | von Daniel Haueis
„Es sind weitere Kraftwerke nötig“<br />
Die Wehrbaustelle in Ovella – das Gemeinschaftskraftwerk Inn wird als erstes in Betrieb gehen, nämlich in weniger als zwei Jahren. Foto: GKI
Von Daniel Haueis

Es sind in Summe rund 1700 GWh zusätzlicher Strom, die mit den Kraftwerksprojekten der Tiwag im Oberland erzeugt werden sollen. Es geht dabei um den Ausbau des Kaunertal-Kraftwerks samt Oberspeicher im Platzertal und gleichzeitiger Erweiterung des Kraftwerks Prutz-Imst, das Kraftwerk Imst-Haiming, das Speicherkraftwerk Kühtai (eine Erweiterung von „Sellrain-Silz“) und das Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI). Die zusätzliche Strommenge entspricht dem Bedarf von gut 400000 Haushalten. Sind denn weitere Kraftwerke nötig? „Ja, es sind weitere Kraftwerke nötig. Der zusätzliche Bedarf ergibt sich durch die Energiewende, den Ausstieg aus fossiler Energie, E-Mobilität, Produktion von Wasserstoff etc.“, sagt Tiwag-Vorstandsdirektor DI Johann Herdina. Er erwähnt auch, dass zur Deckung des zusätzlichen Bedarfs auch andere Energieformen als Wasserkraft einen Beitrag leisten können. Die Corona-Pandemie hatte kaum Auswirkungen auf den Fortschritt dieser Vorhaben. Aber die Tiwag konnte keine geplanten Bürgerinformationen abhalten, der Kontakt zu Bürgermeistern war ebenso eingeschränkt. Dafür wurde Energie in eine neue Homepage für das Speicherkraftwerk Kühtai inves-tiert (www.erneuerbareplus.at).

MEHR STROM BENÖTIGT. Es sind deutlich über drei Milliarden Euro, die die Tiwag für diese Vorhaben aufbringen muss – wobei anzumerken ist, dass manche Projekte erst weit nach dem Jahr 2030 fertiggestellt sein werden. Die Tiwag steht wirtschaftlich gut da, es werden aber auch Fremdmittel eingesetzt: „Es gibt derzeit ‚günstiges‘ Geld am Markt, und die Chance nützen wir“, sagt Herdina. Es soll jedenfalls keine Beteiligung anderer Unternehmen geben, wie es z.B. anfangs beim Kaunertal-Kraftwerk der Fall war (mittlerweile ist das Kraftwerk in alleinigem Besitz der Tiwag). Die Ausnahme stellt das GKI dar – das Grenzkraftwerk mit Wehr auf Schweizer Staatsgebiet wird zu 86 Prozent von der Tiwag und zu 14 Prozent von den Engadiner Kraftwerken finanziert, der erzeugte Strom wird im selben Verhältnis aufgeteilt werden. Auswirkungen auf den Strompreis für die Tiroler Kunden werden die Projekte nicht haben, da es inzwischen einen Strommarkt gibt, die Tiwag also im Wettbewerb steht. Aber ein größerer Kraftwerkspark erleichtert dem Landesenergieversorger den Strom-Handel. „Den Strompreis bestimmt der Markt“, sagt Herdina, der mittelfristig von einer Erhöhung der Preise ausgeht (u.a. wegen des Ausstiegs Deutschlands aus der Atomkraft, was zu weniger Strom und daher Preiserhöhungen führen dürfte, und der Dekarbonisierung in der Energieanwendung).


Jahreserzeugung und Inbetriebnahmedaten
Die Inbetriebnahmetermine sind die im aktuellen Tiwag-Meilensteinplan genehmigten Termine. Je nach Verfahrensdauer können sich diese aber ändern. Die Erzeugungsdaten (Jahreserzeugung in GWh) sind bei allen Vorhaben jene aus natürlichem Zufluss.

Ausbau Kraftwerk Kaunertal (787 GWh)
Aktueller Stand: im Genehmigungsverfahren
Geschätzte Kosten: über 1,5 Mrd. Euro
Inbetriebnahme (geschätzt): 2032 (Oberstufe) – 2034 (Prutz 2)
Der Ausbau des Kraftwerks Prutz-Imst, also ein zweiter Stollen von der Runserau nach Imsterberg samt dortiger neuer Anlagen, ist Teil des Projektes Ausbau Kraftwerk Kaunertal – erzeugte Strommenge, Kosten etc. sind in den Werten für „Kaunertal II“ inkludiert.

Gemeinschaftskraftwerk Inn GKI (446 GWh)
Aktueller Stand: Betonarbeiten beim Einlaufbauwerk und dem Dotierkraftwerk in Ovella begonnen (Fertigstellung 2022).
Geschätzte Kosten: 604 Millionen Euro
Was sollte sich heuer tun: Triebwasserweg wird bis Herbst komplett fertiggestellt
Inbetriebnahme (geschätzt): 4. Quartal 2022

Kraftwerk Imst-Haiming (270 GWh)
Aktueller Stand: im Genehmigungsverfahren
Geschätzte Kosten: über 400 Millionen
Inbetriebnahme (geschätzt): 2031

Ausbau Kraftwerk Sellrain-Silz (216 GWh)
Aktueller Stand: Start der Hauptbaumaßnahmen im 2. Quartal 2021
Geschätzte Kosten: 1 Mrd. Euro
Inbetriebnahme (geschätzt): 2026 
 
„Es sind weitere Kraftwerke nötig“<br />
DI Johann Herdina blickt in die Energiezukunft: Energiewende, Ausstieg aus fossiler Energie, E-Mobilität u. a. mehr erfordern zusätzlichen elektrischen Strom. RS-Foto: Archiv

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