Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Ampel steht nun auf Grün

Trisanna-Kraftwerk: Baubeginn Anfang 2025 geplant, Fertigstellung 2027

Berechtigt groß ist die Freude bei der Geschäftsführung der Gemeinschaftskraftwerk Paznaun GmbH und den fünf Gesellschaftern: Für ihr Kraftwerk an der Trisanna steht nun die Ampel auf Grün. Nachdem seit vergangener Woche alle erforderlichen Genehmigungsbescheide rechtskräftig sind, kann jetzt losgelegt werden.
13. Feber 2024 | von Herbert Tiefenbacher
Ampel steht nun auf Grün
In einem Jahr werden die Bagger für den Bau des Kraftwerks an der Trisanna im vorderen Paznaun auffahren. RS-Foto: Archiv
Geduld ist seit jeher notwendig beim Kraftwerksprojekt an der Trisanna, denn der Weg war bisher steinig und lang. Wenn die Verantwortlichen der Gemeinschaftskraftwerk Paznaun GmbH die Realisierungszeit mit dem Wasserkraftwerk Stanzertal vergleichen, könnten sie glatt neidisch werden: Beide Kraftwerksanlagen wurden 2011 eingereicht. Das Kraftwerk im Stanzertal aber lieferte in rekordverdächtigen dreieinhalb Jahren Strom, das Kraftwerk an der Trisanna wird voraussichtlich erst nach knapp 16 Jahren ans Netz gehen.

RATTENSCHWANZ AN VERFAHREN. Die Anlage im Paznaun wurde 2011 zur Vorprüfung einge­reicht, den Tiroler Behörden lagen vier Projekte zu dieser Vorprüfung vor, aber es kann nur das beste realisiert werden. Deshalb wurde von Amts wegen – das war 2013 – ein Widerstreitverfahren im Wasserrecht eingeleitet. Dies zog einen langen Rattenschwanz von (höchst-)gerichtlichen Verfahren nach sich. Dieser wurde im Jahre 2020 beendet: Der Verwaltungsgerichtshof bestätigte in letzter Instanz die Entscheidung des Landesverwaltungsgerichts Tirol, dass dem Kraftwerksprojekt der Gemeinschaftskraftwerk Paznaun GmbH der Vorzug zu geben ist. In der Folge setzten die Behörden in Tirol ihre Verfahren (Wasserrecht und Naturschutzrecht) fort. Diese wurden vor Kurzem durch positive Bescheide abgeschlossen. Gegen den wasserrechtlichen Bescheid wurde Beschwerde erhoben. Das war nur ein Strohfeuer: Der Beschwerdeführer war nämlich mit der darauffolgenden Beschwerdevorentscheidung der Tiroler Wasserrechtsbehörde einverstanden und hat keinen Antrag gestellt, dass seine Beschwerde dem Verwaltungsgericht Tirol zur Entscheidung vorgelegt wird. Der Bescheid erwuchs Anfang Februar 2024 in Rechtskraft.

AMPEL STEHT AUF GRÜN. Somit steht die Ampel auf Grün, es kann mit den Vorbereitungen für den Baustart begonnen werden. Dieser sollte Anfang 2025 erfolgen. „Die Vorbereitungen werden schon ein Jahr in Anspruch nehmen“, erklärte Jakob Klimmer, der mit Michael Hold die Geschäftsführung der Gemeinschaftskraftwerk Paznaun GmbH bildet. Im März soll vorerst mit den Gesellschaftern (den Gemeinden Galtür, Ischgl, Kappl und See sowie den Gebrüdern Kofler, genauer gesagt der MAK Import Trading GmbH aus Landeck) das weitere Vorgehen im Zusammenhang mit den rechtskräftigen Bescheiden besprochen werden. Ein großes Thema in der Vorbereitung ist die Auslotung von Varianten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, die Finanzierung vorzubereiten. Weiters sind Detailuntersuchungen (z.B. für Trassenführung und Verkehrsregelung), Ausführungs- und Detailplanungen sowie die Ausschreibung aller Gewerke durchzuführen. Auszuverhandeln ist auch noch die Frage, an wen der Strom verkauft wird. Die Einspeisung des im Paznauner Werks erzeugten Stroms insVerteilernetz der Tinetz-Tiroler Netze GmbH wurde bereits im Zuge des Genehmigungsverfahrens vertraglich fixiert.

ERRICHTUNGSKOSTEN. Die Bauphase soll zwei Jahre dauern, die neue Anlage sollte also Anfang 2027 fertig sein. Mit diesem Kraftwerk sollen jährlich 30 Millionen kWh Strom erzeugt werden – genug, um damit mehr als 10.000 Haushalte zu versorgen. Die gesamte Investition beläuft sich nach derzeitiger Schätzung auf rund 40 Mio. Euro. Hätte man früher bauen können, wäre der Bau sicher um einiges billiger gewesen. So sind, um nur ein Beispiel herauszugreifen, die Preise für Stahl in den letzten Jahren um das Doppelte gestiegen.

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