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Griaß enk aus … Berlin in Deutschland

16. April 2024 | von Daniel Haueis
Griaß enk aus … Berlin in Deutschland
Franz Raneburger Foto: Marija Vojkovic
„Griaß enk aus …“ ist eine RUNDSCHAU-Serie, in der „Auslandslandecker“ zu Wort kommen. In ihren „Briefen“ ermöglichen sie Lesern einen Blick auf das Leben in einem anderen Land. Viel Freude beim Lesen, sich Erinnern, falls Sie den Absender kennen, und Neues Erfahren. Die Redaktion


Griaß enk aus Berlin. Mein Name ist Franz Raneburger, geboren in Zams am 9. August 1947, wohnhaft damals Lötzweg 29, Perjen. Ich wohne seit September1969 in Berlin.

Vor ein paar Jahren wurde ich auf einem Event von einem Fernsehreporter gefragt, wo denn gefühlsmäßig meine Heimat ist, ohne nachzudenken kam das Wort Tirol aus mir heraus. Ich vermisse die schönen Abende und Schitouren auf der Landecker Schihütte. Ich vermisse die Kronburg, das Zammer Loch, Wanderungen zur Steinseehütte und zum Württemberger Haus. Vor einigen Wochen habe ich einigen Mitarbeitern von den Bräuchen in Perjen erzählt, etwa dem Scheibenschlagen. Ich vermisse das Tourengehen auf dem Krahberg und dem Thialkopf und das Bergsteigen auf die Silberspitze. Gerne fahren wir nach Bozen und Meran, dann mache ich einen Umweg über Zams, Landeck und den Reschenpass. In Zams gehe ich zum Sepp Haueis essen – ich freue mich diesen sympathischen Menschen, der auch ein sehr guter Koch ist, zu treffen. Leider besuche ich ihn viel zu selten.

Berlin, die Stadt, in der ich seit 53 Jahren lebe, kenne ich aus zwei verschiedenen Epochen. 20 Jahre als geteilte Stadt durch eine Mauer getrennt. Damals hatte sie ca. 1,5 Millionen Einwohner. Es war eine ruhige Stadt mit einem etwas dorfähnlichen Charakter, obwohl es keine Sperrstunde in allen Lokalen gab. Dies ist bis heute unverändert. Seit dem Mauerfall am 9. November 1989 ist sie schnell gewachsen. Menschen aus allen Ostblock-Staaten stürmten in die Stadt. Die Flüchtlingskrise 2015 und nun auch noch der Ukrainekrieg machten die Stadt immer enger. Über 50 Prozent der Bevölkerung in der Stadt sind nicht Berliner, ca. 300.000 sind Muslime. Berlin ist seit 30 Jahren eine ewige Baustelle und es gibt in keiner anderen Stadt so viele Obdachlose. Trotzdem ist Berlin eine pulsierende, kulturelle, kulinarische, auch faszinierende Stadt mit guten Verkehrsverbindungen und ziemlich toleranten Menschen. Es ist auch eine sehr grüne Stadt mit vielen Ausflugsmöglichkeiten. Während der Zeit der Berliner Mauer fühlten sich viele Menschen doch sehr eingeengt, wenn nicht eingesperrt. Deshalb habe ich 1976 ein Jahr eine Asienreise gemacht, um der Stadt zu entfliehen. 1979 nochmal eine einjährige Weltreise mit meiner damals 9-jährigen Tochter, und weil es so lehrreich und interessant war, nochmals 1981 für ein weiteres Jahr, wieder mit Tochter (11 Jahre). Da ich von Beruf Koch bin, hatte ich Restaurants in Berlin. Eines davon ein Fine Dining mit drei Hauben und einem Michelin Stern. Wir haben einige Produkte aus Österreich nach Berlin importiert wie Lebensmittel und Weine. Dafür bekam ich das Goldene Verdienstkreuz Österreichs und sogar den Tiroler Adlerorden. Wir bekochen seit 25 Jahren Staatsgäste aus aller Welt im Bundeskanzleramt, Schloss Meseberg, Auswärtigen Amt usw.

Soweit ein kleiner Lebensausschnitt von einem Wahlberliner aus Zams-Landeck-Perjen.

Servus, Euer Franz Raneburger

 

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