Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Griaß enk aus … San Francisco in den USA

„Griaß enk aus …“ ist eine RUNDSCHAU-Serie, in der „Auslandslandecker“ zu Wort kommen. In ihren „Briefen“ ermöglichen sie Lesern einen Blick auf das Leben in einem manchmal sehr weit entfernten Teil der Welt. Viel Freude beim Lesen, sich Erinnern, falls Sie den Absender kennen, und Neues Erfahren.Die Redaktion
23. April 2024 | von Daniel Haueis
Griaß enk aus … San Francisco in den USA
Michael und Anna Waclawiczek (linkes Bild; Foto: Michael Waclawiczek), Anna Waclawiczek, Herma und Fuzzi Huber, Kaunerberg, September 2023 (rechtes Bild; Foto: Michael Waclawiczek);
Hallo,

im Jahr 1985 betrug die Migrationsrate aus Österreich 1,4 pro 1.000 Einwohner. Einer von diesen etwa 11.000 Menschen war ich, Dr. Michael Waclawiczek. Mit 31 Jahren zog ich mit meiner amerikanischen Frau Anna, die ich in Wien kennengelernt habe, nach Kalifornien.
Doch lassen Sie mich zuerst von meiner Beziehung zu Landeck erzählen. 1959 kam ich mit meinen Eltern dorthin, wo mein Vater jahrelang die Donau-Chemie-Karbidfabrik leitete. Anfang 1960 bezogen wir die Werksvilla in Perfuchs am Burschlweg. Ich ging in Landeck in die Volksschule und ins Gymnasium. Landeck und besonders Perfuchs wecken so viele schöne Erinnerungen. Bis heute pflege ich gute Freundschaften mit Fuzzi Huber und seiner Familie sowie Hermann Scheiber, mit dem ich zur Schule ging.

Ehrlich gesagt, kann ich mir keine zauberhaftere Kindheit vorstellen, als im Tiroler Oberland aufzuwachsen. Jeder Freund hier in den Staaten hat unzählige Male von meinen Abenteuern als Lausbub und späterem Teilzeit-Skilehrer in den schneereichen Wintermonaten gehört. 1972 ging es nach Wien zum Maschinenbaustudium. Danach schloss ich am Institut für Strömungslehre und Wärmeübertragung mein Doktorat ab. Wenig überraschend führte mich mein erster beruflicher Schritt in die Industrie direkt zur Voest Alpine in Linz. Der Slogan „In Linz beginnt’s“ bekam für Anna und mich eine ganz besondere Bedeutung, denn hier heirateten wir 1982. Die Geburt unseres Sohnes Philipp war dann ein weiterer freudiger Meilenstein. Bis heute erinnern wir uns gerne an unsere zahlreichen Wochenendausflüge ins Grüne, bei denen wir oft ins Waldviertel auf die Suche nach Eierschwammerln und Heidelbeeren fuhren. Ungeachtet der Entfernung zwischen Wien bzw. Linz und Landeck ging es immer wieder nach Landeck, um unsere Freunde zu besuchen.
Beruflich gesehen hatte ich immer ein großes Interesse an Computern und Software. In den 80er-Jahren war jedoch in Österreich auf diesem Gebiet noch nicht viel los. Mich lockte daher Kalifornien, der Heimatstaat meiner Frau, wo die Hightech-Branche bereits boomte. 1985 packten wir unseren drei Monate alten Sohn Philipp und elf Kisten voller Habseligkeiten, um nach San Francisco aufzubrechen. Zunächst fand ich eine kurzfristige Anstellung im Silicon Valley, südlich von San Francisco. Parallel suchte ich aktiv für Gelegenheiten in der Softwareindustrie und bekam schließlich eine Stelle bei einem führenden Anbieter von CAD- und Engineering-Software, wo ich als Produktmanager im Großraum Los Angeles tätig wurde. Sprung nach vorne: Unsere Familie vergrößerte sich 1986 mit der Geburt unserer Tochter Julia. Erneut von neuen Software-Jobangeboten angelockt, zogen wir zunächst quer durch die USA nach Boston, Massachusetts. Dort verbrachten meine Familie und ich 26 schöne und erfolgreiche Jahre.

Uns war wichtig, dass unsere Kinder so gut wie möglich eine „hybride“ österreichische und amerikanische Erziehung genossen. Als sie klein waren, sprach ich nur Deutsch mit ihnen, meine Frau Englisch. Zufällig gab es eine deutsche Schule in Boston, und jeden Samstag brachten wir sie für drei Stunden zum Deutschunterricht in die Stadt. Das machte uns bei den Kindern nicht besonders beliebt, aber wir hofften, dass sich unsere Ausdauer auszahlen würde. Beide Kinder haben die doppelte Staatsbürgerschaft und sprechen fließend Deutsch. Unsere Tochter lebt und arbeitet seit über einem Jahrzehnt bei Google in London, und unser Sohn ist im Softwarevertrieb tätig und wohnt seit einiger Zeit mit seiner Frau und unseren zwei Enkelkindern in Cincinnati, Ohio. 2015 beschlossen meine Frau und ich, wieder nach Kalifornien zurückzukehren. Jetzt wohnen wir in Noe Valley, einem sehr schönen Stadtteil von San Francisco. Ich bin mittlerweile im Ruhestand und seit Jahren ein leidenschaftlicher Wanderer (www.instagram.com/sfbayhiker) und seit über einem Jahr ein begeisterter Pickleball-Spieler.
Das Leben hier in Kalifornien ist anders als in Österreich. Speziell hier im Westen der USA gibt es so eine große Vielfalt an Outdoor-Aktivitäten, die meine Frau und ich lieben. Zum Skifahren muss man zwar drei bis vier Stunden nach Lake Tahoe fahren oder mit dem Flugzeug Richtung Utah oder Colorado fliegen, was ich auch des Öfteren allein oder mit der Familie mache.

Manchmal werde ich gefragt, ob ich lieber in Österreich oder in Kalifornien lebe. Meine Antwort ist immer dieselbe: „Once you cross the Atlantic, you always live on the wrong side.” (Deutsch etwa: Sobald man den Atlantik überquert hat, lebt man immer auf der falschen Seite.) Dieser Satz verdeutlicht zwar, dass beide Länder ihre Vorzüge haben, jedoch vermisst man gleichzeitig die Landschaft und die alten Freunde. Erfreulicherweise besuchten wir letzten September für ein paar Tage Fuzzi und seine Familie, was viele alte und herrliche Erinnerungen in mir hervorrief. Darunter fiel besonders die wunderschöne 50-Jahr-Feier unserer Reise nach Kanada auf, wo wir auf einer Tabakfarm arbeiteten, über die Fuzzi ausführlich in der RUNDSCHAU berichtet hat. Mit Freude kann ich auch zum Abschluss mitteilen, dass ich das beste Wiener Schnitzel mit österreichischer Preiselbeermarmelade diesseits des Atlantiks mache!

Michael Waclawiczek
Griaß enk aus … San Francisco in den USA
Blick auf die Golden Gate Bridge und San Francisco von einem Wanderweg in den Marin Headlands, vor den Toren der Stadt Foto: Michael Waclawiczek
Griaß enk aus … San Francisco in den USA
Blick zum Garten von unserem Haus in Noe Valley, San Francisco Foto: Michael Waclawiczek
Griaß enk aus … San Francisco in den USA
Michael & Fuzzi Huber, Kaunerberg, September 2023 Foto: Anna Waclawiczek

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