Im Februar 2023 hat die UVP-Behörde im Amt der Tiroler Landesregierung grünes Licht für das Tiwag-Kraftwerksvorhaben Imst-Haiming gegeben, in dem das Wasser, das im Kraftwerk Prutz-Imst abgearbeitet wird, nochmals zur Stromproduktion verwendet werden soll. Aufgrund mehrerer Beschwerden gegen den positiven Bescheid wurde das Vorhaben nun am Bundesverwaltungsgericht in Wien behandelt. Die beiden vom Richter beauftragten Gutachter wurden dabei aufgefordert, eine Vertiefung ihres vorgelegten Gutachtens zum Thema „Verhinderung der Erreichung des guten ökologischen Potentials“ bis Mai 2024 durchzuführen. Die Tiwag arbeitet dabei mit den Gutachtern zusammen und stellt alle notwendigen Daten zur Verfügung. Projektleiter Robert Reindl ist jedenfalls „überzeugt, dass das Vorhaben Imst-Haiming wesentliche Verbesserungen für die Ökologie des Inn, im Speziellen für die Fische, bringen wird. Daher sehen wir auch dem vertieften Gutachten positiv entgegen und freuen uns auf einen raschen Fortgang des Verfahrens, um die Energiewende in Tirol voranzutreiben.“ Die Beschwerden kamen von Fischereiberechtigten, die noch ökologische Modifikationen des Projekts fordern, um den Fischbestand ausreichend zu schützen. Die Forderung des WWF, wonach die Tiwag die Schäden am Inn durch den so genannten Schwall-Sunk-Betrieb bestmöglich sanieren muss, sei bestätigt worden, so der WWF. Der Landesfischereiverband appelliert nun an die Tiwag, dass die Unterbrechung des Verfahrens als Chance gesehen werden sollte, gemeinsam ein ökologisch nachhaltiges Projekt zu entwickeln.
AUSWIRKUNGEN AUF „KAUNERTAL-BAU“? Der WWF sieht darüber hinaus gravierende Folgen, da das in Haiming „verstromte“ Wasser ja nicht nur aus Imst, sondern zuvor aus Prutz und letztendlich aus dem Kaunertal kommt – wo die Tiwag einen Ausbau plant, für den sie außerdem Ötztaler Wasser überleiten will: „Die heutige Verhandlung hat auch Konsequenzen für das UVP-Verfahren Kaunertal: Die Ausbaupläne sind vom heute verhandelten Ausbau des Kraftwerks Imst-Haiming abhängig, eine weitere Planung des Kraftwerks Kaunertal ist reine Zeit- und Geldverschwendung“, sagt Bettina Urbanek. Der WWF fordert daher, das UVP-Verfahren des Kraftwerks Kaunertal mit sofortiger Wirkung einzustellen und das Projekt zu stoppen. Tiwag-Vorstand DI Alexander Speckle bezeichnet das als „übliche Madigmachung eines Projektes“. Der „Kaunertal-Ausbau“ sei ein wesentlicher Baustein der Energiewende und ein Projekt von gemeinschaftlichem Interesse (es findet sich auf einer entsprechenden Liste der EU) – bis 2050 werde dreimal soviel Strom wie heute benötigt, um Öl und Gas damit ersetzen zu können. Der große Vorteil von „Kaunertal II“ sei, dass damit „riesig flexibel“ reagiert werden kann, also u.a. durch das geplante Pumpspeicherkraftwerk Schwankungen auszugleichen sind, die durch Photovoltaik (scheint die Sonne?) oder Windkraft (bläst der Wind?) entstehen. Das Vorhaben hänge auch nur insofern mit „Imst-Haiming“ zusammen, als gewässerökologische Aspekte, die im angesprochenen Verfahren gerichtlich geklärt werden, eben auch beim „Kaunertal-Ausbau“ Berücksichtigung finden. Der Tiwag-Fahrplan sieht die Abgabe der Unterlagen laut Verbesserungsauftrag Nr. 4 im Oktober nächsten Jahres vor, womit das laufende UVP-Verfahren dann weitergehen kann. Es sind rund 25 der 46 Fachgebiete betroffen.