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Faggenbachwasser für Strom und Beregnung

Prutz: Innovative Idee des Beregnungskraftwerks wird umgesetzt

In Prutz wird eine innovative Idee umgesetzt: Es wird ein Kleinkraftwerk in Kombination mit der Errichtung einer Beregnungsanlage gebaut.
25. Juli 2023 | von Von Herbert Tiefenbacher
Faggenbachwasser für Strom und Beregnung<br />
Bgm. Heinz Kofler: „Bernhard Hofer und Ortsbauernobmann Armin Kofler sind die unermüdliche Triebfeder hinter dem Vorhaben.“ RS-Foto: Tiefenbacher
Von Herbert Tiefenbacher

e5-Gemeinden haben sich eine nachhaltige Energiepolitik und lokalen Klimaschutz auf die Fahne geschrieben. Die Tiroler e5-Familie bestand bislang aus 50 Gemeinden. Zu diesen kamen im Frühjahr 2023 zehn weitere Gemeinden dazu – darunter sind die Gemeinden St. Anton am Arlberg und Prutz. Das ist quasi der Aufstieg in den e5-Olymp. Die beiden Gemeinden aus dem Bezirk Landeck setzten sich im bisherigen Aufnahmeverfahren ins e5-Programm gegen zahlreiche interessierte Gemeinden durch.

IDEENLIEFERANTEN. In Prutz wurden und werden wesentliche Akzente in den Bereichen lokaler Klimaschutz und nachhaltige Energiepolitik gesetzt. Zum Beispiel wurden die Energiegemeinschaft Prutz (Obmann Daniel Mungenast) und die Beregnungsgenossenschaft Prutz (Obmann Bernhard Hofer) gegründet. Die Beregnungsgenossenschaft, der 90 Mitglieder angehören, setzt gerade ein Beregnungskraftwerk um. Bgm. Heinz Kofler hebt in diesem Zusammenhang insbesondere den pensionierten Tiwag-Abteilungsleiter für Wasserkraftplanung und ambitionierten Imker und Bauer Bernhard Hofer und den Ortsbauernobmann von Prutz Armin Kofler hervor. „Die beiden sind die unermüdliche Triebfeder hinter dem Vorhaben“, sagte der Prutzer Dorfchef. Sie hatten die Idee dazu, haben diese auch schon fast zur Umsetzungsreife entwickelt.

KONZEPT. Vom Konzept her wird in Kombination mit der geplanten Beregnungsanlage auch ein Kleinwasserkraftwerk gebaut. Das Maschinenhaus ist beim Recyclinghof situiert. Das Kraftwerk bezieht sein Triebwasser, das auch als Beregnungswasser dient, aus dem Faggenbach. Für das Kraftwerk wird jenes Wasser genutzt, das nicht zur Beregnung gebraucht wird. Das heißt: Von Frühherbst bis zum frühen Frühjahr steht das gesamte Wasser für die Stromerzeugung zur Verfügung. Ansonsten ist eine Wasserentnahme zur Stromerzeugung nur möglich, wenn nicht beregnet wird. Laut Bernhard Hofer kann mit einer Stromerzeugung von 700.000 kWh im Jahr gerechnet werden. Das ist der durchschnittliche Stromverbrauch von ca. 200 Haushalten.

EINREICHUNG. Einreichfertig ausgearbeitet ist das Vorhaben im Frühherbst. Die Erfahrung sagt, dass das Genehmigungsverfahren ein Jahr dauern wird. Mit einem Baubeginn wäre dann frühestens im Herbst 2024 zu rechnen. Die Investitionskosten für das Gesamtprojekt (Beregnungsanlage plus Kleinkraftwerk) werden auf ca. drei Millionen Euro geschätzt. Diese werden mit einem Darlehen und dem Verkaufserlös aus der Stromproduktion finanziert. „Wir hoffen natürlich, dass wir auch Förderungen erhalten“, erklärte Bernhard Hofer.

BEREGNUNGSANLAGE. Die Beregnungsanlage ist so ausgetüftelt, dass 110 Hektar Fläche (landwirtschaftlich genutzte Flächen wie Äcker und Grünland, Obst- und Gemüseanbauflächen sowie Gärten) ganz ohne Pumpen und ohne Energiezufuhr von außen bewässert werden können. Der für die Beregnung notwendige Wasserdruck wird durch den Höhenunterschied zwischen dem Recyclinghof (Wassereinleitung) und den Flächen am Talboden gewonnen. Bernhard Hofer weist darauf hin, dass die Errichtung der Beregnungsanlage Landwirten neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen. Bestehende, traditionell genutzte landwirtschaftliche Flächen können zum Obstanbau umgenutzt werden. Die Beregnungsanlage ist so ausgelegt, dass die verfügbare Wassermenge ausreicht, um auch einen höheren Wasserbedarf abzudecken. Durch die Beregnungsanlage ergeben sich auch für den Gemüseanbau in Prutz neue Entwicklungspotenziale. Das wurde bereits von Stefan Mair und Max Buchhammer erkannt.

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