Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Faschingszeit – stressige Zeit für Musauer Buben

Zwei Veranstaltungen am Ende des Faschings verlangen den vollen Einsatz der Musauer Burschen

Die Bevölkerung der kleinen Gemeinde Musau hält ihre traditionellen Faschingsbräuche weiterhin hoch und ist voll in Feierlaune am Ende der Faschingszeit. Der Bareigang, ein in Österreich einzigartiger Brauch am Rosenmontag, und das Hexverbrennen mit Scheibenschlagen am Funkensonntag sind die Highlights des Musauer Faschings.
19. Feber 2024 | von Bruno Dengg
Faschingszeit – stressige Zeit für Musauer Buben
Die kleine Schar der Bareibuben mit ihren schönen und bunten Hüten die aus Freude und Auftrag diesen einzigartigen Brauch hochhalten. Hauptmann Valerian Bader (l), Zugführer Lukas Zotz (r). RS-Foto: Bruno Dengg
ALLE WARTEN SCHON AUF DIE BAREIBUBEN. Am frühen Nachmittag des Rosenmontags versammeln sich die schulpflichtigen Buben (alle 6- bis 14-Jährigen) am frühen Nachmittag im Ortsteil Roßschläg um ihren langen Weg durch das Straßendorf Musau anzutreten. Das Besondere an den Bareibuben sind ihre mit großem Zeitaufwand selbst hergestellten bunten hohen Spitzhüte, die Säbel und Bajonette, die sie tragen, aber auch die Kuhhörner, mit denen sie lautstark bis zum späten Abend durch das Dorf ziehen und um Bareien ausbitten. Ziel ist es, die finsteren Mächte, wie zB Perchten und Bareien auszutreiben. Jeder erhält daraufhin einen kleinen Geldbetrag in sein „Geldsäckle“. Die beiden ältesten Teilnehmer haben die Funktion eines Hauptmannes und Zugführers, damit die Bareibuben auch geordnet und nicht wie eine wilde „Horde“ durch das Dorf ziehen. Dieser Brauch wird in Musau seit Jahrhunderten unverändert begangen, nur die Rahmenbedingungen haben sich ein wenig verändert: War es in früheren Zeiten sehr mühsam zur Winterzeit durch das Dorf zu stapfen, – es sind immerhin über vier Kilometer zurückzulegen – so ist es in „milden“ Wintern zB in den letzten Jahren weniger strapaziös. Mussten in vergangenen Zeiten die Bareibuben selber beim „Bäck“ (frühere Bäckerei im Ort) und beim „Toml“ (früheres Gemischtwarengeschäft) zu einer Pause einkehren und einen Teil ihres erhaltenen Geldes gleich wieder für Konsum ausgeben, werden sie heute im Gemeindeamt, welches in der Mitte des Dorfes liegt, mit einer Jause und Getränken versorgt, damit sie dann gestärkt bis zum späteren Abend nach Untermusau kommen. Konnten früher die Bareibuben noch in jedem Hause Einlass finden, so bleiben ihnen jetzt manche Türen verschlossen, da deren Einwohner aus beruflichen oder sonstigen Gründen nicht zu Hause sind. Schade, dass die Schar der Bareibuben aufgrund des demografischen Wandels immer kleiner wird, äußerst positiv ist jedoch, dass dieser wohl weit und breit einzigartige Brauch weiterhin mit viel Freude und Engagement von den Musauer Buben ausgeübt wird. Traditionen aufrechtzuerhalten und zu leben ist wertvoll und auch Auftrag.

SCHEIBENSCHLAGEN UND HEXVERBRENNEN IMMATERIELLES UNESCO KULTURERBE. Am Funkensonntag, dem ersten Fastensonntag, wird in Musau, wie in einigen anderen Orten Tirols auch, das unwiderrufliche Ende des Faschings mit dem Scheibenschlagen und Hexverbrennen begangen. Dieser Brauch hat sehr viel Tradition und Seltenheitswert und das ist auch der Grund, dass er in das österreichische Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen wurde. Sowohl Musau als auch die Nachbargemeinde Pinswang erhielten hochoffiziell eine Urkunde als Bestätigung.
In Musau gibt es zwei Standorte für die Hexverbrennung und das Scheibenschlagen: Einen nahe des Fußballplatzes für die Bevölkerung von Obermusau und einen anderen nahe des Radweges, der nach Vils führt. Letzterer war in früheren Jahren, zu einer Zeit an dem sich noch kaum Autos auf der B 179 stauten, auf dem „Bergle“, einer kleinen Anhöhe nahe Untermusau, angesiedelt. Es war schon beeindruckend und ein toller Anblick, die glühenden Buchenholzscheiben in den nächtlichen Abendhimmel fliegen zu sehen während die Strohhexe verbrannt wurde. Leider musste dieser Standort schon bald einmal aus Sicherheitsgründen aufgegeben werden, da doch die eine oder andere Scheibe auf der Straße und leider auch hie und da auf vorbeifahrenden Autos landeten. Die betroffenen Fahrer glaubten wohl schon UFOs gesehen zu haben und das kurz nach ihrer Einreise nach Tirol.
Der Funkensonntag endet meist beim gemütlichen Zusammensein der Dorfgemeinschaft und anschließend zu Hause mit dem Verzehr der letzten Faschingskrapfen.
Faschingszeit – stressige Zeit für Musauer Buben
Die Strohhexe brennt lichterloh während die glühenden Scheiben in den nächtlichen Himmel fliegen. RS-Foto: Bruno Dengg

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