Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Nach 40 Jahren „Ziemlich beste Freunde“

„Bühne Oberperfuss“ gibt im 40. Jahr ihres Bestehens die Bühnenfassung der Tragikomödie zum Besten

Mit ihrer neuesten Produktion der selten zur Aufführung gebrachten Bühnenfassung des Stücks „Ziemlich beste Freunde“ nach dem gleichnamigen Film ist der Bühne Oberperfuss eine Punktlandung gelungen: Vorallem dank der großartigen schauspielerischen Leistung der beiden Hauptdarsteller und der hervorragenden Arbeit des gesamten Teams kann die Tragikomödie rund um den querschnittgelähmten Philippe nur wärmstens empfohlen werden.
3. Oktober 2022 | von Agnes Dorn
Nach 40 Jahren „Ziemlich beste Freunde“
Der Rollstuhl als Hauptrequisite dominiert die ansonsten recht karge Bühne. Inszenierung und Schauspiel sind aber dennoch perfekt. Foto: Dorn
Von Agnes Dorn

Ausgerechnet zu ihrem 40. Geburtstag hat sich die Bühne Oberperfuss ein besonderes Stück einverleibt: Besonders die beiden Hauptrollen der Tragikomödie „Ziemlich beste Freunde“ gehören zu den wirklich anspruchsvollen Rollen und sind mit Thomas Kuen (Philippe) und Christian Heis (Driss) bestens besetzt. Insgesamt gibt es an dem Stück unter der Regie von Gabi Lorenz wirklich nichts auszusetzen – im Gegenteil: Das Bühnenbild (Harald Lechner) ist reduziert und genau ausreichend, die zahlreichen Video- und musikalischen Einschnitte unterlegen die Message und Atmosphäre, sind aber nie aufdringlich und die insgesamt vier Nebendarsteller geben den beiden Hauptfiguren jenen Raum, den diese benötigen, um ihre Geschichte zu erzählen.

Tragikomisch. Kein Mitleid – das ist das, wonach sich Philippe eigentlich sehnt. Er sitzt seit einem Paragleit-Unfall querschnittsgelähmt im Rollstuhl und braucht für jede Lebenslage Unterstützung. Zig Pfleger hat der reiche Pariser Unternehmer bereits verschlissen, bis er auf den vorbestraften Kleinkriminellen Driss trifft, der eigentlich nur die Bestätigung fürs Arbeitsamt braucht, dass er sich für die Stelle beworben hat, aber nicht angenommen wurde. Doch Philippe sieht die Chance, endlich jemanden an seine Seite zu bekommen, dem es nicht nur um Geld oder Mitleid geht, denn Driss ist ziemlich direkt und auf eine gewisse charmante Art respektlos. Sein Umfeld, darunter auch seine Assistentin Antoine, warnt Philippe: „Die Jungs aus der Vorstadt, die kennen kein Mitleid.“ Doch er hört er nicht auf sie: „Genau das ist es. Das ist es, was ich will – kein Mitleid.“ Driss wird angestellt und im Laufe von wenigen Monaten entwickelt sich zwischen den beiden Männern eine tiefe Freundschaft. Ihre Seelenverwandtschaft erweist sich schließlich wesentlich größer als ihre unterschiedliche gesellschaftliche Herkunft.

Freundschaft. Dass Thomas Kuen sich die Rolle des querschnittgelähmten Philippe im wahrsten Sinne des Worts „einverleibt“ hat, spürt man von der ersten Minute an. Als hätte er tatsächlich diesen bewegungsunfähigen Körper, bleibt er das ganze Stück lang jener Hilfsbedürftige, der sich nur über sein Mundwerk zu wehren versteht. Auch die kurzzeitige Depression und die Wut über die eigene Hilflosigkeit werden von Kuen gekonnt zum Vorschein gebracht. Christian Heis wiederum verkörpert mit dem respektlosen Driss genau jenen Antihelden, der dem Stück seinen besonderen Charme gibt: Es ist nämlich nicht der perfekt ausgebildete Krankenpfleger, den Philippe dringend für sein Seelenheil benötigt, sondern im Gegenteil der Bursche aus dem Pariser Ghetto, der mit Leib und Seele nach Überleben strebt.

Vorstellungen. Wie Kuen die Figur von Philippe gerade durch ihre Bewegungslosigkeit zum Leben erweckt, so gelingt dies Heis mit Driss durch dessen unreflektierte Agilität. Der eine Kopf, der andere Körper. Die vier Nebendarsteller Stefanie Huber-Gutleben als Assistentin Antoine, Simone Haider als Philippes Angestellte Magalie, Norbert Habel als dessen Anwalt und Dominik Heis als Krankenpfleger fungieren in dem Stück gekonnt als jene Zahnräder, die die Welt rund um Philippe am Laufen erhalten. Das Stück, das auf der Autobiografie von Philippe Pozzo di Borgos beruht und gerade deshalb absolut authentisch ist, wird im Peter-Anich-Haus zur Aufführung gebracht. Weitere Vorstellungen sind bis inklusive 29. Oktober jeden Freitag und Samstag um 19.30 Uhr und jeden Sonntag um 18 Uhr. Karten können im Vorverkauf im TVB-Büro gekauft oder per Mail an reservierung@buehne-oberperfuss.at reserviert werden.
 

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