Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Imst | Chronik | 18. Jänner 2022 | Manuel Matt

Breite Zustimmung, nur teilweise mit Vorbehalten

Breite Zustimmung, nur teilweise mit Vorbehalten
Die Vorderseite des Decorona-Quartiers, eine Hommage an die einst typischen Satteldächer: Bei so mancher politischer Fraktion bleibt allerdings der Wehmut, dass vom ursprünglichen Gebäude selbst wohl nicht viel erhalten bleibt. Visualisierung: Renderwerk, Severin Hamberger
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Ein Überblick über die politischen Meinungen zum Decorona-Projekt in der Imster Innenstadt

So oder so: Wenn’s kommt, wird der Neubau des Decorona-Hauses zweifellos die Imster Kramergasse und damit die Innenstadt wohl grundlegend verändern. Dafür braucht’s allerdings den Segen der Politik: Ein guter Grund also, sich die diesbezüglichen Gedanken zur Quartier-Idee anzuhören.
Von Manuel Matt

Auf gewisse Weise hat sich Michael Strobl mit der Vision vom Decorona-Quartier dem Stadtparlament bereits gestellt: In Form einer nicht-öffentlichen Vorstellung im Gemeinderat, gemeinsam mit dem Architekten und der Möglichkeit, Fragen zu stellen und Wünsche zu äußern. „Dem Großteil hat’s gefallen“, sagt der Bauunternehmer – und hofft auf eine baldige Entscheidung, am liebsten noch vor den Wahlen. Das könnte durchaus so kommen, werde es doch bei der im Februar angesetzten Gemeinderatssitzung auf der Tagesordnung sein, informiert Bürgermeister Stefan Weirather. Seine Meinung zeigt sich klar: „Mir gefällt das Projekt sehr gut. Auch aus dem Vorteil heraus, dass ich es schon öfter gesehen habe und auch die Entwicklung mitverfolgen konnte“, sagt er und lobt insbesondere den geplanten Innenhof und die Satteldach-Nachbildung. Insgesamt habe „man fast ein Jahr daran gearbeitet, gemeinsam mit dem Projektentwickler“, so Weirather, „und wir haben natürlich auch immer wieder Informationen bekommen, wie so ein Projekt ausschauen kann, dass man Themen wie den Verkehr ebenso mitnehmen kann.“ Sein Resümee: So, wie’s vorgestellt wurde, „ist’s passend“. Deshalb werde er zustimmen, „so wie’s am Tisch liegt.“ Auf seiner Liste dürfe aber jeder selbst entscheiden. Wie auch jedes andere Mitglied des Gemeinderats.

BEDINGUNGEN. Nötige Infrastruktur wie Parkplätze würden zur Verfügung stehen und ein Raumplaner sei mit der Erstellung eines Bebauungsplans betraut, ergänzt der Stadtchef. „Noch nähere Information“ will Gemeinderat (GR) Norbert Praxmarer – und Stellungnahmen „von der Raumordnung her“ wie auch aus verkehrsplanerischer Sicht. „Prinzipiell“ sei er für das Projekt, sagt Praxmarer, weil’s „eine Chance für die Innenstadt“ sei. Als Voraussetzung nennt er den Einzug eines Lebensmittelhändlers ebenso wie generelles Gewerbe. Anfragen aus diesem Sektor gebe es, lässt Strobl übrigens durchblicken: In einer „Fülle“, die ihn selbst „sehr überrascht“ hätte. 

SCHON SCHADE. Sollten sich Raum- und Verkehrsplaner positiv äußern, werde er zustimmen, bekennt sich Praxmarer. Der Innenhof samt in Aussicht gestellter Gastronomie finde derweil Gefallen. Doch schade sei nur, dass mit dem Neubau „wieder ein Stück Imst verloren geht“. Vielleicht könne aber noch jemand „drüberschauen“, ob nicht doch etwas von der alten Bausubstanz erhalten werden könnte. Wie’s innen ausschaut, wisse er jedoch nicht – und Fachmann sei er auch nicht, schließt Praxmarer. Besser bekannt mit dem Inneren scheint GR Richard Aichwalder: Besonders mit dem Keller, wo er einst die „Downtown“-Bar gepachtet hatte, mit seinen interessanten Kreuz- und Tonnengewölben, die sich teilweise auch in den anderen Stockwerken finden ließen: Aber eben nur teilweise, wegen baulicher Veränderungen in der Vergangenheit. „Eine Adaption wäre schön gewesen“, meint Aichwalder, der sich’s kürzlich nochmals angeschaut habe und Rücksprache gehalten hat mir einem Architekten, der die Erhaltungsfähigkeit bezweifle. Hoffen wolle er dennoch, dass sich „so viel wie möglich“ bewahren lässt – und meint speziell das Marienbild, das unter der verputzten Außenfassade noch erhalten sein dürfte. Insgesamt sei er allerdings „klar“ für das Projekt: Auch wegen dem „Innenstadt-Charakter“ und der versprochenen Mischung dessen, was einziehen soll. Ein kritisches Auge wolle er aber auf ein „optimales Verkehrskonzept inklusive Öffi-Anbindung“ werfen und mehr Begrünungselemente anregen. Sollten alle Fragen geklärt sein, werde er zustimmen, so Aichwalder.

SKEPSIS. Der Projektpräsentation habe er wegen anderer Verpflichtungen nicht beiwohnen können, schickt GR Helmut Knabl von den Grünen voraus, der so auf Grundlage einer entsprechenden Broschüre antwortet. Was ihm aber schon gefällt: „Der Mut“, ein solches, millionenschweres Projekt in der leidenden Kramergasse zu wagen. „Die Firma Strobl wird sich’s aber sicher durchgerechnet haben“, so Knabl. „Alles, was die Innenstadt belebt, ist positiv“, doch nach dem momentanen Stand würde er sich bei einem Votum enthalten – und zuerst um Änderungen bitten. Etwa bei der Fassade, die hin zur Kramergasse durchaus „verbesserungswürdig“ sei, während er sich mit Blick auf die „grünen Bäume“, die da in Visualisierungen „herumhängen“ argwöhnisch zeigt: So etwas sei oftmals ein „Klischee“ und „verschwindet dann meistens“, zweifelt der Grüne, für den am allerwichtigsten sei: Dass Strobl weiter Gespräche führt und die bereits ansässigen Kaufleute miteinbezieht. Den Mut der Projektwerber würdigt derweil ebenso Andrea Jäger. Ihrer Fraktion sieht sie derweil die Zuschreibung als kategorische Nein-Sager angedichtet, was nicht stimme. Vielmehr sei da ein „tendenzielles Ja“, aber nicht „bedingungslos“ und verbunden mit dem Fordern einer „breiten Diskussion“, wo’s künftig hingehen soll mit der Kramergasse. „Wir beschäftigen uns gründlich“ mit der Decorona-Idee, sagt Jäger, ortet ob der Größenordnung richtungsweisenden Charakter, aber auch Fragezeichen. So seien die Überlegungen zum Verkehr „noch zu wenig ausgereift“, das geplante Gebäude auf den Renderansichten „sehr hoch und massiv“, besonders vom Sonnenparkplatz aus gesehen. Ihr Wunschzettel: „Die Kramergasse-Silhouette bewahren und feingliedrig fortführen“, ein „wirkliches Bemühen“ um einen innerstädtischen Nahversorger und nicht zuletzt ein Architekturwettbewerb auf Kosten der Stadt. Um zu prüfen, ob sich das Decorona-Haus nicht doch mit „moderner Architektur“ revitalisieren lasse.

SCHÖNE BILDER. Überstürzen will Jäger ohnehin nichts, sondern die Entscheidung lieber dem nächsten Gemeinderat überlassen. Dem wieder angehören möchte auch Stadtrat Friedl Fillafer. Zum Projekt hege er „an und für sich keine Einwände“, wenn denn so auch ein Lebensmittelhändler wieder in der Innenstadt residiert. Eine Entscheidung traue er sich aber noch nicht zu. „Da will ich noch ein wenig mehr Expertise“ in Form einer unabhängigen Zweitmeinung, so Fillafer, der auch noch geklärt haben möchte, ob’s eine Fußgängerzone in der Kramergasse geben soll, und überhaupt den Verkehr ganz oben bei den für ihn noch offenen Fragen sieht: „Das muss geregelt sein und braucht Zeit, um dann kein Nachsehen zu haben.“ Ein „gewisses Verkehrsaufkommen“ vermutet er allein schon aufgrund von 170 Parkplätzen und Liefertätigkeiten. Vorsichtig urteilt Fillafer in optischer Hinsicht: „Das Projekt an sich, s’Bildl isch schian“ – doch noch schöner wär’s vielleicht, wenn noch mehr Wert gelegt wird auf malerische Aussichten und Sonnenschein auf den angedachten Plätzen. „Da sitzen die Leute dann lieber“, schmunzelt der Stadtrat durch’s Telefon.

FÜR EINE AUSNAHME. Wie Knabl sei auch er am Präsentations-abend leider verhindert gewesen, sagt Vizebürgermeister Gebi Mantl. Die Pläne kenne er aber natürlich „und wenn in der Innenstadt etwas weitergehen soll, ist’s sicher ein Superprojekt.“ Offen sei aber, ob’s angesichts der Größe „auch mit Leben gefüllt werden kann – und ob sich noch ein Lebensmittelhändler finden lässt, der sich in die Innenstadt nochmal hineinwagt. Da lässt sich nur hoffen und man muss die Sache positiv sehen.“ Gewiss eine „innerstädtische Bereicherung“ sei der angedachte Innenhof, „wo sich die Leute treffen und tummeln können“, so Mantl, der auch neu entstehende Gastronomie begrüßen würde und Wohnungen im Zentrum als Pluspunkt wertet. „Natürlich, es ist ein großer Klotz. Aber alles kann man einfach nicht haben.“ Während sonst hinsichtlich Großbauten „sicher gebremst werden muss“, räumt der Vizebürgermeister dem Decorona-Projekt höchste Wichtigkeit in seiner Rolle zur Innenstadt-Belebung ein: „Das ist eine Ausnahmesituation.“ Deshalb wird es auch ein Ja von ihm geben. Sofern auch der Raumplaner und das verkehrstechnische Gutachten dafür sprechen. 

NOCH ETWAS GEDULD. So viel zu jenen (mit Ausnahme von GR Heinrich Gstrein, den die RUNDSCHAU nicht erreichen hat können), die bereits Teil des Imster Gemeinderats sind. Nächste Woche geht’s weiter mit denen, die’s noch nicht sind, aber gerne wären. Ein eigenes Bild vom geplanten Decorona-Quartier lässt sich bis dahin im Internet machen: www.decorona.at
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