Vielarmig reißt das Seemonster den Dreimaster in den Abgrund – und viel Tiefe im besten Sinn verspricht auch das Schaffen jenes Mannes, dessen Hals diese tätowierte Szene ziert: 20 Stücke hat Andi Schiffer innerhalb kürzester Zeit für sein Quartett „Blue Flamingo“ geschrieben, das auch Vibraphon-Zauberer Mirko Schuler, Bass-Ass Klaus Telfser und die brillante Rita Goller am Piano rund um sein Schlagzeug schart. Selbiges ist auch Dreh- und Angelpunkt der Kompositionen, die getauft sind auf „Bonanza Sushi“ oder „Düstere Wolken“. Gänzlich ohne Gesang schaffen sie den musikalischen Meisterspagat: Leicht zugänglich und doch unendlich reich an Details und Varietät – ganz gleich, ob der Impulsgeber die Trommeln und Becken sanft mit Besen streift oder in jene psychedelischen Gefilde voranprescht, wo Vibraphon und Piano als Mania und Dysphoria zu den beiden Polen eines zitternden, von Bass-Saiten gehaltenen Kosmos werden, der jede menschliche Seele umschließt. Ganz großes Kino also, das anhält bis zum letzten Ton – und zwei besondere Menschen mit Zugaben würdigt: Martin Kafka und Andy Überbacher, schmerzlich vermisst, nicht nur an diesem Donnerstagabend im Gasthof Hirschen.