Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Almosen per Gießkanne

24. Mai 2022 | von Manuel Matt
Almosen per Gießkanne
Liebe Freunde treffsicherer Sozialpolitik!

Dieser Tage flatterte in circa vier Millionen Haushalte in Österreich ein Brief der Bundesregierung. Inhalt des Schreibens ist ein Gutschein im Wert von 150 Euro. Darin befindet sich ein Formular samt Rückantwortkuvert. Dieses sollte man ausfüllen und weiter senden, um letztlich bei der Jahresrechnung des jeweiligen Stromanbieters den Bonus als Gutschrift zu erhalten. Für Digital-Freaks geht das Ganze natürlich auch online. Neben dem sozialen Denkansatz, den Bürgern die enorm gestiegen Energiekosten abzufedern, gibt es bei derartigen Aktionen natürlich stets auch ein politisches Kalkül. Die Menschen sollten dankbar sein. Und das brav bei ihrem nächsten Urnengang mit dem „richtigen Kreuzchen“ quittieren. Mündige Bürger haben mit dem Verteilen solcher Almosen via Gießkanne ein Problem. Allein der Verwaltungsaufwand, die Kosten für Porto, Internetauftritt und Personal sowie letztlich die administrative Abwicklung bei den Stromfirmen verschlingen Millionen. Kritiker sehen die Energieunternehmen als größere Nutznießer denn die jeweiligen Begünstigten. Da wäre es wohl einfacher, über Steuerermäßigungen auf direktem Wege den Arbeitgebern wie den Arbeitnehmern mehr Geld auf ihre Konten fließen zu lassen. Oder endlich den Faktor Arbeit so zu besteuern, dass die Geber wie die Nehmer das Gefühl haben, dass sich das Fleißig sein noch lohnt. Und neben gerechten Löhnen sehnen sich die Leistungsträger in unserem Staat auch nach einem aufrichtigen Kampf gegen die Teuerung. Wohnen, Essen, Mobilität sind selbst für den Mittelstand kaum noch leistbar. Konzerne treiben unverschämt und ungestraft die Preise in die Höhe. Und statt dass wir in den Frieden investieren, schreien viele wie die Affen nach noch mehr Waffen.

Meinhard Eiter

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