Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Ausgebremster Schaum

24. Jänner 2023 | von Meinhard Eiter
Ausgebremster Schaum
Liebe Freunde des überschäumenden Vergnügens!
Jüngst erreichte uns Genussmenschen eine Hiobsbotschaft. Das Bier wird um fast zehn Prozent teurer. Im Klartext heißt das, dass wir ab Februar in einem Gasthaus für eine Halbe mit einem Preis von fünf Euro rechnen müssen. Das bringt das Fass im wahrsten Sinn des Wortes zum Überlaufen. Denn damit ist sowohl für uns Gäste als auch für die Wirte sprichwörtlich Hopfen und Malz verloren. Viele von uns leiden seit Monaten unter der Teuerungswelle. Wohnen, Autofahren, Heizen, Kredite und der Einkauf im Supermarkt belasten unser Haushaltsbudget mehr denn je. So manch einer von uns tröstete sich dabei am Stammtisch beim fröhlichen Huangert mit Freunden. Diese Art des Hinunterschluckens von Unglück verlagert sich jetzt wohl mehr und mehr in die heimischen Behausungen. Dort kann man sich um den Preis von drei Bieren im Gasthaus noch eine ganze Kisten in den Keller stellen. Wir reden dabei nicht nur von einer enormen Verschlechterung unserer Lebensqualität und einem psychologisch belastenden Verlust sozialer Kontakte. Es geht ganz dramatisch um einen schleichenden Tod der Gemütlichkeit im öffentlichen Raum. Als gesellschaftspolitisch kritischer Hobbyphilosoph muss ich befürchten, dass die Argumente gestiegener Rohstoffpreise, Energie- und Lohnkosten einmal mehr den kranken Hirnen gieriger Krisengewinnern entspringen. In meinem Kopf braut sich ein Horrorszenario zusammen: Manager von börsennotierten Unternehmen, die den Hals und Rachen nicht voll genug kriegen, feiern mit Champagner und Sekt überschäumend mit ihren Aktionären den Erfolg einer nicht ökosozialen Marktwirtschaft. Und ich singe bei mir in der Badewanne „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ – und das mit Spaß befreiter Sparsamkeit im lauwarmen Wasser!

 

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben