Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Die Torfrau im Abseits

21. März 2023 | von Meinhard Eiter
Die Torfrau im Abseits
Liebe Freunde der Selbstzerfleischung!
Bruno Kreisky würde sich wohl im Grab umdrehen. Er, der einst als Kanzler die roten Linien für ein Spielfeld zog, das den Menschen hierzulande Wohlstand, Frieden und Glück bescherte, hat politische Erben hinterlassen, die eine einst sauber gemähte Wiese in einen Acker zertrampeln, auf dem kaum noch etwas wächst. In Zeiten der „Gierflation“, in denen die skandalisierten Türkisen und Blauen ständig in die selbst aufgestellte Abseitsfalle tappen und die Grünen und Pinken Leiberln überstreifen, die ihnen um Hausnummern zu groß sind, wird den Roten im Stadion der Freundschaft ständig ein Elfmeter gepfiffen, der mehr als nur aufgelegt wäre. Doch die Sozis treffen das Tor nicht, obwohl dieses von niemandem gehütet wird und offen wie ein Scheunentor zum Einnetzen einlädt. Um bei den Metaphern des Fußballsports zu bleiben: Weil über den linken Flügel so gut wie gar nichts läuft, hat sich ein Ersatzmann selbst eingewechselt, um das eigene Team rechts außen zu überholen. Rendi, Obfrau, Trainerin und Spielmacherin des Vereins, sollte als medizinische Wunderpille den roten Klub zum Meistertitel führen. Doch weil die filigrane Diva ständig dem Ball hinterher läuft ohne ihn wirklich zu erwischen, versucht jetzt Hans-Peter, ein grobschlächtiger Balltreter aus dem pannonischen Grenzgebiet, das Match in eine Schlacht zu verwandeln. Mit der Blutgrätsche will er vorerst den eigenen Mitspieler*innen „die Wadeln viere richten“ und in den „A...h“ treten, um danach den eigentlichen Gegnern das Fürchten zu lehren. Damit dieses grausame Spiel ausreichend Publikum anlockt, werden jetzt alle Mitglieder zum kollektiven Anfeuern zwangsverpflichtet. So wird die Welle der Begeisterung zum Urschrei. Und blutiger Schweiß verschwitzt.

 

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