Liebe Freunde von Sommerfesten! Wir alle kennen das. Zu einer schönen Feier an warmen Tagen gehört das Grillen. Hierzulande ist das Zubereiten von Speisen am offenen Feuer männlich. Mit einer Zange in der Hand beim Wenden von Fleisch und Würsten fühlt sich der Herr des Hauses als Ernährer. Das hat etwas Archaisches und ist wohl ein tief in unserer maskulinen Seele verwurzeltes Gefühl. Kommt wahrscheinlich aus der Steinzeit. Stramm stehend, den Bauch leicht eingezogen und die Brust angehoben steht der Mann auch nach Jahrtausenden noch da wie ein Jäger, der soeben ein Wildtier erlegt hat. Schwitzend vermittelt er die unglaubliche Anstrengung dieser gefährlichen Tätigkeit in unmittelbarer Nähe der heißen Glut. Heutzutage freilich hat der wohl ebenfalls unbändige männliche Trieb zur Technologisierung das Ursprüngliche in Wahrheit längst verscheucht. Sündteure Monster an Geräten verleihen den Besitzern das Gefühl von Macht und Stärke. Auch die geistige Überlegenheit spielt eine wichtige psychologische Rolle. Ob die Hitze nun über Gas, Strom oder doch noch über Kohle erzeugt wird – das verleiht so manchem Stammtisch die Bedeutung einer hoch intellektuellen Diskussion mit philosophischem Tiefgang. Die Wahrheit will dabei niemand wissen. Doch: Während die Männer beim Bier ihre Bauchmuskulatur von innen kühl massieren, hüten die Prosecco schlürfenden Damen am Nebentisch ihre Geheimnisse. Der Salat, die Marinade, die Saucen sind in aller Regel nicht die Beute des in der Vornacht ausgerückten Freischützen. Aber, weil Grillplätze keine bevorzugten Orte für den feministischen Geschlechterkampf sind, ist die Welt ebendort noch in Ordnung. Selbst für Vegetarier:innen. Sie dürfen sich längst ohne Hohn und Spott Zucchini auf den Rost legen. Mahlzeit!