Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Speck-Brot-Dilemma

23. Mai 2023 | von Meinhard Eiter
Speck-Brot-Dilemma
Liebe Freunde einer guten Marend!
Viele von uns kennen das. Du hast dir am Bauernmarkt Speck und Vinschgerln gekauft und gönnst dir eine Jause. Idealerweise ein Bier dazu. Ein schneidiges Messer teilt das Geräucherte in möglichst kleine Stücke. Mir ist am liebsten das vom Bauch. Zwei Drittel weiß und ein Drittel rot. Dazu ein paar Scheiben Brot. In Tirol ist das mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es ist Kult. Das Schönste daran ist, wenn sich das mit dem Aufschneiden nie ausgeht. Abwechslungsweise muss man nachjustieren, weil das eine oder andere gerade aufgegessen ist. Ein wahres Dilemma. Aber es gibt weit Schlimmeres. Zum Beispiel wenn bei diesem Genuss jemand neben dir sitzt, der dich belehrt. Diese Form der Ernährung sei heutzutage nicht mehr zeitgemäß. Alles andere als gesund. Fett, tierisches Eiweiß, gepaart mit dick machenden Kohlehydraten, die sich zwangsläufig in Zucker verwandeln. So ganz von der Hand zu weisen sind diese Vorwürfe ja nicht. Und so garniere ich meine Jause immer öfter mit Rettich, Radieschen, sauren Gurken oder Paprika vom türkischen Laden. Letzteres vermittelt mir multikulturelle kulinarische Zufriedenheit. Empfehlen kann ich zudem Senf und Kren. Hilft der Verdauung und lässt dich schwitzen ohne Sport getrieben zu haben. Vegetarisch oder gar vegan ist das Ganze nicht. Aber für die Psyche, die neuerdings oft mehr belastet ist als so mancher Körperteil, wirkt so eine Vesper wie Balsam. Übrigens: Man kann das Ritual des Speckverzehrs auch zur Kunstform erheben. Meiner Nichte, die einst in Wien als Jazzmusikerin für ihre Band einen Namen suchte, kreierte ich spontan den Titel „The Big Marenders“ – was die Bäuche im Publikum wackeln ließ. Fettes Brot, die deutsche Hip-Hop-Kultband, wurde erst später gegründet.
 

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