Von Manuel Matt
Vielleicht ein kleines Geschenk an die Enkel, wusste Gitarrist Clem Clempson das jüngste Colosseum-Album „Restoration“ augenzwinkernd schmackhaft zu machen. Kurz und bescheiden – im Gegensatz zum Gespielten: Denn sie nehmen sich ihre Zeit für die Entfaltung, sie sind nicht weniger als episch, die Kompositionen der legendären, 1968 gegründeten Band, die eigentlich nicht so recht in ein Genre passen: Blues und Rock geben sich zwar als Grundgerüst zumeist die Hand, doch ist da fast immer auch ein wenig Jazz in der Herznote – und klassische Einflüsse machen’s nur noch spannender. Da kann’s innerhalb weniger Takte recht schnell gehen: Nick Steed lässt über den rotierenden Leslie-Lautsprecher seiner Hammond-Orgel die Fuge zum Funk werden, während Clempson an der Gitarre den Jazz-Vierklang mit dem rock-typischen Powerchord zusammenführt. „Wah, Wah“ ist dann oftmals die Aufforderung ans Saxophon von Kim Nishikawara, das nicht nur im Dialog mit der Gitarre, sondern auch im Solo so richtig glänzt – und als Teil des Gesamtwerks sowieso. Ein Maestro des Scat-Gesangs und schlicht eine Klasse für sich, stimmlich wie ausstrahlungstechnisch, ist Chris Farlowe: Damals wie heute, selbst mit stolzen 82 Jahren. In lässiger Extravaganz baden die Bass-Lines des ebenso sängerisch gesegneten Mark Clarke, der gemeinsam mit dem fantastischen Schlagzeug von Malcolm Mortimore den rhythmischen Unterbau für den Colosseum-Sound bildet. Ja, so ein Album wäre wohl wirklich ein feines Geschenk für den Nachwuchs. Anhören kann man sich’s ja gemeinsam.