Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Sprache als Kulturerbe

Das Ötztaler Wörterbuch – online zum Anhören

So frei wie die Gedanken auch sind, lassen sie sich doch auch immer irgendwie durch den Zauber der Sprache einfangen. Eigenheiten sind da dann das Salz in der Suppe. Auch im Ötztal, dessen einzigartiger Wortschaft nach einem Jahr Arbeit nun in Form eines Online-Wörterbuchs den Interessierten in- und außerhalb des Tales in vollem Umfang zur Verfügung steht.
22. März 2021 | von Manuel Matt
Sprache als Kulturerbe
Zwei von insgesamt zehn Dialektsprecherinnen und -sprechern aus dem Ötztal, die dem Online-Wörterbuch der Ötztaler Museen hörbares Leben einverhaucht haben: Anna Praxmarer (r.) aus Längenfeld und Jakob Gstrein (l.) aus Sölden Fotos: Ötztaler Museen
Von Manuel Matt

In den vergangenen Monaten wurden von insgesamt zehn Dialektsprecherinnen und -sprechern aus dem Ötztal rund 4500 Dialektwörter aufgenommen und im Online-Wörterbuch eingespielt. Gemeinsam mit Anna Praxmarar vertont haben das Ötztaler Dialektwörterbuch dabei Adolf Kutzler, Sabine Kapferer, Franz Gstrein, Hildegard Frischmann, Birgit Roberts, Susanne Falkner, Christian Holzknecht, Franz Scheiber und Jakob Gstrein. Um größtmögliche Authentizität zu gewährleisten, wurde Wert darauf gelegt, dass jedes Dialektwort wirklich von Menschen aus eben jener Gemeinde aufgenommen wird, für die das Wort erfasst worden war.

WACHSEN & GEDEIHEN. Entstanden ist so eine bunte Sammlung aus allen Bereichen des Alltagslebens – und die Sammlung wird täglich größer. Denn über eine Eingabemaske können auch weiterhin laufend neue Vorschläge für das Dialektwörterbuch eingebracht werden. So wurden seit der Netzgeburt des Wörterbuches im vergangenen Herbst mittlerweile fast 200 Wörter online von Seiten der Ötztaler Bevölkerung ergänzt. Für Freude sorgt dieses Interesse beim Team der Ötztaler Museen – und man werde sich bemühen, auch die neuen Einreichungen laufend zu ergänzen und im Sommer in einem zweiten Schritt ebenfalls zu vertonen, so die Projektleiterin Edith Hessenberger: „Es ist die Aufgabe unserer Museen, das kulturelle Erbe des Tales zu sammeln, um es dann spannend zu vermitteln.“

VON LÄSTIGEN KINDERN UND DEM HEULEN DES WINDES. Anna Praxmarer studiert Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Innsbruck und hat das Wörterbuch mit Leidenschaft umgesetzt. Interessiert an den regionalen Spielarten des Ötztaler Dialekts, lernte aber auch die Längenfelderin dazu – kein Wunder, vereinheitlichte und digitalisierte sie doch tausende Worte, die ihr in Form von Listen zur Verfügung gestellt wurden. Manche Wörter – wie beispielsweise „Miadsåck“ für „lästiges Kind“ – sind kaum mehr in Gebrauch, „Mammelar“ als Muttersöhnchen ist da freilich schon etwas verbreiteter. Ebenso lautmalerisch, aber aus einem völlig anderen Alltagsbereich stammt der Begriff „Luurlen“, der in Sölden für das Heulen des Windes verwendet wird. „Es gibt viele Beschreibungen für meteorologische Phänomene“, erklärt Praxmarer: „Die unterschiedlichen Formen von Schnee, die Stärke des Schneefalls oder die Windstärke, ob es ein warmer Wind ist, der Tauwetter bringt, oder ein Sturm, dieses Wissen war früher überlebensnotwendig.“

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