Ein atemberaubender Anblick: Majestätisch erheben sich weiße Berggipfel über der dichten Wolkendecke. Wer von der Bergstation der Alpjochbahn in Imst nach oben blickt, sieht PV-Module an den Lawinenverbauungen hängen. Dahinter verbirgt sich ein innovatives System der Firma HTB, das die Erzeugung erneuerbarer Energie im alpinen Raum vorantreiben soll. Die Module sind vertikal an den Schutzbauten montiert und können frei schwingen. Eine ähnliche Anlage ist bereits in St. Anton in Betrieb – und diese lieferte gute Werte. „Die Bedingungen dort oben sind für die PV-Produktion sehr gut“, erläutert Michael Gstrein von der HTB. Die hohe Sonneneinstrahlung, optimale Temperaturen und die durch die Höhenlage verlängerte Helligkeit in den Wintermonaten würden perfekte Voraussetzungen schaffen. Dank der bifazialen Module kann im Winter auch der Reflexionseffekt des Schnees genutzt werden. Das Besondere: Im Gegensatz zu herkömmlichen PV-Anlagen, die hauptsächlich im Sommer Spitzenwerte erzielen, produziert diese Anlage gerade auch im Winter viel Energie, also genau dann, wenn der Strombedarf in Tirol und bei den Bergbahnen steigt und aufgrund der geringeren Produktion Energie importiert werden muss. Rund 30 bis 40 Prozent mehr Ertrag im Vergleich zu einer Anlage im Tal würden sich ergeben. Ein weiterer Pluspunkt des Gemeinschaftsprojekts von HTB, den Imster Bergbahnen und den Stadtwerken Imst: Der Strom wird direkt dort erzeugt, wo er auch benötigt wird.
NUTZUNG VORHANDENER INFRASTRUKTUR. Weitere Vorteile der Anlage hoch über Imst sind laut Thomas Huber, Direktor der Stadtwerke Imst, die gute Erreichbarkeit und die Nähe zur bestehenden Infrastruktur der Imster Bergbahnen, die im Zuge des Neubaus auf den neuesten Stand gebracht wurde. Der Strom kann auf kurzem Weg eingespeist werden, in der Bergstation der Alpjochbahn wurde vorausschauend bereits eine Trafostation errichtet. Die innovative Nutzung bestehender Lawinenverbauungen ist auch ein Beispiel für nachhaltige Ressourcennutzung: Es werden keine zusätzlichen Flächen verbraucht, die Lawinenverbauungen werden doppelt genutzt, ohne ihre Schutzfunktion zu beeinträchtigen. „Für uns ist das ein erster Schritt“, so Bernhard Schöpf, Geschäftsführer der Imster Bergbahnen, „wir wollen in diesem Bereich noch viel mehr umsetzen“.
Thomas Huber, Direktor der Stadtwerke Imst, Bernhard Schöpf, Geschäftsführer der Imster Bergbahnen und Michael Gstrein von der HTB (v.l.). RS-Foto: Grüneis