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Präsentation in Haiming

Kraftwerksprojekt vor vollem Oberlandsaal vorgestellt

Für Meinungsverschiedenheiten im Haiminger Gemeinderat sorgte Bürgermeisterin Michaela Ofner, als sie im Alleingang Beschwerde gegen den positiven Kraftwerks-Bescheid einlegte. Eine Bürgerversammlung am 14. April mit allen Beteiligten sollte über weitere Schritte entscheiden. Dem kam der Ausschuss „Kraftwerk Haiming“ jedoch nun zuvor: Ein voller Oberlandsaal ließ sich das Projekt Innstufe Imst-Haiming letzte Woche von der Tiwag präsentieren.
11. April 2023 | von Markus Wechner
Präsentation in Haiming<br />
Die Trennwand im Oberlandsaal Haiming musste aufgrund des großen Andrangs geöffnet werden. RS-Foto: Wechner
Von Markus Wechner

„Nachdem Bürgermeisterin Michaela Ofner zuletzt mit einem Alleingang den Gemeinderat und den eigens gegründeten ‚Ausschuss TIWAG-Kraftwerk Haiming‘ ausgehebelt hatte, ergreift nun die Mehrheit in eben diesem die Initiative“, so der Wortlaut in einem Informationsschreiben des besagten Ausschusses unter Obmann Hubert Leitner. Dieser lud die Haiminger Bevölkerung letzte Woche zur Projektvorstellung durch Vertreter der Tiwag in den Oberlandsaal, um der Bürgerversammlung am 14. April mit Vertretern von Tiwag, Tinetz, Fischereiverband, Raftingverband und Vertretern von WWF zuvor zu kommen. Kritisiert wird hierbei vor allem, dass dort zu wenig Zeit zur Verfügung stehe, um das Projekt angemessen vorzustellen. Also strömten letzte Woche weit mehr als 300 Interessierte in den anfangs abgeteilten Haiminger Oberlandsaal. Bereits nach kurzer Zeit hatte sich dieser aber dermaßen gefüllt, dass die Trennwände zur Seite geschoben werden mussten.

ENERGIEWENDE. Den ersten Teil der Informationsveranstaltung übernahm Alexander Speckle, Tiwag Vorstandsmitglied: „Die Energiewende ist ein europäisches und nicht nur ein Tiroler Thema“. Ziel der EU sei es, die Elektromobilität voranzutreiben und die Treibhausgasemissionen rapide zu senken. All dies finde auch Eingang in die nationale Gesetzgebung, wie etwa in das Erneuerbare Ausbaugesetz. Bis 2030 müssten österreichweit 27 Terrawattstunden an Stromerzeugung ausgebaut werden. Laut Plan würden hierbei auf den Tiroler Wasserkraftsausbau  2,1 Terrawattstunden fallen. „Die Wasserkraft ist ein Eingriff in die Natur, sie läuft aber nach den Regeln in unserem Land“, beschwichtigt Speckle. Mit der Innstufe Imst-Haiming könne man 252 Gigawattstunden ausbauen. Gerade aufgrund der Winterenergielücke sei es wichtig, den Verbrauch und die Erzeugung stabil zu halten, da es sonst zu Blackouts komme. Mit den Pumpkraftwerken könne man die Sommerüberschüsse für den Winter speichern, was mit anderen erneuerbaren Energien nicht möglich sei. Hinzu komme, dass man derzeit viel fossilen Strom importieren müsse: „Jeder, der gegen die Wasserkraft ist – und das soll nicht polemisch gemeint sein –, ist für die Abhängigkeit“, wie Speckle bekräftigt.
Innstufe Imst-Haiming. Im zweiten Teil folgte die Projektpräsentation von Robert Reindl. So sei der Start des Projekts bereits im Jahr 2011 erfolgt, das UVP-Verfahren folgte 2015. Nach der vierten Revision konnte dieses 2022 abgeschlossen werden. Am 22. Februar wurde schließlich der positive UVP-Bewilligungsbescheid ausgestellt. Prinzipiell werde für die Innstufe Imst-Haiming das Wasser vom Kraftwerk Prutz-Imst wiederverwendet. In Imst soll das bereits abgearbeitete Wasser über einen Stollen in die Kaverne nach Haiming transportiert werden. Dies soll unter anderem mittels eines Triebwasserstollens im Tschirgant bewerkstelligt werden. In Haiming soll das Wasser über ein Becken wieder in den Inn geleitet werden. Bezüglich des Bergwassers habe es zahlreiche Untersuchungen gegeben. Mit dem Triebwasserstollen komme man mit dem Bergwasserspiegel nicht in Berührung. Auch eine Beeinträchtigung von Quellen wurde überprüft und laut Reindl durch Prüfgutachter ausgeschlossen. Dasselbe gelte für das Talgrundwasser. Die Tiwag würde für das Kraftwerk unterschiedliche Wassernutzungen benötigen. Hierfür seien 10 Liter pro Sekunde genehmigt worden. „Das ist sehr wenig für Inntalgrundwasser“, wie Robert Reindl erklärt. Auch hier sei eine Beeinträchtigung des Talgrundwassers ausgeschlossen worden.

OFFENE FRAGEN. In einer offenen Fragerunde konnten einige Unklarheiten thematisiert werden. So argumentiert die Tiwag bezüglich dem Gletscherschwund und den unregelmäßigen Niederschlägen mit den positiven Auswirkungen von Wasserkraftwerken als Speichermöglichkeiten. Zudem wurde auf Nachfrage das Verkehrskonzept für die Bauarbeiten thematisiert. Dieses würde zu fast hundert Prozent über die Autobahn bei Haiming abgewickelt werden. Auch der Inntalradweg soll bestehen bleiben, lediglich im Bereich den Beckens in Haiming soll ein Ersatzweg entstehen. Ausgleichsmaßnahmen seien hingegen bei diesem Projekt nicht notwendig, da es selbst bereits als derartiges anzusehen sei, da so das Schwallverhalten des Inns verbessert werde. Lediglich die Frage nach den Kosten blieb noch unbeantwortet. Die Schätzungen lagen 2015 bei 300 Millionen Euro, dies sei nach den Preissprüngen in den letzten Jahren jedoch nicht mehr zu gewährleisten.
Präsentation in Haiming<br />
Robert Reindl (r.) und Alexander Speckle von der Tiwag stellten das Projekt vor. RS-Foto: Wechner

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