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Strom und Wasser im Fokus

Weiterhin Diskussionen um Kraftwerk Imst-Haiming

Kürzlich wurde das UVP-Verfahren bezüglich Ausbau Kraftwerk Imst-Haiming abgeschlossen und ein positiver Bescheid ausgestellt. Gegen diesen legten nun aber mehrere Parteien Beschwerde ein, unter anderem die Gemeinde Haiming. Während die TIWAG angibt, alle Vorgaben bestmöglich umgesetzt zu haben, fürchtet die Haiminger Bürgermeisterin Michaela Ofner um das Trinkwasser in ihrer Gemeinde.
28. März 2023 | von Markus Wechner
Strom und Wasser im Fokus<br />
TIWAG-Vorstand Alexander Speckle bedauert den Einspruch. RS-Foto: Wechner
Von Markus Wechner

Die TIWAG habe laut Bauvorstand Alexander Speckle das Projekt „nach bestem Wissen und Gewissen“ erarbeitet. Nach der Einreichung sei das Projekt durch 32 bestellte Fachgutachter untersucht worden, um die Umweltverträglichkeit festzustellen. Insgesamt seien vier Verbesserungsaufträge an die TIWAG weitergereicht worden, bis dem Projekt schlussendlich zugestimmt wurde. Während der Auflagefrist wurde nun aber Beschwerde gegen den Bescheid erhoben – so etwa von der Gemeinde Haiming und vom Landesumweltanwalt. Die Beschwerden würden nun an die nächste Instanz, das Bundesverwaltungsgericht in Wien, weitergegeben werden. Der geplante Baustart im nächsten Jahr wird sich laut Speckle nun  höchstwahrscheinlich verzögern: „Wir gehen jedenfalls von einer Verzögerung von mindestens einem Jahr aus“.

THEMA TRINKWASSER. „Die TIWAG hat grundsätzlich größtes Interesse, mit den Tirolern ein großes Einvernehmen zu haben“, wie Speckle betont. Kürzlich sei man auch im Gemeinderat gewesen und habe erneut alles vorgestellt. Die Gemeinde habe Angst, dass das Wasser aus dem Tschirgant entweiche und dann nicht mehr zur Verfügung stehe. Laut Speckle sei der Triebwasserweg jedoch so gewählt, dass dieser nicht im Bergwasserspiegel sei. Zudem soll der Stollen abgedichtet werden. Im Projekt sei eine Wasserentnahme von 10 Liter pro Sekunde geplant, um die Kaverne versorgen zu können. „Das ist eine kleine Größenordnung, die Obstbauern entnehmen 120 bis 150 Liter pro Sekunde zur Bewässerung“, so Speckle. Aus einer Untersuchung sei hervorgegangen, dass 130 Liter pro Sekunde vom Tschirgant in das Grundwasser in Haiming zuströmen. 10 Liter hätten dabei keinen Einfluss auf den Wasserhaushalt. Zudem gebe es ein Wasserrechtsgesetz, das besagt, dass die Trink- und Brauchwasserversorgung immer Vorrang gegenüber jeglicher anderer Nutzung habe, wie Speckle ausführt. „Es ist also schon undenkbar, dass dies durch ein Projekt von Dritten gefährdet ist“, bekräftigt der TIWAG-Vorstand.

THEMA STROM. Zudem gebe es die politische Vorgabe zum Ausbau von 27 Terrawattstunden an erneuerbaren Energien in Österreich. Für die Wasserkraft in Tirol bedeute dies, dass 2,1 Terrawattstunden ausgebaut werden müssten. Dies entspreche auch dem Energiefahrplan der Tiroler Landesregierung. Mit dem Kraftwerk Imst-Haiming sollen jährlich 252 Gigawattstunden im Jahr an Strom erzeugen werden. „Wenn wir als Tiroler die Energiewende schaffen und unabhängiger werden wollen – und hoffentlich auch zukünftig günstige Energiepreise als Lebensgrundlage anbieten können –, dann benötigen wir zwei Terrawattstunden“, wie Speckle betont. Photovoltaik und Windkraft bezeichnet er zwar prinzipiell als „gut“. Dies seien jedoch volatile Energiequellen, bei denen zudem die Speichermöglichkeit fehle. Dies sei aktuell nur mit Wasserkraftwerken möglich, bei denen das Wasser im Sommer in den Speicher gebracht und im Winter abgearbeitet werden könne.

THEMA INN. Laut Speckle sei der Inn seit 200 Jahren vom Menschen geformt worden. Nun versuche die TIWAG die Situation „dramatisch“ zu verbessern. Vor allem das Schwall-Sunk-Verhalten soll durch das Ausgleichsbecken in Haiming verbessert werden. Generell habe die TIWAG einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in die Sanierung des Inn gesteckt: „Wir machen wirklich unglaublich viel, und es ist auch nie genug, das sage ich jetzt auch ganz offen dazu“.

KRITIK AN UMSETZUNG. Bürgermeisterin Michaela Ofner legte kürzlich im Alleingang Beschwerde gegen den positiven UVP-Bescheid ein. Sie sah „Gefahr im Verzug“, da nicht ganz klar gewesen sei, wann die Einspruchsfrist ende. „Im Gemeinderat wäre die Mehrheit wohl gegen die Beschwerde“, so Ofner, die angibt, dass es am 14. April eine öffentliche Gemeindeversammlung geben werde, wozu unter anderem auch die TIWAG, Raftingvertreter und der Fischereiverband eingeladen seien. Im Anschluss daran soll im Gemeinderat darüber abgestimmt werden, ob man die Beschwerde zurückziehe. „Mir geht es vor allem um die Trinkwasserversorgung und das Grundwasser in Haiming“,
 
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Bürgermeisterin Michaela Ofner legte Beschwerde ein. RS-Foto: Archiv

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