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Wasserkraft ja, aber nicht so!

Massiver Widerstand gegen Ausbau Kraftwerk Kaunertal

Laut Prognosen soll sich Tirols gegenwärtiger Stromverbrauch in 50 Jahren verdoppeln. Deshalb erwägt die TIWAG zum bereits bestehenden Gepatsch-Stausee im Kaunertal die Errichtung eines weiteren Speichersees im Platzertal samt dazugehörender Infrastruktur. Durch den Zubau soll – nach Ansicht des heimischen Landesenergieversorgers – die Einsatzmöglichkeit wesentlich erhöht und der Gesamtwirkungsgrad verbessert werden. Nach Auffassung von „WET – Wildwasser Erhalten Tirol“ sei das Projekt weder sinnvoll noch für die Umwelt verträglich. Mit der Initiative „Bis zum letzten Tropfen - Tirol und die Wasserkraft“ versucht „WET“ das Projekt zu stoppen.
25. April 2023 | von Ewald Krismer
Wasserkraft ja, aber nicht so!<br />
Bei der Podiumsdiskussion: Bernhard Steidl, Touristiker und Obmann des Vereins „WET“, Markus Strudl, Gletscher- und Atmosphärenwissenschaftler, Reinhard Scheiber, Agrargemeinschaften-Obmann, Landwirt und Touristiker aus dem Ötztal und Anna Schöpfer, Gewässerökologin und Naturschutzreferentin des ÖAV. Die Diskussion leitete Moderator Sebastian Possert vom ORF (v.l.).
RS-Fotos: Krismer
Von Ewald Krismer

Ein Film darüber und eine Podiumsdiskussion vergangene Woche im Imster Stadtsaal sollte darüber Aufschluss geben und die Bevölkerung zu einer Unterzeichnung einer Petition gegen das Projekt bewegen. Als ziemlich aufschlussreich erwies sich der zirka 35 Minuten dauernde Dokumentarfilm von Filmemacher Harry Putz. Die Doku befasst sich mit der Erkundung des naturbelassenen hochalpinen Platzertals, das nach den Plänen des Tiroler Landesenergieversorgers TIWAG zu einem Speichersee aufgestaut werden soll. Zum Ausbauprojekt selbst und zu den zu erwartenden Folgen befragte Putz Betroffene, Experten und Umweltschützer.

INHALT DES FILMS. Der Dokumentarfilm „Bis zum letzten Tropfen“ erzählt die Geschichte der letzten wilden Flüsse und alpinen Naturräume Tirols und von einer Bewegung, die versucht, diese zu schützen. Er zeigt eindrucksvoll die Sinnlosigkeit des geplanten Ausbaus des Megaprojekts, welches sich über die kompletten Ötztaler Alpen erstrecken soll. Vor allem die Ötztaler Ache – als letzter großer Gletscherfluss Österreichs, der noch nicht massiv durch energiewirtschaftliche Nutzung geschädigt ist – bliebe davon nicht verschont und würde unwiderruflich zerstört werden. Bis zu 80 Prozent des Ötztaler Wassers sollen hinüber in das Platzertal geleitet werden – und fast vollständig die Zuflüsse der Gurgler Ache Königstalbach und Verwallbach. Das hätte, so „WET“ – gleichmeinend mit der Ötztaler Bevölkerung – fatale Folgen für die Trinkwasserversorgung und die Landwirtschaft und von der Naturzerstörung ganz zu schweigen.

GEPLANTE INFRASTRUKTUR DER TIWAG. Neuer Speicher im Platzertal, Oberstufenkraftwerk Versetz, Unterstufenkraftwerk Prutz 2, Kraftwerk Imst 2, Triebwasserwege zwischen neuem Speicher Platzertal und bestehendem Speicher Gepatsch, zwischen Speicher Gepatsch und Wasserschloss Burgschrofen und zwischen bestehendem Tagesspeicher Runserau und Kraftwerk Imst 2. Wasserfassungen im und Überleitungsstollen aus dem hinteren Ötztal zum Speicher Platzertal und der Einbau einer dritten Turbine im Krafthaus der Innstufe Imst-Haiming.

GEGENARGUMENTE VON „WET“. „Die Ötztaler Flüsse werden von Gletschern gespeist, aber diese schwinden zunehmend. Das Ötztal ist äußerst niederschlagsarm, massive Wasserausleitungen haben gravierende Folgen. Zwei mehr als 20 Meter hohe Staumauern bei der Venter und Gurgler Ache. Die Bäche führen nicht mehr ausreichend Wasser, um Sand und Geröll abzutransportieren und müssen daher für den Hochwasserschutz regelmäßig ausgebaggert werden. Jahrelange Baustellen, um Staudämme, Tunnel und Straßen zu bauen. Das Wasser wird aus dem Ötztal ins Kaunertal und dann in den Inn geleitet – dafür werden insgesamt 47 Kilometer Tunnel gebohrt. Im Platzertal entsteht ein Stausee hinter einem 120 Meter hohen Staudamm. Das Platzertal wird geflutet und damit gehen mehr als sechs Hektar Moorfläche als ein wertvoller CO2-Speicher und Lebensraum alpiner Arten verloren. Sensible und hochspezialisierte Arten, die an die Gletscherdynamik des Flusses angepasst sind, verlieren ihren Lebensraum“.

 DER DOKUMENTARFILM IST NOCH ZU SEHEN: Am 3. Mai um 19 Uhr im Oberlandsaal in Haiming, am 8. Mai um 18 Uhr im Cinepoint Kino in Seefeld, am 10. Mai um 20 Uhr im Alten Kino in Landeck, sowie am 14., 15. und 16. Mai 2023 jeweils um 17 Uhr im Leokino in Innsbruck.
Wasserkraft ja, aber nicht so!<br />
Drehbuch und Regie für den Dokumentarfilm „Bis zum letzten Tropfen“, Filmemacher Harry Putz.
RS-Fotos: Krismer

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