So war es früher - Ausgabe Imst (KW31 - 24)
30. Juli 2024 | von
Manfred Wegleiter

Foto: Manfred Wegleiter, Ortschronist
In den ländlichen Regionen gab es früher kaum ein Haus, an dem sich nicht ein Hausgarten befand, gepflegt von Frauen, die mit reicher Erfahrung durch mündliche Überlieferung ausgestattet waren. Direkt vor dem Haus gelegen und mit Zaunlatten gegen unliebsame Besucher abgegrenzt, diente er als wertvolle Quelle für Zutaten zu den Mahlzeiten. Aber auch Heilkräuter wie Salbei, Kamille oder Wermuth fanden ein Platzl im Garten. Als Vitaminspender waren in den gepflegten Beeten vornehmlich Schnittlauch, Gurken, Petersilie, Zwiebelstock, Salat und Buschbohnen vorhanden. Die optisch passende Abgrenzung bildeten blühende Arrangements von Pfingstrosen, Schneeglöckchen, Tulpen, Narzissen und Krokus. Eine besondere Bedeutung hatten auch Beinwell und Ringelblumen, aus denen die Hausfrauen nach alten, bewährten Rezepten wirksame Heilsalben herstellten. Andere Gemüsesorten wie Kraut, Kohlrabi, Rote und Gelbe Rüben, Buschbohnen und Kren, wurden vornehmlich auf den Äckern angebaut. Auch heute findet man da und dort noch Hausgärten nach altem Muster, aber sie werden immer weniger. Die „moderne“ Zeit scheint auch diese früher unverzichtbaren Einrichtungen zu überrollen. Auf dem Foto sehen wir Lotti Wegleiter aus Haiming (1928-2016) bei der Kamillenernte in ihrem Hausgarten, den sie als ihr kleines Paradies bezeichnete.