Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Information statt Aufstand

Den Haimingern dürstete bei der Bürgerversammlung nach Auskünften, was mit ihrem Wasser geschieht

Der von manchen vielleicht im Voraus erwartete Aufruhr bei der Bürgerversammlung rund um das geplante Kraftwerk in Haiming blieb aus. Stattdessen hagelte es eine Flut an Fragen an die Verantwortlichen. Auch seitens der Vortragenden gab es reichlichst Information bei ihren - teils bildlichen - Expertisen.
18. April 2023 | von Christoph Hablitzel
Information statt Aufstand<br />
Im vollen Oberlandsaal: Moderator Alex Hager, Joachim Bodner (TINETZ), Robert Reindl (TIWAG), Gerhard Egger (WWF), Hubert Wammes (Obmann Wasserverband Haiming) und Bürgermeisterin Michaela Ofner (v.l.). RS-Foto: Hablitzel
Von Christoph Hablitzel

Der Haiminger Oberlandsaal platzte vergangenen Freitag aus allen Nähten. Durch das Heranschaffen zusätzlicher Bestuhlung für die mehr als 550 Besucher verzögerte sich der Beginn um einige Minuten. Der Andrang zur Öffentlichen Gemeindeversammlung zum Projekt „Kraftwerk Imst-Haiming“ war riesig. Trotz dem politischen Hick-Hack, das in der Haiminger Gemeindestube herrscht, zeigten die Bürger Einigkeit. Bei der von Servus TV-Moderator Alexander Hager moderierten Veranstaltung nahmen am Podium Joachim Bodner von der TINETZ, Robert Reindl von der TIWAG, Gerhard Egger vom WWF, Hubert Wammes, Obmann vom Wasserverband Haiming, und Bürgermeisterin Michaela Ofner Platz. Im Anschluss der Präsentationen aller Vortragenden, wo viele Zahlen und Fakten vorgestellt wurden, konnten Fragen aus dem Publikum gestellt werden. Keine konkreten Zahlen gab es allerdings zu den Gesamtkosten des Projektes, die ein interessierter Gemeindebürger wissen wollte: „Dazu können wir noch keine genauen Zahlen nennen, weil wir es einfach noch nicht genau wissen, die vor Jahren erwägte Summe von 280 Mio. Euro wird nach jetzigem Stand aber wohl übertroffen werden“, meinte Robert Reindl von der TIWAG dazu.

FRAGEN ÜBER FRAGEN. Richtig in Fahrt kam die Veranstaltung dann bei der anschließenden Möglichkeit Fragen an die Zuständigen zu stellen. Auch der unter den Besuchern weilende Fritz Gurgiser stellte sich ans Rednerpult und ermutigte die Haiminger „ihr Wasser bis zuletzt zu verteidigen“ und fügte noch hinzu: „Ohne Wasser gibt es keine von euren hervorragenden Äpfel mehr!“ Mehrheitlich gab es auch Dankesworte an BM Michaela Ofner gegen den posiven UVP Bescheid Beschwerde einzulegen. „An die 600 Hektar Kulturgrund werden zurzeit für drei Stromprojekte genutzt, da stellt sich die Frage, wie viel die Gemeinde Haiming noch vertragen kann“, gibt die Bürgermeisterin zu bedenken. Wie überhaupt die Skepsis im vollen Oberlandsaal überwog. „So wie ihr das hier auf euren Plänen darstellt, wird es wohl nachher nicht aussehen“, zweifelte ein heimischer Raftingunternehmer, stellvertretend für seine Branchenkollegen, das Projekt an. Auch Wasserverbandsobmann Hubert Wammes quälen zu dem Schwallausgleichsbecken, in welches das Wasser vom 14 Kilometer langen und acht Meter breiten Triebwasserstollen über das Krafthaus hinein geleitet wird, noch Fragen: „Wir brauchen das Wasser zum Bewässern von 85 Hektar Fläche und wenn nötig auch zum Frostberegnen. Zudem ist es auch die Notwasserversorgung von Haiming und Silz.“ Auch Winzer, Fischer, Landwirte stellten Fragen und übten sich in Skepsis. Ein Landwirt stellte sich und den Anwesenden die unbeantwortete Frage: „Was bringt das ganze, außer Flächen- und Wasservernichtung, der Gemeinde Haiming überhaupt?“

„UNTERSTÜTZUNG“ AUS DEM HINTERTAL. Die Gunst der Stunde nutzten auch zwei Vertreter aus dem hinteren Ötztal um ihre Unterstützung für die Gemeinde Haiming kundzutun. Dabei wurde die Möglichkeit genutzt um vor großem Publikum in ihren Wortmeldungen,  neben der Abneigung und Skepsis dem Landesenergieversorger gegenüber, auch den (Massen)-Tourismus zu kritisieren und die „schwarzen” Bürgermeister des Tales, in einem - nicht druckreifen - im Ötztaler Dialekt ausgedrückten Wort für „schwach“, in dieser Sache zu befinden. In Richtung der anwesenden Verantwortlichen der TIWAG und zur Verwunderung für so manchen Besucher ob des Themas dieses Abends, wurde dann noch „Unser Wasser aus dem Ötztal kriegt ihr nicht!“ mit auf den Weg gegeben. Also Fragen über Fragen zu diesem Projekt, wo es jetzt auf die Entscheidung aus Wien ankommt. Bis dahin wird das Wasser wohl noch in gewohnten Strömen durch die Täler des Oberlandes fließen. Der Zweifel und die Unsicherheit rund um dieses große Projekt beherrschen nach wie vor die Szenerie.

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