Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Schlechtes Zeugnis nach Auftragsvergabe

Die Vergabe der Buslinie Innsbruck - Nassereith an einen Südtiroler Unternehmer erregt die Gemüter

Für Diskussionen bei den Personenbeförderungsunternehmen im Oberland führte kürzlich die Vergabe der Buslinie Innsbruck-Nassereith an einen Unternehmer aus Südtirol. Der Verkehrsverbund Tirol (VVT) als zuständige Institution sieht allerdings keine Verfehlungen bei der Zuteilung.
14. März 2023 | von Christoph Hablitzel
Schlechtes Zeugnis nach Auftragsvergabe<br />
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Kürzlich wurde die ausgeschriebene Busverbindung Innsbruck - Nassereith an die „SAD Nahverkehr Austria GmbH“ vergeben. RS-Foto: Wechner
Die Vergabe einer Buslinie zwischen Innsbruck und Nassereith  durch den Verkehrsverbund Tirol  sorgt für Aufregung in der Branche. Das Angebot der Ötztaler  Verkehrsgesellschaft (ÖVG) war dem VVT zu teuer, den Auftrag erhielt die „SAD Nahverkehr-Austria GmbH“, ein Unternehmen des in der Branche umstrittenen Südtiroler Busbetreibers Ingomar Gatterer. Seit dem Frühling 2022 betreibt die SAD keine Buslinie in Südtirol mehr. Sie hatte bei der Ausschreibung kein einziges Los gewonnen. Enttäuscht über die Vergabe reagierte Franz Sailer, der Geschäftsführer des Ötztaler Traditionsunternehmens auf die Nichtberücksichtigung seines Betriebes bei der Vergabe des Auftrages. „Unser Angebot wurde  mit der für einen Busbetrieb nötigen Infrastruktur erstellt, das heißt, mit Waschanlagen für die Busse, einem Büro vor Ort und dementsprechend ausgestattete Aufenthaltsräume für die  Busfahrer, wo sie sich in den Pausen aufhalten können. Die Fahrer haben relativ lange Stehzeiten in Innsbruck und haben daher ein Recht auf einen ordentlichen Aufenthaltsort in den Ruhephasen. Dies alles haben wir natürlich alles in unserem Angebot mit einberechnet. Der Mitanbieter hat das halt wohl anders kalkuliert. Ohne entspechende Infrastruktur für die Mitarbeiter und Kunden macht es halt meiner Meinung nach nicht viel Sinn, hier ein vernünftiges Angebot zu hinterlegen.“
fahler beigeschmack bleibt. „Es ist eine bedenkliche Vorgangsweise, mit der hier vorgegangen wird, Aufträge an Betriebe im Ausland zu vergeben. Unsere Betriebe sind ihrer Region verpflichtet. Sie beschäftigen Mitarbeiter aus der unmittelbaren Umgebung und sind jahrzehntelanger, verlässlicher Partner für Schulen, Vereine und Unternehmen aus der Region. In der Vergangenheit waren sie auch im Krisenfalle, bei Naturkatastrophen oder dergleichen, immer sofort zur Stelle. Ob diese Bereitschaft und Flexibilität bei nicht ortsansässigen Betrieben gegeben ist, wird sich zeigen. Rechtlich mag alles rechtens gelaufen sein, fraglich ist jedoch, ob die bisherige Qualität gehalten werden kann. Alles in allem hat das ganze einfach einen fahlen Beigeschmack“, sagt Gabriel Klammer, der Geschäftsführer der Sparte Transport und Verkehr bei der Wirtschaftskammer Tirol (WKO).

verkehrsverbund sieht alles rechtens. „Die Ausschreibung des Großraum Innsbruck erfolgte europaweit für insgesamt vier Lose und nach dem Bestbieterprinzip. Der VVT hat für ein Los eine Lossperre beschlossen, um mehreren Anbietern die Chance auf ein Los zu ermöglichen. Damit wurde im Los vier der Zuschlag dem zweitgereihten Bieter im Verfahren erteilt. Dem Bestbieter kann aufgrund einer Lossperre nicht der Zuschlag erteilt werden. Das Angebot der ARGE OberlandBus war um 689.620,51 Euro teurer als das der Bietergemeinschaft Breuss/SAD 3.160.248,20 Euro. Bei einer Vertragslaufzeit von 10 Jahren würden dem Steuerzahler somit Mehrkosten von 6.896.205,10 Euro entstehen. Mit dem besseren Abschneiden beim Qualitätskonzept konnte der große Preisunterschied nicht wettgemacht werden”, so der VVT in einer schriftlichen Stellungnahme an die RUNDSCHAU. „Die SAD Nahverkehr-Austria GmbH“ sitzt in Schönwies bei Imst. Im Zuge des Vergabeverfahrens haben private Unternehmen die Möglichkeit, Einspruch zu erheben. Von dieser Möglichkeit hat kein Unternehmen Gebrauch gemacht”, so die VVT weiters. Zum Vorwurf, dass es sich bei dem Unternehmen um einen umstrittenen Betrieb handelt, meint die VVT: „In Vorarlberg hat der Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV) die SAD aufgrund eines anhängigen Verfahrens ausgeschieden. Das Landesgericht Vorarlberg hat in seiner Entscheidung vom 27.11.2020 (LVwG-314-4/2020-S1) entschieden, dass dises anhängige Verfahren für einen Ausschluss nicht reicht. Die VVT hat aufgrund der Entscheidung des Landesverwaltungsgerichtes Vorarlberg ein umfassendes Aufklärungsschreiben an die SAD geschickt, um zu erfragen, ob geeignete Maßnahmen getroffen wurden, um eine nochmalige Verfehlungen zu verhindern. Die sehr zahlreichen Maßnahmen wurden alle extern geprüft und für geeignet erachtet.“ „Auf die Kritik seitens des VVT, die betroffenen Betriebe hätten ja einen Einspruch einlegen können, muss man festhalten, dass dieser nach eingehender rechtlicher Prüfung wenig Aussicht auf Erfolg gehabt hätte. Es bestanden keine Mängel, gegen die man rechtlich hätte vorgehen können. Die grundlegende Problematik liegt in der Übergewichtung des Faktors „Preis“, der 60% und die Qualität nur 40% ausmacht“, hakt Gabriel Klammer von der WKO noch nach. Eine weitere Wortmeldung zum Thema kommt aus Vorarlberg. „Wir arbeiten nun seit drei Jahren mit der SAD im Bereich Dorfbus Warth-Schröcken  zusammen. Gerade in unserer Bergregion sind aufgrund der Lage und der möglichen Wettersituationen die Anforderungen an die Busse und die Busfahrer hoch. Die Firma SAD mit ihren Mitarbeitern und auch Führungspersonen erfüllen diese Aufgabe zu unserer absoluten Zufriedenheit und wir können das Unternehmen uneingeschränkt weiterempfehlen“, meint Stefan Schwarzmann, der Amtsleiter der Gemeinde Schröcken (V). Starker Tobak also auf der „Verkehrsfront“. Im Juli soll der Betrieb der Buslinie von der „SAD Nahverkehr-Austria GmbH“, samt erfüllten Auflagen aufgenommen werden.

 

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