Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Verpasste Chance oder Wunsch

Offene Fragen nach Aus für den Skigebietszusammenschluss

Die Volksbefragung in St. Leonhard zur Gletscherehe sollte eigentlich vom Gefühl vieler Einwohner, Gastronomen, Unternehmer aber auch Gemeinderatsmitglieder aus positiv verlaufen, wäre doch der Ausbau des Skigebietes ein Plus für das hintere Pitztal gewesen. Jedoch entschieden die Bürger, wenn auch sehr knapp, anderes und hinterlassen viele offenen Fragen bei den Verantwortlichen.
26. Juli 2022 | von Mel Burger
Verpasste Chance oder Wunsch<br />
Bürgermeister Elmar Haid und Vizebürgermeister Phillip Eiter (v.l) sehen in dem Nein der Volksbefragung jedoch kein Nein für den Tourismus, wird dieser doch in der Gemeinde von den Familien gelebt. RS-Foto: Burger
Das Ergebnis der Volksbefragung zum Zusammenschluss der Skigebiete Pitztal und Ötztal schockierte, überraschte und muss nun von einigen noch verdaut werden. Andere wiederrum erkennen in dem sehr engen Ergebnis trotz großartiger Wahlbeteiligung die demokratische Entscheidung und den Wunsch der Bevölkerung, jedoch keine Verteufelung des gesamten Tourismus. Ganz nach dem Motto „Aufstehen, Krone richten und weitermachen“ versuchen die Verantwortlichen und Betroffenen das Ergebnis zu analysieren. Waren nur fünf Stimmen das Zünglein an der Waage und somit ausschlaggebend für ein Nein für den Zusammenschluss beider Skigebiete, so sprach eigentlich die Beteiligung an der Befragung für reges Interesse. Von 1200 Wahlberechtigten kamen ganze 59 Prozent zur Volksbefragung, aber 50,4 Prozent derer waren gegen die Gletscherehe.

ANALYSEN. Philipp Eiter, Vizebürgermeister der Gemeinde St. Leonhard befasste sich noch genauer mit den Zahlen und weiß zu berichten, dass 75 Prozent der Wähler aus Plangeross stammten und davon 80 Prozent für die Verbindung waren. Enttäuscht über das Ergebnis erkennt er jedoch die Fehler, die für ihn im Vorfeld der Wahl geschehen waren. Nach seiner Meinung hätte der Gemeinderat die Einwohner mehr über das Projekt informieren sollen und manchen die natürliche Angst vor Veränderung nehmen müssen. Nur wenige Minuten nach dem Bekanntwerden des Wahlausganges, gaben die Pitztaler Gletscherbahnen ihre Stellungnahme bekannt. Nachdem sie durch die  Standortgemeinde St. Leonhard immer grünes Licht signalisiert bekommen haben, nun jedoch durch die Volksbefragung ein anderes Ergebnis vorliegt, werden sie das seit 2016 geplante Projekt, das mittlerweile stillgelegt wurde, nicht mehr weiter verfolgen.

ÖTZTAL. Für Benjamin Kneisl, Ötztaler TVB-Obmann, war das Nein persönlich schockierend, leben wir seiner Meinung nach gerade in den Gebieten Ötztal und Pitztal noch immer vom Winter. Jedoch soll dieser Anlass aus seiner Sicht weiter genutzt werden, um noch stärker an einem neuen Branding zu arbeiten, denn nicht nur der Tourismus verändert sich laufend, auch die Ansprüche der Touristen fordern Anpassung. „Wintertourismus wird sich in Zukunft nicht mehr in den Lagen von 600 bis 800 Höhenmetern abspielen, sondern wird immer mehr in den Höhen bei schneegarantierten Gebieten zu finden sein“, bestärkte er seine Meinung. Wie Kneisl teilt auch Rainer Schultes, Obmann des TVB-Pitztal die Meinung und derzeitig einzige Aussage von Jakob Falkner, Geschäftsführer der Söldner Gletscherbahnen: „Es ist wahnsinnig schade um die verpasste Chance, vor allem für die nächsten Generationen“. Schultes glaubt immer noch an die Vorteile für das Pitztal und hofft baldmöglichst mit den Betreibern der Pitztaler Gletscherbahnen ins Gespräch zu kommen, um die Lage neu zu besprechen.

ZUKUNFT. Auch Bürgermeister Elmar Haid von St. Leonhard vermutete vorab einen anderen Ausgang der Befragung, wobei die ganze Wahl schwer einzuschätzen war. Für ihn ist das Ergebnis ein Fingerzeig der Bevölkerung, jedoch kein Zeichen gegen die Weiterentwicklung des Tourismus im Tal. Familiärer Tourismus mit Einbezug der Einheimischen war laut Haid immer schon die Stärke des ganzen Tales. Ähnlich sieht es Gerhard Gstettner, Geschäftsführer des TVB-Pitztal, und glaubt unabhängig von dieser Entscheidung an die Zukunft und möchte wie schon in den letzten Jahren die Qualität seines Teams steigern und die touristische Gesinnung, den Familien- sowie den Sommertourismus des Tales, in den Vordergrund stellen. Nach den klaren Worten von Seiten der Pitztaler Gletscherbahnen, sich dem Entschluss zu beugen, möchte die Geschäftsführung in die Zukunft schauen und besonders die aktuellen Möglichkeiten verbessern und ausbauen. Ein besonderes Augenmerk wird weiterhin auf technische wie nachhaltige Verbesserungen, Veranstaltungen sowie auf kleine Besonderheiten gelegt werden.

 
Verpasste Chance oder Wunsch<br />
Ist es für viele Befürworter eine verpasste Chance, so sehen andere eine Chance und den Wunsch nach familiärem Tourismus, für den das Pitztal immer stand. RS-Foto: Burger

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