Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Tonnenschwere Leichtigkeit

Malerin und Skulpteurin Gabriele Brunner erweckt Metall zum Leben und regt zum Nachdenken an

Die Arbeiten von Gabriele Brunner aus Pfunds lassen sich durchaus als „haushoch“ bezeichnen. Was als Auftragsarbeit für ein Hotel in Lech begann, entwickelte sich sehr bald zu einer Serie an monumentalen Metallskulpturen, für die sogar ein eigener Innenhof – der „Artwalk“ – angelegt wurde. 
21. Feber 2023 | von Von Attila Haidegger
Tonnenschwere Leichtigkeit<br />
In enger Zusammenarbeit mit den Facharbeitern des Metallbaubetriebes ihres Mannes setzt Gabriele Brunner ihre Visionen um. Foto: Julia Brunner
Von Attila Haidegger

Als gelernte Dekorateurin konnte die eng mit ihrer Heimat verbundene Künstlerin bereits in jungen Jahren ihren Sinn für Kreativität ausleben. Das Zeichnen und Malen war für die dreifache Mutter schon immer eine besondere Leidenschaft, die sie aber erst in späteren Jahren intensiviert und ausgebildet hat. Parallel entwickelte sich die Affinität zum dreidimensionalen Kunstwerk – die erste Skulptur namens „Steine“ entstand im Jahr 2014, in Auftrag gegeben vom Hotel Auriga in Lech am Arlberg. Der kunstaffine Besitzer, Ingo Strolz, gibt dabei das Thema vor und ließ bis 2022 jährlich eine Skulptur von Gabriele und dem Metallbaubetrieb ihres Mannes, Hubert Brunner, anfertigen. So entstand der „Artwalk“, mit mittlerweile acht beeindruckenden Stahlskulpturen, der für jeden zugänglich ist und zum Nachdenken anregen soll.

AUFWENDIGER PROZESS. Als erster Schritt wird von Gabriele ein Entwurf gezeichnet, der dann von ihr in Form einer Miniatur der Skulptur ausgearbeitet wird. Maßstabsgetreu werden die Skulpturen dann von Fachleuten in monatelanger Arbeit im Metallbaubetrieb angefertigt. Da die Skulpturen so riesig sind und der Werkstoff Metall nicht gerade als „bedienerfreundlich“ gilt, ist die Arbeit mit einigen Herausforderungen wie etwa Statik, Transport und der fachgerechten Montage verbunden. Nichtsdestotrotz schaffen es die Künstlerin und ihr Team, den tonnenschweren Gebilden Leichtigkeit und Dynamik zu verleihen. Gabriele ist ein ständiger Begleiter des Prozesses und kann dabei, wie sie sagt, auch „pedantisch“ sein. So komme es schon auch vor, dass während ihrer Abwesenheit getätigte Arbeitsschritte wieder rückgängig gemacht werden müssen. „Es werden auch öfters mal Korrekturen vorgenommen, die dann oft aufwendig sind“, so Brunner.

STUMME GESCHICHTENERZÄHLER. Während Ingo Strolz zwar das Thema oder die Platzierung für die Skulpturen vorgibt, ist es Gabriele Brunner überlassen, welche Geschichte mit ihr erzählt werden soll. Die neueste Arbeit „Generations“ stellt beispielsweise einen lebensgro­ßen Baum dar. Bei genauerer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, dass die Äste und der Stamm Figuren zu sein scheinen und aus dem Baum „herauswachsen“. Jede einzelne Figur, jeder Zweig, kann eigens interpretiert werden. Die Arbeit „Spaltverbindung“ erzählt von den weltweit immer spürbareren Spaltungen in Gesellschaft, Politik, Religion und Wirtschaft. Dies veranlasste die Künstlerin diese Spannungen auf wuchtige Art visuell umzusetzen. Die fragile Verbindung völlig unterschiedlicher Teile eines gespaltenen Holzblocks droht dabei auseinanderzureißen. Sie ist Ausdruck des Herzenswunsches der Pfundser Künstlerin nach mehr Miteinander und weniger Gegeneinander. In ihren Arbeiten lässt sich vieles entdecken, doch für Gabriele gilt: „Man muss die Kunst nicht immer verstehen, manchmal reicht es aus, sie einfach auf sich wirken zu lassen.“
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„Spaltverbindung“ erzählt von dem immer mehr spürbaren Auseinanderdriften von Gesellschaft, Politik, Religion und Wirtschaft. Foto: Gabriele Brunner
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Das neueste Projekt „Generations“ stellt einen lebensgroßen Baum dar, aus dem Figuren „herauswachsen“. Foto: Gabriele Brunner
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Die haushohen Skulpturen sind mit Herausforderungen wie Transport, Statik oder fachgerechter Montage verbunden. Foto: Gabriele Brunner

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