Der Startschuss für den neuen Zukunftsweg der Venet Bergbahnen ist am 25. April 2024 durch klare Beschlüsse der bisherigen Aktionäre (Gemeinden Landeck und Zams sowie Tourismusverband Tirol West) erfolgt. Die drei Aktionäre entschieden sich für den Einstieg der Pletzer Bergbahnen Beteiligungs GmbH aus Hopfgarten. Es wird dies als einzige Möglichkeit angesehen, die immer wieder finanziell angeschlagenen Venet-Bergbahnen zukunftsfit zu machen und den „Venet“ nicht nur als rein touristisches Angebot, sondern vor allem als Erholungs-, Freizeit- und Sportinfrastruktur für die lokale Bevölkerung zu sichern. Darüber hinaus würde diese Neuausrichtung auch eine wesentliche Entlastung für die Budgets der Aktionäre (Gemeinden und TVB) mit sich bringen.
WAHL DER RECHTSFORM. Ein wesentlicher Punkt der abgeschlossenen Vereinbarung („LOI“, Letter of Intent) ist die Rechtsformwahl: Die Aktiengesellschaft wird in eine GmbH umgewandelt, wobei die bisherigen Aktionäre 80 Prozent der Aktien (= 113.600 Aktien) an die Pletzer-Gruppe abzutreten haben (je Aktie um einen Euro): Von Landeck wandern 56.711 Aktien zu Pletzer, von Zams 45.961 und vom TVB 10.928. Vereinbart ist auch, dass sich die derzeitigen drei Aktionäre an einer Investition von mindestens 15 Millionen Euro in die Modernisierung bzw. Verbesserung der Infrastruktur am Venet (Pendelbahn, Beschneiungsanlage, Weinbergbahn und Fuhrpark) beteiligen. 10,5 Mio. Euro davon haben die Gemeinden Landeck und Zams (je 4 Mio. Euro) sowie der TVB TirolWest (2,5 Mio. Euro) gemeinsam aufzubringen. Die restliche Finanzierung übernimmt die Pletzer Gruppe. Das Land Tirol hilft den beiden Gemeinden mit einer Liquiditätsunterstützung für die Realisierung anstehender Infrastrukturprojekte von insgesamt sechs Millionen Euro. Diese besteht aus jährlichen Zahlungen von 300.000 Euro auf die Dauer von zehn Jahren je Gemeinde. Die Pletzer Gruppe ist zum Fortbetrieb der Winter- und Sommersaison bis 2044/2045 verpflichtet.
SESSELLIFT SÜD. Es gibt noch einige offene Punkte. Es sind dies noch ausstehende Entscheidungen z. B. über den Sessellift Süd, die Sesselbahn Rifenal und den Weiterbetrieb des Liftes in der Riefe. Im „LOI“ heißt es hinsichtlich des Sessellifts Süd (seit Sommer 2023 nicht mehr in Betrieb), dass die wirtschaftlichen und technischen Erwägungen bei der Entscheidung, ob dieser revitalisiert oder abgebaut wird, die maßgebliche Rolle spielen. Entscheidend ist letztlich die Bewertung durch die Pletzer-Gruppe. Nach Einschätzung des langjährigen Venetbahn-Aufsichtsratsvorsitzenden und VBgm. Thomas Hittler wird diese Entscheidung maßgeblich davon abhängen, ob sich die Gemeinde Fließ daran beteiligen wird. Diesbezüglich wurden mit der Gemeinde Fließ noch keine Gespräche geführt. Auf Nachfrage meinte Bgm. Alexander Jäger dazu: „Für die Gemeinde ist es derzeit schwierig, aber sag niemals nie.“
RIFENALBAHN. Noch keine endgültige Entscheidung ist auch zur Sesselbahn Rifenal getroffen worden. Im „LOI“ ist zu lesen, dass die Entscheidung über einen allfälligen Abbau auch nach wirtschaftlichen und technischen Erwägungen heraus getroffen werde. Dies ist mit dem Zusatzvermerk „Jedenfalls nicht sofort“ ergänzt. Von Thomas Hittler war zu erfahren, dass die Rifenalbahn jedenfalls noch zwei Jahre (Ende der Konzession) in Betrieb sein wird. Dann wird man sehen, wofür sich die Pletzer Gruppe entscheidet: Abtragen oder revitalisieren? Wenn der jährliche Abgang höher als 50.000 Euro ist, kann der Betrieb der Rifenalbahn eingestellt werden.
RIEFE. Bezüglich des Riefenliftes ist noch die Frage zu klären: Entweder ausgliedern oder Betreibung durch die Venet Bergbahnen gegen Kostenersatz? „Das muss noch ausverhandelt werden“, erklärte Thomas Hittler. Er zeigt sich erleichtert, dass die Lösung mit der Pletzer Gruppe zustande gekommen ist. Er habe doch einige Jahre daran gearbeitet. „Schön, dass die Gemeinden und der TVB diese Lösung angenommen haben. Schön auch deshalb, weil die Nichterhaltung des Naherholungsgebietes Venet vor allem ein Verlust für den Talkessel Landeck-Zams gewesen wäre“, sagte Hittler.