Es ist schon einige Jahr her, dass das „Arlberg Hospiz“ das einzige 5-Sterne-Hotel im Bezirk Landeck war, und die Schlepplifte wurden oft durch gepolsterte und beheizbare Aufstiegshilfen ersetzt, der einfache Waldweg wurde inzwischen vielleicht zum Trail mit Steilkurven u.ä. Aber auch in puncto kulinarische Genüsse hat der Bezirk in den letzten Jahren massiv aufgeholt: Der nach Österreich zurückgekehrte Guide Michelin hat vergangene Woche sein Urteil gesprochen: Tirol erreichte mit 24 Sternen und 20 Sternerestaurants das beste Ergebnis auf Bundesländerebene, und der Bezirk Landeck bekommt davon viele Hauben ab: 9 von 24, die in sieben Restaurants erkocht wurden. Da rinnt auch LH Anton Mattle das Wasser im Mund zusammen: „Tirols Kulinarik steht für Vielfalt, Qualität und Regionalität – vom Wirtshaus bis zum hochdekorierten Restaurant. Das zeigen auch die zahlreichen Bewertungen und Auszeichnungen der verschiedenen Restaurantführer für unsere Tiroler Betriebe … ich gratuliere unseren Spitzenköchinnen und -köchen zu diesem Erfolg.“
FÜNFMAL EIN STERN. Einen Michelin-Stern erhalten 16 Tiroler Restaurants, darunter fünf aus dem Bezirk Landeck und davon zwei in Fiss: das Beef Club (verantwortlich für die Küche sind laut guide.michelin.com Mathias Seidel und Nikolaus Platteter) und das Bruderherz Fine Dine. Das Restaurant Bruderherz im Hotel Marent wurde erst im August neueröffnet und ist damit ein Senkrechtstarter. Es hat ganzjährig geöffnet. „Diese Auszeichnungen sind wichtig für unsere gesamte Region, damit man uns auch außerhalb der Wintersaison wahrnimmt“, sagt Christian Marent, der das Hotel mit seinem Bruder Alexander führt. Ebenfalls einen Stern erhalten die Alpin Gourmet Stube in St. Anton (Küchenchef Paul Markovics laut guide.michelin.com), die Schlossherrnstube in Ischgl (Patrick Raaß) und die Paznaunerstube in Ischgl, wo mit den Sieberers inzwischen eine Kochdynastie am Werk ist. Vater Martin Sieberer ist es auch, der dem Bezirk Landeck (und natürlich dem Trofana Royal) schon seit Jahren in Gourmetführern einen Platz an der Spitze sichert. Für die Paznaunerstube kommt diese Auszeichnung zum perfekten Zeitpunkt, da seit dem letzten Winter die Söhne von Küchenchef Martin Sieberer, Thomas und Michael, für die Küche verantwortlich sind. Mit frischem Elan und neuen Ideen führen sie die kulinarische Tradition der Paznaunerstube fort – immer im Einklang mit den hohen Standards, die das Restaurant seit Jahren auszeichnen. „Es erfüllt mich mit Stolz zu sehen, wie die nächste Generation mit Leidenschaft und Kreativität unser kulinarisches Erbe weiterführt“, sagt Martin Sieberer.
ZWEIMAL ZWEI STERNE. Zwei Restaurants in Österreich erhielten alle drei Sterne, vier Tiroler Restaurants wurden mit zwei Sternen geadelt, darunter Benjamin Parths Stüva in Ischgl und das Gourmetrestaurant Tannenhof in St. Anton, wo Dennis Ilies Herr der Küche ist. Ilies, aus Deutschland kommend, hat mit Saisonbeginn Gustav Jantscher in St. Anton abgelöst und ist offensichtlich ein würdiger Nachfolger. Benjamin Parth ist inzwischen ein altbekannter Chef, der sich ebenfalls zwei Sterne abholen durfte. „Mit nur wenigen Komponenten auf dem Teller gelingen Benjamin Parth geschmacklich wunderbar ausdrucksstarke Gerichte. […] Hier zu speisen ist ein wahres Vergnügen“, wird er in der Bewertung gelobt. Mit seinen bisherigen nationalen wie internationalen Auszeichnungen und der Guide-Michelin-Prämierung gehört das Stüva zu den besten Restaurants Österreichs. Parth lernte sein Handwerk bei den besten Köchen Europas, zurück in der Heimat ist er seit 2008 – als Küchenchef des Gourmetrestaurants Stüva im Hotel seiner Familie. Sein Können zeigte er auch bei der Guide-Michelin-Prämierung am 21. Jänner im Hangar-7 in Salzburg, wo er die Gäste mit seinem Signature-Dish, dem Seesaibling auf Galtürer Enzianschaum, verwöhnte.
KULINARIK ALS REISEMOTIV. Die Rückkehr des Guide Michelin nach Österreich nach mehr als einem Jahrzehnt wird von der Fachwelt als Meilenstein für die heimische Gastronomie gesehen, da der Michelin-Führer als Faktor gilt, der Gäste aus aller Welt anzieht. „Dass der Guide Michelin wieder das gesamte Land berücksichtigt, ist eine große Chance für Österreichs Kulinarik und eine wichtige Anerkennung für die Vielfalt und Qualität unserer regionalen Küche“, erklärt z.B. Martin Sieberer. Für Tirol-Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler ist Kulinarik ein zentrales Reisemotiv, unabhängig von Sommer- oder Wintersaison, das den Weg in Richtung Ganzjahrestourismus ebne. Auch deshalb hat sich die Tirol Werbung gemeinsam mit Österreich Werbung, Wirtschaftskammer und anderen Partnern bemüht, den Guide Michelin wieder ins Land zu bringen. Alexander von der Thannen, Obmann des TVB Paznaun – Ischgl, sieht’s wohl ebenso: Er gratuliert den Ischgler Spitzenköchen Benjamin Parth, Martin Sieberer und Patrick Raaß herzlich und betont die Bedeutung des Ortes als führende Kulinarik-Destination.
Der Guide Michelin
Der Guide wurde 1900 von André und Édouard Michelin gegründet. Er bewertet Restaurants in mehr als 45 Ländern nach fünf einheitlichen Kriterien: Qualität der Produkte, handwerkliches Können der Küchenchefs, Originalität der Gerichte sowie Beständigkeit der Leistung – langfristig als auch über die gesamte Speisekarte hinweg. Die Bewertungen erfolgen durch hauptberufliche, anonym arbeitende Inspektoren, die nach klar definierten Maßstäben testen.
Benjamin Parth vom Gourmetrestaurant Stüva darf sich über zwei Sterne im Guide Michelin freuen – er ist das größte und prominenteste Aushängeschild der guten Küche im Bezirk. Foto: YSCLA
Martin Sieberer mit seinen Söhnen Thomas und Michael (v. l.): Seit Jahrzehnten schon kommt der Bezirk Landeck dank seiner Leistungen auf der kulinarischen Landkarte vor. Foto: Trofana Royal
Christian Marent, Sternekoch im Bruderherz in Fiss Foto: Österreich Werbung/Levi Renger