Das zuständige Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen hat einem Tiroler Seilbahn- und Skigebietsbetreiber bereits 2022 mit dem Verweis auf die EU-Dienstleistungsrichtlinie und die EU-Geoblocking-Verordnung geschrieben, dass Tarifbegünstigungen zu unterlassen seien. Sie würden gegen EU-Recht verstoßen: „Wer Einheimischen vergünstigte Tarife anbietet, wird – pro Fall – mit einer Strafe von 720 Euro bedacht“, zitiert die Arbeiterkammer Tirol. Und das ginge dann natürlich ins Geld. Es gibt zwar eine andere Rechtsansicht, wonach EU-Recht in diesem Fall nicht anzuwenden ist, da es sich bei Seilbahnen nicht um eine Dienstleistung, sondern um öffentlichen Verkehr handelt. Aber nun wird’s wohl für alle ernst, die Tiroler und die Tiroler Seilbahner.
LÖSUNGSSUCHE. „Wir arbeiten noch an einer Lösung“, sagt ein Seilbahnchef im Bezirk Landeck. Es soll jedenfalls alles daran gesetzt werden, dass die Einheimischentarife bleiben – und das sähen alle Seilbahner so. Es geht ihnen um mehr, als den Tirolern ein paar Euro zu ersparen: Wenn die Tiroler keine vergünstigten Tages- oder Saisonkarten kaufen können, sind sie vielleicht gar nicht mehr auf den Pisten zu finden. Und das bedeutet: keine Bewegung an der frischen Luft, kein Ski-Nachwuchs und wahrscheinlich auch eine Tourismusgesinnung, die sich der Tourismus nicht wünscht. Die Arbeiterkammer befürchtet noch weitergehende Turbulenzen: Am Ende könnte überhaupt das Aus für alle Tarif-Vergünstigungen stehen, auch Studenten- und Seniorentarife. Zudem dürfte wohl auch über Gästekarten diskutiert werden (wobei der Seilbahner aus dem Bezirk derzeit aber davon ausgeht, dass die Vergünstigungen für Gästekartenbesitzer rechtlich ok sind). Die Seilbahner klären jedenfalls rechtlich ab, welche Möglichkeiten es für die Erhaltung der „Einheimischentarife“ gibt. Solange keine Unterlassungsklage o.ä. eingebracht wird, könnte man das bisherige System belassen – aber irgendwann betrifft es jede Seilbahn. „Im Endeffekt geht es darum: Wer klagt wen?“, sagt der Seilbahner aus dem Bezirk.
LÖSUNGSVERSUCHE. Endgültige Lösung gibt es zumindest noch keine, „wahrscheinlich gibt es auch nicht für alle Bergbahnen eine gemeinsame Lösung“, vermutet der Fachmann aus dem Bezirk. Versuche gibt’s: Die Imster Bergbahnen gewähren Inhabern des Tiroler Familienpasses weiterhin „Einheimischen-Tarife“. Geschäftsführer Bernhard Schöpfs Begründung lautet: „Die Kriterien des Tiroler Familienpasses schließen niemanden aus. Lediglich der Hauptwohnsitz muss in Tirol sein.“ Man wird sehen, ob dies hält. Die beliebte Tirol RegioCard geht einen anderen Weg – im Vorverkaufsmonat Oktober ist’s deutlich günstiger: 672 Euro kostet die Karte für einen Erwachsenen (ab 1. November dann 914 Euro). Kinder (Jg. 2009 bis 2018) bezahlen 336 Euro (dann 458), Jugendliche 537 Euro (dann 731) und Invalide (ab 60%) 504 Euro (dann 686). Die Familienkarte ist ausschließlich im Oktober erhältlich und kostet zwischen 764 Euro (1 Erwachsener, 1 Kind) und 1.712 Euro (2 Erwachsene, 4 Kinder). Die Karten können grundsätzlich nur persönlich an den Kassenschaltern erworben werden – es ist nicht erlaubt, dass z.B. Freunde oder Vermieter für andere Personen Karten kaufen. Bei Karten im Familienverbund genügt es, dass das Familienoberhaupt (Eltern oder Großeltern) für deren Kinder/Enkelkinder Karten kauft.