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Zu wenig Personal – 40 leere Betten

Fachkräftemangel blockiert Pflegeplätze im Bezirk

Was nützt das modernste Pflegeheim, wenn das Personal fehlt? Rund 40 von 336 Betten im Bezirk Landeck stehen leer, eine Station ist geschlossen und die Wartezeiten für Pflegeheimplätze betragen bis zu einem Jahr.
30. September 2025 | von Herbert Tiefenbacher
Zu wenig Personal – 40 leere Betten
Auch im städtischen Altersheim Landeck macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar. RS-Foto: Tiefenbacher
Im städtischen Altersheim Landeck macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar. Von 86 Plätzen bleiben derzeit fünf bis sechs unbesetzt. „Mit dem aktuellen Team können wir nicht voll belegen, ohne Überlastung zu riskieren“, erklärt Heimleiter Viktor Zolet. Zwei bis drei zusätzliche Pflegekräfte würden reichen, um das Heim voll auszulasten und Rückkehrer aus anderen Einrichtungen aufzunehmen. Hoffnung setzt er auf neue Absolventen sowie auf Pflegekräfte, die im Herbst 2025 zurückkehren.

DRINGLICHKEITSLISTE. Die Vergabe der Plätze erfolgt nach einer Dringlichkeitsliste, die Pflegegrad, familiäre Situation und die Möglichkeiten der Betreuung zu Hause berücksichtigt. Bei Engpässen müssen Betroffene nach Imst oder ins Ötztal ausweichen – doch auch dort ist die Lage angespannt. Im Extremfall bleiben Pflegebedürftige über längere Zeit im Krankenhaus. Die Wartezeit im Altersheim Landeck beträgt meist drei bis vier Monate. Aufgenommen wird seit Jahresbeginn ab Pflegestufe 4, die einen monatlichen Pflegebedarf von mehr als 160 Stunden voraussetzt. Langfristig vertraut Heimleiter Zolet auf den Strukturplan Pflege 2023–2033, das Pflegeentwicklungskonzept des Landes Tirol, das zusätzliche Fachkräfte in die Betreuung bringen soll.

STATION GESCHLOSSEN. Noch schwieriger ist die Lage im Pflegeheim Santa Katharina in Ried. Von den 101 Plätzen sind derzeit nur 87 belegt, da eine gesamte Station wegen Personalmangels geschlossen werden musste. Rund 15 Personen stehen aktuell auf der Dringlichkeitsliste; aufgenommen werden Bewohner ab Pflegestufe 3, also solche, die monatlich mehr als 120 Stunden Pflege benötigen. Heimleiter Peter Hager betont: „Der einzige Weg ist, den Druck von den Heimen zu nehmen.“ Entscheidend sei, mehr Menschen – auch Lehrlinge – für die Pflegeausbildung zu gewinnen und zugleich die Betreuung zu Hause auszubauen. Aktuell sucht das Heim fünf Fachkräfte in Voll- oder Teilzeit.

IM MUTTERSCHUTZ. In Flirsch gibt es ein kleineres Pflegeheim mit 35 Plätzen, von denen derzeit drei frei bleiben. „Wir können nicht voll belegen, da sechs Mitarbeiterinnen im Mutterschutz sind“, erklärt Heimleiterin Manuela Falch-Ruetz. Sie betont die gute Vernetzung der Pflegeeinrichtungen im Bezirk Landeck sowie die gemeinsamen Lösungsansätze mit der LIV-Pflegekoordinatorin Manuela Juen. Um akute Engpässe abzufedern, werden kurzfristig mobile Hauskrankenpflege und Tagesbetreuung angeboten oder eine 24-Stunden-Betreuung zu Hause empfohlen.

VOLL AUSGELASTET. Das Seniorenzentrum Zams-Schönwies ist mit 31 Plätzen voll ausgelastet. Die Wartezeit beträgt im Schnitt ein halbes Jahr, in Einzelfällen bis zu einem Jahr. Aufgenommen werden Bewohner ab Pflegestufe 3; derzeit warten sechs Pflegebedürftige auf einen Platz. „Wir können nicht überbelegen. Die Heime haben einen öffentlichen Versorgungsauftrag, den müssen wir erfüllen“, sagt Heimleiter Toni Pircher – und betont, dass Tagespflege und mobile Dienste künftig weiter ausgebaut werden sollen. Beim Ausbau stationärer Plätze sei jedoch Vorsicht geboten, da Personalmangel zu leeren Betten führen könnte. Die Nachbesetzung von sieben in Pension gehenden Pflegekräften stellt, so Pircher, eine besondere Herausforderung dar. In den Tagespflegeeinrichtungen in Landeck und Fließ sind noch freie Kapazitäten vorhanden.

FREIE PLÄTZE. Auch das Wohn- und Pflegeheim St. Josef in Grins spürt den Fachkräftemangel: Von 83 Plätzen sind derzeit 65 belegt, 18 bleiben frei, da für die im Vorjahr abgeschlossene Erweiterung 15 zusätzliche Fachkräfte benötigt würden. Besonders problematisch ist, dass geburtenstarke Jahrgänge in den kommenden Jahren in Pension gehen und die Nachbesetzung schwierig wird. Dennoch können alle Pflegebedürftigen des Verbandsgebiets von Stanz bis Galtür aufgenommen werden – eine Warteliste gibt es nicht. „Niemand aus dem Verbandsgebiet ist auswärts untergebracht“, betont Heimleiter Christoph Heumader. Zusätzlich werden derzeit 20 Plätze von Pflegebedürftigen aus Nichtverbandsgemeinden belegt.

AUSBLICK. Noch ist unklar, ob Ausbildungsinitiativen und Maßnahmen des Strukturplans Pflege 2023–2033 die Lücke füllen können. Klar ist hingegen: Der Bedarf steigt – und ohne genügend Personal bleiben Betten leer.

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