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„Es war besonders herausfordernd“

Landecks neuer Finanzchef legte seinen ersten Budgetentwurf vor

Die steigenden Energiepreise, die höheren Personalkosten und Teuerung in allen Bereichen setzen auch den Gemeinden zu. Die Umstände, unter denen heuer ein Budget zu erstellen ist, sind also sehr schwierig. In Landeck hatte Finanzstadtrat Jakob Egg (Liste Zukunft Landeck) erstmals einen Gemeindehaushalt auf den Weg zu bringen. Er hatte alle Hände voll zu tun, die Situation in brauchbare Zahlen zu gießen – und zwar bis zum Budgetgemeinderat vergangenen Donnerstag. Darüber sprach die RUNDSCHAU mit dem Säckelwart der Bezirkshauptstadt. Übrigens: Das Zahlenwerk 2023 wurde einstimmig beschlossen. 
13. Dezember 2022 | von Von Herbert Tiefenbacher
„Es war besonders herausfordernd“<br />
Finanzstadtrat Jakob Egg hatte mit der Budgeterstellung alle Hände voll zu tun. RS-Foto: Tiefenbacher
Von Herbert Tiefenbacher

RS: War die Erstellung des Budgets 2023 eine harte Nummer?

StR Egg: Es war besonders herausfordernd, da stark gestiegene Strompreise, Brennstoffe, Personalkosten die budgetären Möglichkeiten stark einengen.

RS: Wie ist die Ausgangslage? Werden die Einnahmen (wie Ertragsanteile und gemeindeeigene Steuern etc.) im Jahr 2023 nach den Prognosen geringer ausfallen?

StR Egg: Wir haben einen pragmatischen Kurs eingeschlagen, der auch eine Erhöhung der Einnahmen umfasst.

RS: Wie wirken sich die Teuerung und Mehrkosten für die Gemeinde aus?

StR Egg: Es braucht starke Budgetdisziplin und es muss gespart werden.

RS: Mit welcher Zielsetzung seid ihr an die Erstellung herangegangen?

StR Egg: Wichtige Zukunftsinves-titionen werden angegangen wie Ausbau erneuerbare Energie, Planung Neubau Kindergarten Urichstraße, Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung sowie Sport- und Spielplätze.

RS: Kann ausgeglichen bilanziert werden?

StR Egg:  Wir bilanzieren mit einem leichten Minus. Das ist möglich, da ausreichend Liquidität vorhanden ist.

RS: Werden die Schulden steigen?

StR Egg: Nein.

RS: Gibt es 2023 noch einen finanziellen Spielraum?

StR Egg: Nein.

RS: Werden 2023 die Möglichkeiten hinter dem zurückbleiben, was am Wunschzettel steht und was mitunter auch notwendig ist? Müssen Projekte bzw. Vorhaben zurückgestellt werden?

StR Egg: Wir arbeiten mittelfristig für die kommenden drei Jahre.

RS: Danke für das Gespräch.



Ein Blick in den Landecker Budgetentwurf 2023

Hier ein kurzer Blick in die Zahlen des Landecker Budgetentwurfs 2023. Die Landecker arbeiten im kommenden Jahr mit rund 33 Millionen Euro Gesamtbudget. Es weist einen prognostizierten Abgang von 170.800 Euro aus.

MEHREINNAHMEN. Aus den Hochrechnungen ergibt sich, dass die Bundesertragsanteile und die gemeindeeigenen Steuern 2023 der Stadt zu voraussichtlichen Mehreinnahmen von insgesamt rund 1 Million Euro verhelfen werden. Mehreinnahmen werden auch aus anderen Bereichen erwartet: z.B. Grundstücks-, Gebäude- und Wohnungsverkäufe, Zuschüsse und Förderungen von Bund und Land Tirol. 

MEHRAUSGABEN. Aber es wird auch Mehrkosten und Mehrausgaben geben: Unter anderem durch das Ansteigen der Landesumlage (um 13,6 Prozent, das sind 100.200 Euro), der Transferzahlungen (Steigerung von 8,2 Prozent) und des Behindertenhilfebeitrages (Erhöhung um 23,1 Prozent auf 666.900 Euro). Geschätzt wird auch ein Mehraufwand für die Sozialhilfe (plus 8,4 Prozent) und den Krankenanstaltenfinanzierungsfonds (plus 5,5 Prozent). Die Personalkosten erhöhen sich 2023 um 8,3 Prozent, das entspricht rund 764.600 Euro.

KOSTENEXPLOSION. Bei den Energiekosten erwartet man einen überaus starken Anstieg: beim Strom um das Dreifache auf 595.000 Euro, beim Brennstoff um das 1,6-Fache auf 335.000 Euro und beim Treibstoff um sechs Prozent auf 83.000 Euro.

INVESTITIONSTÄTIGKEIT. An größeren Investitionsvorhaben sind 2023 in Landeck vorgesehen: Fertigstellung des Wechselladerfahrzeugs der Stadtfeuerwehr (der Stadt bleibt abzüglich eines Zuschusses die Nettoinvestition von 44.600 Euro), Radwegeausbau (240.000 Euro netto), Breitbandausbau-Leerverrohrung (50.000 Euro netto), Neuerrichtung des Funparks (81.400 Euro netto) und Bau eines Multifunktionsplatzes beim Sportplatz (Nettoinvestition 550.000.- Euro). Bei Letzterem belaufen sich die geschätzten Kosten auf 700.000.- Euro. Seitens der Stadt wird angenommen, dass das Land das Vorhaben mit 150.000 Euro unterstützen wird). Für die Planung des „Kindergartens Urichstraße“ sind 30.000 Euro budgetiert. Für den Bau und die Erhaltung der Gemeindestraßen und -brücken sind im Voranschlag 788.000 ausgewiesen. Das Land stellt 219.600 Euro an Bedarfszuweisungen zur Verfügung. In diesem Vorhabenspaket ist die Sanierung der Gerberbrücke enthalten. In die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung werden in Landeck 2023 insgesamt 800.000 Euro investiert.

SCHULDEN. Der Schuldendienst wird im nächsten Jahr um 30,6 Prozent steigen und knapp zwei Millionen Euro erreichen – davon knapp 1,5 Millionen Euro für die Tilgung und rund 500.000 Euro für die Zinsen. Die Stadtschulden werden bis Ende 2023 voraussichtlich um 1,87 Prozent auf rund 15,4 Mio. Euro sinken. Im städtischen Schuldenstand enthalten sind auch die im heurigen Jahr an die Venet Bergbahnen zur kurzfristigen Sicherung der Liquidität bzw. Abgangsfinanzierung überwiesenen Zuschüsse von gut einer Million Euro.



Landeck erhöht Gebühren – Nur bei Müll und Kinderbetreuung keine Erhöhung

Die Stadt Landeck hebt ihre Steuern, Gebühren und Abgaben für 2023 bis auf zwei Ausnahmen um durchschnittlich sieben Prozent an. Grundlage hierfür sind die jährlichen Landesempfehlungen. Den diesbezüglichen Beschluss fasste der Landecker Gemeinderat in der vorwöchigen Sitzung einstimmig.

Unverändert bleiben die Müllgebühren und die Beiträge für Kinderbetreuung. Alle anderen Gebühren und Beiträge werden angehoben. Die Wasserbenützungsgebühr beträgt ab 1. Jänner 1,48 Euro je m3 Wasserverbrauch (vorher 1,38 Euro). Die Landecker müssen sich auch auf eine Erhöhung der Kanalgebühren einstellen: Die Anschlussgebühr wird von 6,90 Euro je m3 der Bemessungsgrundlage auf 7,39 Euro angehoben, die Mindestgebühr pro anzuschließendem Grundstück von 1.924 Euro auf 2.059 Euro und die Kanal-Benützungsgebühr von 2,70 Euro je m3 auf 2,89 Euro. Ebenso steigen die Friedhofsgebühren: Ein Einzelgrab kostet ab Jänner 2023 jährlich 49,60 Euro. Vorher waren es 46,50 Euro. Auch Schwimmen wird in Landeck teurer: z. B. kostet der Eintrittspreis im Schwimmbad zukünftig für Erwachsene 5,60 Euro (vorher 5,20 Euro) und für Familien 11,20 Euro (vorher 10,50 Euro). Um 8 Euro mehr müssen die Hundehalter in ihrem Jahresbudget einrechnen. Pro gehaltenem Hund sind künftig 128 Euro pro Jahr zu zahlen. Der Blick auf die aktuelle Tabelle über die Gebührensätze im Alten- und Pflegeheim zeigt, dass künftig Heimbeiträge (netto) zwischen 1.899 Euro und 5.800 Euro eingehoben werden (vorher zwischen 1.775 und 5.421 Euro). Dies ist allerdings eine Entscheidung des Landes Tirol.

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