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Was machen jetzt die ehemaligen Ortschefs?

Nach den Wahlen im Februar 2022 schieden zehn Dorfchefs aus

Nach den Bürgermeisterwahlen im Febraur 2022 sind im Bezirk Landeck zehn Bürgermeister aus verschiedenen Gründen aus dem Amt ausgeschieden. Was machen die Ex-Dorfchefs heute?
31. Jänner 2023 | von von Herbert Tiefenbacher
Was machen jetzt die ehemaligen Ortschefs?<br />
Politschwergewicht Hans-Peter Bock kurz vor seinem Rücktritt (2021) nach 23 Jahren als Ortschef von Fließ. RS-Foto: Tiefenbacher
Von Herbert Tiefenbacher

FLIESS. Hans-Peter Bock hat sich, wie er sagt, auf sein endgültiges Ausscheiden aus der aktiven Politik gefreut. Der Abgang war gut vorbereitet: die Nachfolgefrage für das Bürgermeisteramt packte er rechtzeitig an und bis zum Ausscheiden gab er auch alle seine Parteifunktionen auf. „Ich kann nun endlich das machen, das ich bisher aus Zeitmangel nicht machen konnte“, lacht Bock. Die Zeit mit der Familie genießt er am meisten. Darüber hinaus zählen Kulturreisen, Almwanderungen, Lesen, Skifahren und Schwimmen zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Für Bock war die Tätigkeit als Politiker eine äußerst interessante Erfahrung. „Man kann in der Politik aktiv gestalten, man kann viel Allgemeinwissen ansammeln und man lernt Menschen aller Gesellschaftsschichten kennen. Auf die Frage, ob er seine Gemeinde auf einem guten Weg sieht, antwortete Bock: „Ja, sie ist hervorragend unterwegs. Es wird gut gewirtschaftet, die Gemeinde entwickelt sich gut weiter und es ist in der Gemeinde friedlich.“ Bocks Nachsatz: Es bestätigt sich, dass er bei der Auswahl seines Nachfolgers eine gute Hand ge­habt habe, was ihn zufrieden mache.

FENDELS. Heinrich Scherl hatte das Gemeinde-Ruder in Doppelfunktion als Bürgermeister und Amtsleiter in der Hand. Die Verantwortung in den Führungsrollen übernahm eine jüngere Generation. Scherl zog sich auch aus allen anderen Funktionen zurück. „Es war eine schöne Zeit. Ich habe viel verwirklichen können. Ich habe mein Bestes versucht und war immer für die Leute da“, so Scherl. Jetzt genieße er die reichlich vorhandene freie Zeit. Nämlich ausgiebig Urlaub machen. Er kaufte sich einen Wohnwagen. „Mit dem machen wir schöne Reisen“, schwärmt Scherl. Zu Hause werde ihm auch nicht langweilig. Er hilft im Haushalt. Einige Zeit verbringt er mit Herrichten von Brennholz und heizen. Ab und zu sieht man Scherl im Gemeindeamt – „das wird aber immer weniger“. Scherl berichtet, dass sein Rat immer noch gefragt sei und er gebe „gerne Auskunft“. Die aktuellen Geschehnisse werden von Scherl mitverfolgt. „Mich freut, dass es gut weitergeht. Das zeigt mir, dass Fendels mit Stefan Köhle einen guten Bürgermeister bekommen hat.“ Sein prägendstes Erlebnis hatte Scherl 1994: Bei einem Murenabgang sind zwei Fendler ums Leben gekommen.

SEE. Anton „Toni“ Mallaun hatte den Abschied aus seinem Amt des Bürgermeisters gut vorbereitet. Er hat sich, wie er betont, darauf eingestellt und hat alle Aufgaben rechtzeitig abgearbeitet. „Ich habe alles geordnet übergeben“, betonte Mallaun. Er könne zufrieden auf die Entwicklung der Gemeinde und auf das in den 33 Jahren seiner Amtsführung Geleistete zurückschauen. Mallaun mischt sich jetzt in das Gemeindegeschehen nicht mehr ein. „Meine Nachfolger sollen die Gemeinde nach ihren Vorstellungen weiterführen. Ich habe mir auch nichts dreinreden lassen. Ich habe so getan, als ob die Gemeinde mein Betrieb wäre“, so Mallaun. Er hat einen endgültigen Schlussstrich unter seine politische Laufbahn gesetzt. Was heißt, dass er alle seine Funktionen zurückgelegt hat. „Ich bin nun wirklich im Ruhestand und habe keine weiteren Bedürfnisse“, lässt Mallaun wissen. Er wird fallweise aufgrund seines Wissens um Geschehnisse und Entscheidungen in der Vergangenheit noch um Rat gefragt. Seine prägenden Erlebnisse waren: ein Felssturz (1992), die Lawinenabgänge (1999), das Hochwasser (2005) und die Schallerbach-Mure (2015).

PFUNDS. Rupert Schuchter hat die schlagartige Umstellung nach dem Ausscheiden aus dem Bürgermeisteramt von zeitaufwendigem Job auf Ruhestand keine Probleme bereitet. Er habe sich vorher damit befasst und habe noch zuvor alle Funktionen zurückgelegt, um jetzt ausgiebig jene Sachen machen zu können, die ihm Spaß machen. Nämlich ausreichend Zeit, insbesondere für die Enkelkinder und für anfallende Arbeiten im Garten und am bzw. rund ums Haus zu haben. Schuchter berichtet auch, dass er täglich einige Zeit mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten (Haltung von Schafen) verbringe – und er schildert anschaulich, dass ihm auch die Jagd große Freude bereitet. Die größte Herausforderung in seiner Amtszeit sei der Umgang mit dem von hoher Unsicherheit behafteten Coronavirus-Ausbruch gewesen. Die Niederlage seines Kandidaten (Peter Wille) bei der Bürgermeisterwahl habe ihn anfangs schon irritiert. Er habe sich gefragt, was ist passiert? „Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass Melanie Zerlauth Bürgermeisterin geworden ist. Das ist in Ordnung. Sie macht einen guten Job“, sagt Schuchter. Diese Reihe wird in der nächsten RUNDSCHAU-Ausgabe fortgesetzt.
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Anton Mallaun hat den Abschied aus seinem Amt des Bürgermeisters von See gut vorbereitet. RS-Foto: Tiefenbacher
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Der ehemalige Fendler Bürgermeister Heinrich Scherl kurz nach Antritt seiner fünften von sechs Amtsperioden. RS-Foto: Tiefenbacher
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Ex-Bürgermeister Rupert Schuchter (Pfunds) war gerne unter Leuten. RS-Foto: Tiefenbacher

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