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Finanzlücke ist gestopft

Alle Eigentümer haben Rettungsplan für „Venet“ zugestimmt

Die drei Eigentümer der Venet Bergbahnen AG haben ohne große Diskussion mit einer 1,54 Millionen schweren Finanzspritze die vorhandene Liquiditätslücke gestopft.
15. November 2022 | von Von Herbert Tiefenbacher
Finanzlücke ist gestopft<br />
Auch die Gemeinde Zams und der TVB TirolWest beteiligen sich an der neuerlichen Finanzspritze für die Venet Bergbahnen. RS-Foto: Tiefenbacher
Von Herbert Tiefenbacher

Die Gemeinden Landeck und Zams sowie der TVB TirolWest sind die Hauptaktionäre der Venet Bergbahnen AG. Das Bahnunternehmen ist in wirtschaftlichen Belangen vom Wunschbereich ein Stück weit entfernt – anders gesagt: Man hat es bisher trotz Finanzspritzen finanziell nicht über den Berg geschafft. Wie berichtet, braucht es jetzt weiteres Geld: Die Absage des beantragten Lockdown-Umsatzersatzes von rund 864.000 Euro durch die Cofag, die Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes, bereitet den Bahnverantwortlichen in der ohnehin schwierigen finanziellen Situation zusätzliches Kopfzerbrechen, denn danach sah man sich einer Liquiditätslücke von rund 1,54 Mio. Euro gegenüber. Diese ist abzudecken, ansonsten droht die Insolvenz. Die Venet Bergbahnen haben Anfang Oktober diesbezüglich die drei Gesellschafter um einen Zuschuss ersucht. Dem Ansuchen wurde ein Rettungsplan beigeschlossen. Nach dem Verteilungsschlüssel beträgt der Anteil der Stadt Landeck ca. 766.000 Euro und jener der Gemeinde Zams rund 627.000 Euro. Auf den TVB TirolWest entfällt demnach ein Anteil von ca. 155.000 Euro. Der Land-ecker Gemeinderat gab bereits am 3. November einstimmig grünes Licht für den Anteil der Stadt.

ZUSTIMMUNG IN ZAMS. Der Zammer Gemeinderat befasste sich mit dem Schreiben der Venet Bergbahnen in seiner Sitzung am 7. November. Der Beschluss fiel wie in Landeck einstimmig, es gab wie dort keine größere Debatte und auch der Zuschuss erfolgt mittels zehnjährigem Darlehen. Für den Gemeindevorstand Josef Reheis (Team Dominik Traxl) ist die Grenze des finanziell Möglichen erreicht. „Es muss einen anderen Weg geben. Der aufzubringende jährliche Zuschuss der Gemeinde Zams hat mit 1,3 Mio. Euro nunmehr eine Dimension, die wir uns auf Dauer nicht leisten können“, erklärte Reheis gegenüber der RUNDSCHAU. Breite Kritik wurde in der Zammer Gemeinderatssitzung auch an der Ablehnung durch die Cofag geübt. Und am Gemeinderatstisch in Zams wie in Landeck erhofft man sich, dass nun mit der aktuellen Expertengruppe zur Zukunft des Venet der Anfang gemacht ist – ein Anfang, der Lösungen hervorbringt und das „Licht am Ende des Tunnels“ erkennen lässt.

ERNEUT KEINE STELLUNGNAHME. Um dem Anspruch einer ausgewogenen Darstellung des Themas gerecht zu werden, ersuchte die RUNDSCHAU die Cofag neuerlich um eine Stellungnahme. Diese wurde mit der in den Gemeinderatssitzungen geäußerten Kritik konfrontiert, und zwar vor allem jener von AR-Vorsitzendem Thomas Hittler. Er prangerte die Vergabe-Richtlinien an und zeigte sich im Rechtsstreit mit der Cofag kämpferisch. Hittler vertraut darauf, dass die Stärke seiner Argumente zu einer Entscheidung zugunsten der Venet Bergbahnen führen wird. Die RUNDSCHAU wollte u.a. von der Cofag nun erfahren, wie es weiter geht, wie viel bzw. ob die Bundesagentur bei der Sache überhaupt einen Verhandlungsspielraum hat und wann mit einer definitiven und endgültigen Entscheidung gerechnet werden kann. Die Pressestelle der Cofag wiederholte ihre erste Antwort: Man würde gerne Rede und Antwort stehen, aber man könne sich nur öffentlich äußern, wenn die Venet Bergbahnen dies erlauben. Der AR-Vorsitzende Hittler lehnte bekanntermaßen damals aus Datenschutzgründen ab, weshalb die RUNDSCHAU jetzt keinen Versuch mehr unternahm.

AUCH TVB STIMMT ZU. Der TVB TirolWest als dritter Eigentümer hatte das Thema „Zuschuss-ansuchen der Venet Bergbahnen AG“ in seiner letzten Aufsichtsrats-Sitzung am 27. Oktober auf der Tagesordnung. „Der Beschluss dazu war: Wenn die beiden Gemeinden zustimmen, stimmen wir ebenfalls zu. Das war die Bedingung. Ansons-ten gab es keine große Diskussion“, teilte die TVB-Geschäftsführerin Simone Zangerl auf RUNDSCHAU-Anfrage mit.



„Scherbenhaufen hinterlassen“

Nach dem Abgang von Vorstand Werner Millinger wird jetzt bei den Venet Bergbahnen versucht, eine Weichenstellung für die Zukunft in die Wege zu leiten – aber darüber hinaus gibt es anscheinend noch offene Fragen, die anzugehen sind. Bgm. Benedikt Lentsch sagte in der Gemeinderatssitzung am 14. Juni (Zitat aus der Niederschrift): „In der jüngeren Vergangenheit lief einiges bei der Bahn schief, der ehemalige Vorstand Millinger hat einen Scherbenhaufen hinterlassen. Es wird zu prüfen sein, ob gegen diesen nicht rechtliche Schritte unternommen werden.“ Dies hat so manchen Bürger im Talkessel neugierig werden lassen, geht es hier doch um den Hausberg, für den nicht unerhebliche öffentliche Gelder bereitgestellt werden müssen. Die RUNDSCHAU hat nun nachgefragt, ob eine solche Prüfung bereits durchgeführt wurde. Leider war dazu bis dato nichts zu erfahren.

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