Landecker Unternehmen auf www.wirkaufenin.tirol – „Freigeld“-Experiment im Obergricht
Weit mehr als 1500 Unternehmen sind auf der Plattform www.wirkaufenin.tirol registriert, darunter etliche aus dem Bezirk Landeck. Die Bäckerei Köhle im Obergricht setzt auf ein Freigeld-Experiment
Von Daniel Haueis
Eine Woche nach Start der Plattform www.wirkaufenin.tirol haben sich bereits 1600 Tiroler Unternehmen registriert, freut sich Wirtschafts-Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf. Mit 228000 Seitenaufrufen in der ersten Woche sei die Initiative auch erfolgreich gestartet. Nun gehe es darum, die Plattform noch bekannter zu machen und stetig zu verbessern. „Wenn jetzt alle zusammenhalten und lokal einkaufen, können wir gemeinsam die Tiroler Betriebe unterstützen und zumindest einen Teil des Umsatzentgangs kompensieren“, betont die Wirtschaftslandesrätin. www.wirkaufenin.tirol wurde von der Standortagentur Tirol in Kooperation mit der Tiroler Wirtschaftskammer sowie der Tiroler Tageszeitung initiiert. Mitte vergangener Woche waren mehr als 20 Firmen allein aus der Stadt Landeck registriert – etwa Elektro Müller, das Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik und ähnliches liefert. Wer die quarantänebedingte Freizeit zur Verschönerung seines Heimes nutzen will, wird bei „Greuter Reinhold“ fündig, Mode Hedwig und das Schuhhaus Harrer sind ebenso registriert wie Raumausstattung Gitterle. An Zammer Unternehmen (rund ein Dutzend war Mitte vergangener Woche registriert) sind etwa Der Grissemann, das Schuhhaus Ladner oder „BlumenPapa“ dabei. Zu beachten ist, dass manche Unternehmen nur in den Bezirk Landeck, andere oberland- oder gar tirolweit liefern. Eine Initiative, die auf das Angebot in Landeck aufmerksam macht, haben Bürgermeister Dr. Wolfgang Jörg und sein Vize Ing. Mag. (FH) Thomas Hittler gestartet: Sie „wollen mit dem Slogan ,Landecker Firmen liefern‘ und dem seit Kurzem in der ,Conti-Kurve‘ hängenden Plakat (vom ideenreichen Unternehmen ,Mags‘ entworfen) auf die Leistungsbereitschaft und Flexibilität von unseren Landecker Betrieben hinweisen und unterstützen den Einkauf bei heimischen Betrieben.“
NAHVERSORGUNG SICHERN. In Ried setzt die Bäckerei Köhle auf ein Freigeld-Experiment: „Die Corona-Krise trifft auch die Bäckerbranche in unserer Region hart, zumal die Einnahmen aus dem Tourismus völlig weggebrochen sind. Die meisten Bäckereien bieten zusätzlichen Gastro-Service – durch die behördliche Schließung schauen wir auch hier durch die Finger“, sagt Bäckermeister Reinhard Köhle. Um aus der Krise eine Chance zu machen, hat er in Anlehnung an den „Wörgler Schilling“ der Zwischenkriegszeit den „Köhle-Euro“ eingeführt. Dabei wird ein Gutschein ausgegeben, der als eigenständige Währung behandelt wird. Sie befähigt zum vergünstigten Einkauf bei der Traditionsbäckerei, die neben dem Hauptsitz in Ried Filialen in Prutz und Tösens betreibt. Der Gutschein ist nur 14 Tage lang gültig und animiert somit zur raschen Einlösung. Oder, wie es in der Sprache der Freigeldsysteme heißt: Die Umlaufgeschwindigkeit wird erhöht, um der Hortungsmöglichkeit von Geld Einhalt zu gebieten. „Wir belohnen einerseits die Treue unserer Kundinnen und Kunden. Sie profitieren von günstigerem Einkauf unserer Qualitätsprodukte und wir alle von der Stärkung lokaler Wirtschaftsstrukturen sowie der Absicherung unserer Nahversorgung. Dazu tragen die kleineren Unternehmen nämlich wesentlich bei“, ergänzt Reinhard Köhle. Diese Hoffnung hegt auch der Rieder Dorfchef Elmar Handle: „Es wäre wünschens- und begrüßenswert, wenn derartige mutige Initiativen auf fruchtbaren Boden fallen. Irgendwann ist die Corona-Krise vorbei – die Nahversorgung soll jedoch weiterhin so gut funktionieren. Der Wirtschaftsstandort Ried mit seinem gesunden Branchenmix ist diesbezüglich hervorragend aufgestellt. Dies soll auch so bleiben.“
In Landeck macht ein Transparent aufmerksam: „Landecker Firmen liefern“. Foto: Markus Gerstgrasser