Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Relax. You can

Die „Silvretta Therme“ dürfte den Herbst in Ischgl zur Saison machen

Die Silvretta Seilbahn AG hat mit der „Silvretta Therme“ wohl eine Trumpfkarte in der Hand: Sie soll den Herbst zur Saison machen und damit Ischgl einen weiteren Schritt in Richtung Ganzjahresdestination tun lassen.
26. Juli 2022 | von Daniel Haueis
Relax. You can<br />
Die „Silvretta Therme“ in Ischgl – gute Basis für eine Saisonverlängerung Foto: Silvrettaseilbahn AG
Von Daniel Haueis

Wasser wird in Ischgl meist in Kristallform genutzt – auf den Hängen der Idalp. Am Talboden dürfte es bald in flüssiger Form für einen weiteren massiven touristischen, also wirtschaftlichen Impuls sorgen – in der „Silvretta Therme“. 70 Millionen Euro werden investiert, um Ende November eine im Paznaun neuartige Wellness-Welt eröffnen zu können. Es stehen 1000 Quadratmeter Wasserfläche zur Verfügung, 1500 Quadratmeter hat der Saunabereich, 320 das Fitnesscenter. Aus Ischgls Motto „Relax. If you can“ kann man das „if“ wohl bald streichen – Entspannung ist angesagt, im warmen Wasser, in der Hitze der Sauna, in der Solegrotte etc. Eine Eislaufbahn rund ums Gebäude rundet das Angebot im Winter ab. Und Veranstaltungsräumlichkeiten für bis zu 600 Personen sprechen dafür, in Ischgl auch Tagungen oder Konferenzen abzuhalten.

NEUE SAISON. „Wir sind zuversichtlich, Ende November in Betrieb gehen zu können“, sagt Silvretta-Seilbahn-AG-Vorstand Dr. Günther Zangerl. Lieferengpässe, wie sie derzeit an der Tagesordnung stehen, konnten kompensiert und auch die Kosten von rund 70 Millionen Euro gehalten werden (etwaigen Mehrkosten steht ein Mehrangebot gegenüber, da auch Umplanungen stattgefunden haben). Der große Nutzen dieses Projekts ist die Verlängerung der Saison: Aus einer massiven Winter- und einer weniger berauschenden Sommersaison könnten drei Saisonen werden, denn die „Silvretta Therme“ wird im Herbst durchgehend geöffnet haben. „Damit können wir die Saison verlängern, mehr in Richtung Ganzjahressaison gehen“, sagt Zangerl. Potenzial ist jedenfalls vorhanden: Laut Landesstatistik wurden im letzten, nicht durch Corona beeinträchtigten Jahr 2019 in Ischgl 1,557 Millionen Nächtigungen gezählt – auf den Oktober (445) und November (30875) entfallen gerade einmal 31320 Übernachtungen (der Novemberwert kommt wohl hauptsächlich aufgrund des Openings am Ende des Monats zustande – 2019 fand es am 30. November statt). Jedenfalls werden in diesen beiden Monaten (ein Sechstel des Jahres) nur 2 Prozent (ein Fünfzigstel) der Ischgler Jahresnächtigungen erzielt. Noch plastischer: Die Zahl der Übernachtungen in diesen beiden Herbstmonaten ist in der Hochsaison in drei Tagen geschafft.

PREISGESTALTUNG. Die Preisgestaltung in der Therme ist noch nicht fixiert, Zangerl kün-digt aber „sehr moderate“ Tarife an, Kinder- und Familienermäßigungen inklusive. Aufgrund EU-rechtlicher Bestimmungen sind keine Einheimischentarife möglich, aber es wird Preisnachlässe geben, die über Dauerkarten lukriert werden können – anders gesagt: Wer z. B. eine Skisaisonkarte hat, kommt auch güns-tiger in die Therme.


Petition gegen die Schließung des Waldbades

(dgh) Da die „Silvretta Therme“ ein Hallen- und ein Freibad und sogar ein Veranstaltungszentrum beinhaltet, wird’s für zwei Einrichtungen der Silvretta Seilbahn AG eng – das Silvretta Center (Hallenbad, Veranstaltungssaal) und das Waldbad (Freibad). Es gibt einen einstimmigen Aufsichtsratsbeschluss, beide außer Betrieb zu nehmen (nicht betroffen ist die Tennishalle beim Waldbad). „Zwei Freibäder nebeneinander geht nicht, da muss man um Verständnis bitten“, sagt SSAG-Vorstand Dr. Günther Zangerl. Über eine etwaige Nachnutzung wird erst entschieden. Es gibt allerdings eine Petition gegen die Schließung des Waldbades (https://mein.aufstehn.at/petitions/save-ischgl-waldbad), die bis 25. Juli vormittags von 694 Menschen unterschrieben wurde. Die Initiatorin will SSAG und auch Gemeinde aufmerksam machen: „Das Waldbad hat einen Mehrwert für Touristen und Einheimische … Es hat ein anderes Publikum als eine Therme“, sagt die Frau. Damit liegt sie auch in finanzieller Hinsicht richtig: Die Thermentarife werden mit dem Eintritt ins Waldbad nicht mithalten können, auch wenn SSAG-Vorstand Günther Zangerl „sehr moderate“ Preise in der „Silvretta Therme“ ankündigt. Die Initiatorin der Petition hofft auf eine neuerliche Diskussion über die Schließung, wenn viele Menschen das Anliegen unterstützen: „Wir möchten den Paznaunern und ihren Gästen eine Plattform bieten, ihre Meinung zu äußern. Mit genügend Unterstützung hoffen wir, die Gemeinde dazu zu ermutigen, einzugreifen und gemeinsam mit der Seilbahn an einer Lösung zu arbeiten, sofern die auch dem mehrheitlichen Willen der Bevölkerung entspricht“, schreibt die Initiatorin. Diese Woche sollen die Unterschriften übergeben werden. Eine von der Initiatorin vorgeschlagene Übernahme des Waldbades durch die Gemeinde kann sich Bgm. Werner Kurz nicht vorstellen: „Jetzt haben wir bald eine große Therme. Beides zu betreiben ist nicht nachhaltig.“ Eine Gemeinde könne unter diesen Voraussetzungen kein Bad übernehmen.
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Die Therme wartet u. a. mit einem Freibad mit einer Wasserfläche von rund 500 m2 auf. Das Waldbad und das Silvretta Center sollen daher geschlossen werden – wogegen Unterschriften gesammelt werden. Foto: Silvretta Seilbahn AG

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