Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Und kein Ende …

„Kaunertal-Ausbau“ der Tiwag unter Liste-Fritz-Beschuss

Zu den Kritikern der „Kaunertal-Ausbaupläne“ der Tiwag gesellt sich nun auch die Liste Fritz hinzu. LA Markus Sint ortet zu viele offene Fragen und lehnt das Projekt daher ab. Ein paar Antworten hat Projektleiter Wolfgang Stroppa schon jetzt.
21. Feber 2023 | von Von Daniel Haueis
Und kein Ende …<br />
LA Markus Sint von der Liste Fritz: „,Kaunertel 2‘ ist so nicht sinnvoll.“ RS-Foto: Haueis
Von Daniel Haueis

Die Kritik von WWF und „lebenswertes kaunertal“ ist bekannt, zuletzt bezog sie sich hauptsächlich auf den Sicherheitsaspekt, da der Gepatschspeicher aufgrund klimaänderungsbedingter Folgen (Auftauen des Permafrosts u.a.m.) von Hangrutschen etc. betroffen sein könnte. Der WWF bezieht sich dabei allerdings auf zwei Gutachten, die nicht veröffentlicht werden (da der WWF nicht Auftraggeber war). Ende Jänner wurde LH Anton Mattle persönlich informiert: „Der Termin bei Landeshauptmann Mattle war ein sachlicher Austausch. Wir haben unsere Argumente gegen das Kraftwerk vorgebracht und den Landeshauptmann vor allem über die Sicherheitsbedenken informiert. Die Politik sollte hier dringend handeln“, erklärt der WWF auf RUNDSCHAU-Anfrage. Der WWF will weiterhin vor dem UVP-Verfahren eine Sicherheitsprüfung durch eine unabhängige Expertenkommission. Zu den diesbezüglichen Bedenken kommt laut WWF auch Kritik an der Wasserentnahme im Ötztal und der Zerstörung von sechs Hektar Moorflächen im Platzertal, wo ein zweiter Stausee entstehen soll.

LISTE FRITZ WÜRDE PROJEKT STOPPEN. Auf denselben Gutachten fußen Markus Sints (Liste Fritz) Sicherheitsbedenken in puncto „Kaunertal-Ausbau“. Auch der Natureingriff spricht für ihn (der nicht grundsätzlich gegen Wasserkraft ist) dagegen. Zudem will er als Landespolitiker wissen, ob das Projekt überhaupt wirtschaftlich sein wird. Auch die Finanzierung des Vorhabens interessiert ihn – wie bringt die Landesgesellschaft Tiwag das Geld auf? Hinzu komme, dass „Kaunertal 2“ für die in Tirol ausgerufene Energiewende zu spät komme, wenn es „nicht vor 2038“ (Sint) in Betrieb gehen könne. Das Fazit des Liste-Fritz-Klubobmanns aus bisher Bekanntem und noch unbeantworteten Fragen: „Wir würden dieses Projekt jetzt stoppen.“ Seine Partei hat einen Landtagsantrag eingebracht, in dem wie vom WWF die Sicherheitsüberprüfung noch vor dem UVP-Verfahren gefordert wird. Eine 28 Fragen umfassende Landtagsanfrage im Dezember an LH Anton Mattle wurde wie in solchen Fällen üblich beantwortet: Die Fragen betreffen nicht wie gesetzlich vorgesehen die Landesverwaltung, sondern das operative Geschäft der Landesgesellschaft Tiwag – LH Mattle konnte die Fragen also nicht beantworten.

TIWAG ANTWORTET. Tiwag-Projektleiter Wolfgang Stroppa versucht die Bedenken zu entkräften: Wenn das Projekt am 28. Februar beim Land Tirol vollumfänglich eingereicht wird (Revision 3), wird es aktualisierte Gutachten beinhalten. Glaziologie, Geologie, Meteorologie seien ebenso Thema wie die Beurteilung der geänderten Bewirtschaftungsweise des Gepatschspeichers (Pumpspeicher statt nur Speicher) durch die Staubeckenkommission. Sorgen und Ängste seien ernst zu nehmen, sagt Stroppa, die Tiwag-Anlagen seien aber sicher – und wären sie nicht sicher, würde die Tiwag reagieren. Die nächste wirkliche Kostenschätzung wird es bei einem rechtskräftigen Bescheid ca. 2026/27 geben (solange wird nur eine Valorisierung der ehemaligen Kostenschätzung vorgenommen). Die Finanzierung des frühestens 2032 in (Teil-)Betrieb gehenden Projekts ist noch nicht fixiert, sie werde aber jedenfalls so erfolgen, dass das Kraftwerk der Tiwag gehören wird. 

RELEVANZ FÜR ENERGIEWENDE. „Kaunertal 2“ wird mit dem Kraftwerk Versetz und jenem in Prutz 614 GWh erzeugen, hinzu kommen 236 GWh in „Imst 2“ und 36 GWh, die durch die Erweiterung des erst zu bauenden Kraftwerks in Haiming zusätzlich erzeugt werden können. Dies ist dank Überleitung von Ötztaler Wasser möglich. Zu Wasserknappheit im Ötztal soll es nicht kommen. Laut Stroppa ist das Restwasser vom Ort und dem Zeitpunkt abhängig, von 15. Dezember bis 15. April z.B. werde gar kein Wasser eingezogen; das Jahresmitttelwasser in Sölden etwa betrage 50 Prozent. Und: Im Falle des Falles müsse die Tiwag mehr Wasser abgeben. Er betont die Rolle von „Kaunertal 2“ für die Energiewende in Tirol: 886 GWh können erzeugt werden, fast ein Drittel des Ziels der Landesregierung (2,8 TWh zusätzlich bis 2036). Noch relevanter: Pumpspeicherkraftwerke seien nun – mit dem Ausbau der nicht planbaren Photovoltaik und Windkraft – noch wichtiger: Ein Pumpspeicherkraftwerk sei derzeit die beste und wirtschaftlichste Energiespeicherung. Sie seien somit essenziell für die Netzsicherheit.
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Wolfgang Stroppa: Pumpspeicher derzeit die beste und wirtschaftlichste Energiespeicherung Foto: Tiwag/Vandory

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