Von Sabine Schretter
Die aus Innsbruck Ende des vergangenen Jahres angekündigte „Lösung“ des Motorradproblems im Lechtal soll laut deren Informationen nämlich darin bestehen, ein Fahrverbot zu verhängen – wovon man im Prinzip begeistert wäre. Der Haken an der Sache: Das soll nur für die „Maschinen“ gelten, in deren Papiere ein höherer Lärmpegel als 95 Dezibel im Standbetrieb eingetragen ist. Erlaubt wäre also noch Lärm, der dem einer Holzfräsmaschine entspricht.
NUR WENIGE BETROFFEN. Was den Lechtaler Oberlohr besonders auf die Palme bringt: „Schon seit 1. Januar 2016 begrenzt eine neue Lärmvorschrift bei Neuzulassungen den maximalen Schallpegel eines Motorrads auf 73 bis 77 Dezibel.“ Den Lechtalern wolle man aber weiter 95 zumuten. Dieses Fahrverbot betreffe gerade mal fünf bis sieben Prozent aller in Österreich zugelassenen Bikes. Und in Deutschland, von wo ein nicht unerklecklicher Teil derer, die die Nerven der Lechtaler strapazieren, stammt, dürfte dieser Wert nicht allzu unterschiedlich sein. Für Oberlohr und Gurgiser sind daher die nun kolportierten Maßnahmen ein reines Placebo. Mehr nicht. Und ein sündteures dazu: Laut Oberlohr müssten im Außerfern durch eine Maßnahme ohne Wert mehr als 100 Fahrverbotstafeln aufgestellt werden. Gurgiser wiederum denkt schon jetzt an jene, welche die Folgen dieser aus seiner Sicht sinn- und nutzlosen Verordnung ausbaden müssten: „Die Buhfrauen und Buhmänner der Polizei“ seien mit der Kontrolle der neuen Regel doch völlig überfordert. Sollte das, was nun durchgedrungen sei, tatsächlich zur Wirklichkeit werden, sei das nichts anderes als ein „von Amts wegen verordneter Freibrief für Krawall ohne Ende für die Gesamtregion“. Stattdessen fordert er, „das Lärm-Virus mit der gleichen Intensität zu bekämpfen wie das Coronavirus. Die Chancen seien da sogar viel besser: „Während es für das Coronavirus noch keinen Impfstoff gibt, ist der Lärm längst bekämpfbar – mit einer ordentlichen Dosis Mut, für das Grundrecht auf Gesundheit einzutreten und die gefährdeten Grundwerte der Region über den Freizeitlärm und Freizeitkrawall zu stellen.“ Dafür wolle man trotz der momentanen Schwierigkeiten durch die Anti-Corona-Maßnahmen auch in diesem Jahr engagiert eintreten – auch zum Wohl der Tourismusbetriebe, die zu Recht europaweit für die Region als Hort von „Ruhe, Erholung, Natur pur und Regeneration“ die Werbetrommel rührten.