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„Traut euch! Zeigt, was geht!“

18. Feber 2020 | von Sabine Schretter
„Traut euch! Zeigt, was geht!“
Bernhard Gruber ist Mitglied im Monitoringausschuss Tirol. RS-Foto: Schretter

Bernhard P. Gruber ist Mitglied im Monitoringausschuss in Tirol und berät Menschen mit Behinderung


2006 beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen das „Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderung“. Österreich, Deutschland, die Schweiz und Liechtenstein einigten sich auf eine einheitliche Übersetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ins Deutsche. Diese Fassung liegt seit 2010 auch in einer Leichter-Lesen-Form vor.

Bernhard Gruber, Mitglied im Monitoringausschuss Tirol, erklärt, dass es zwei wesentliche Leitgedanken gibt. Zum einen das Recht auf uneingeschränkte Teilhabe und zum anderen Inklusion. Behinderung hat viele Facetten – Mobilitätseinschränkung, Seh- und Hörbehinderung, psychische Behinderung und Lernschwäche – für all diese Gruppen sind die Monitoringausschüsse eine wichtige Anlaufstelle.
Die UN-Behindertenkonvention bildet einen Meilenstein für Menschen mit Behinderung und die gesamte Gesellschaft. Nicht der einzelne Behinderte muss sich anpassen, damit er teilhaben und selbstständig handeln kann. Die Gesellschaft muss zulassen, dass Vielfalt ein Leitbild wird. Toleranz ist gefordert und das Bewusstsein, dass jeder mit seinen jeweiligen Fähigkeiten und Voraussetzungen wertvoll ist. „Aus diesen Tatsachen resultiert die Notwendigkeit einer nationalen Organisation. Der Monitoringausschuss agiert unabhängig und setzt sich für die Einhaltung der Menschenrechte von Menschen mit Behinderung ein“, führt Bernhard Gruber aus. Vom Land aus leiten Beamte als Behörde diesen Ausschuss. Der wichtige Input kommt von Vertreten der jeweiligen Behindertengruppe. Bernhard Gruber vertritt Menschen mit Mobilitätseinschränkung. Als selbst Betroffener kann er Situationen mobilitätseingeschränkter Menschen bestens einschätzen und für die verschiedene Probleme die zielführende Lösung finden.
Selbst betroffen.

„Seit meinem Arbeitsunfall Ende 2015 bin ich querschnittsgelähmter Paraplegiker und erlebe täglich die Schwierigkeiten, die behinderten Menschen das tägliche Leben erschweren“, erzählt Bernhard Gruber im Gespräch mit der RUNDSCHAU. Als allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger im Fachbereich Architektur und Hochbau/barrierefreies Planen und Bauen setzt er sich mit seiner über 25-jährigen Bauerfahrung als Planer, Abwickler und Ausführender für barrierefreies und behindertengerechtes Wohnen und Leben ein. Als Mitglied im Monitoringausschuss ist er Ansprechstelle für Menschen, die diskriminiert werden. Anliegen werden aufgenommen und Kontakt zu den entsprechenden Stellen aufgenommen. Damit wird Menschen mit Behinderung geholfen, wichtige Schritte zu tun, um zu ihrem Recht zu kommen. „Vor Kurzem fand ein Workshop am Landesgericht statt, bei dem es darum ging, wie Juristen in Streitfällen mit Behinderten agieren. Nur, wenn wir sehen, wie es läuft, können wir einhaken und nachbessern“, gibt Bernhard Gruber einen weiteren Einblick. Gerade in rechtlichen Angelegenheiten sind Behinderte gut abgesichert. „Wenn ein Behinderter klagt, bekommt er eigentlich immer Recht. Wir wollen auch vermitteln, dass man sich trauen und auf seine Rechte pochen muss. Wir vom Monitoringausschuss sind hier Schnittstelle. Menschen, die diskriminiert werden, nimmt das viel Druck.“
Netzwerk.

Behinderte sind in verschiedenen Vereinen organisiert, werden von Organisationen unterstützt oder begleitet. Mit diesen Stellen – Lebenshilfe, Bildungswerke, Vereine – sind die Monitoringausschüsse vernetzt. Dadurch funktioniert die Vertretung der Betroffenen reibungslos. „Wünschenswert wäre noch ein engerer Austausch zwischen Reha-Zentren und Monitoringausschuss. Menschen, die plötzlich mit einer schwierigen Lebenssituation – nach einem Unfall oder aufgrund einer Erkrankung – konfrontiert sind, müssen sich um vieles selber kümmern. Hier sollte schon frühzeitig auf den Monitoringausschuss hingewiesen werden, um Unsicherheiten und Schwellenängste abzubauen“, merkt Bernhard Gruber an. „Ihr müsst euch trauen und zeigen, was alles geht. Je mehr funktioniert, umso mehr Akzeptanz findet ihr in der Gesellschaft!“, macht er Betroffenen Mut. „Ich kann viel aus eigener Erfahrung sprechen. Als ich mit meiner Familie den Wally-Blitz (Sommerrodelbahn, Anm.d.Red.) besuchte, wusste ich nicht, ob es mit mir als Rollstuhlfahrer klappt. Die Mitarbeiter der Bahn haben es versucht und gemeinsam haben wir es geschafft. Ich bin mit dem Blitz gefahren! Als ich unten ankam, hatten wir alle eine Riesen-Gaudi – die Mitarbeiter genauso wie ich selbst. Damit möchte ich sagen, dass man es einfach versuchen muss. Der Profit ist für alle unbezahlbar“, zeigt Bernhard Gruber, dass – wie eingangs erwähnt – Vielfalt ein wertvolles Leitbild ist.
Monitoringausschuss.

Wie wendet man sich an den Monitoringausschuss? Regionale Anlaufstellen des Monitoringausschusses sind die Landesstellen des Sozialministerium Service. Landesstelle Tirol: Herzog-Friedrich-Straße 3, 6020 Innsbruck, Tel: 0512563101, Fax: 05 99 887075, E-Mail: post.tirol@sozialministeriumservice.at. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag, von 8 bis 15.30 Uhr und Freitag von 8 bis 14.30 Uhr. Während der Öffnungszeiten (Amtsstunden) kann angerufen oder persönlich vorgesprochen werden. Man erhält fachkundige Auskunft. Außerhalb der Öffnungszeiten (Amtsstunden) können Anliegen schriftlich auf dem Postweg sowie als E-Mail oder Fax übermittelt werden. Die Beratungszeiten sind Montag bis Freitag, von 8 bis 12 Uhr, und außerhalb nach Vereinbarung. Während der Beratungszeiten (Parteienverkehrszeiten) stehen Mitarbeiter der Fachabteilungen für ein Beratungsgespräch zur Verfügung. Für ein persönliches Gespräch mit den jeweils Zuständigen oder für Termine außerhalb der Beratungszeiten wird gebeten, vorher einen Termin zuvereinbaren.
Bernhard Gruber.

Betroffene bzw. Menschen mit Behinderung, die Rat suchen oder diskriminiert werden, können sich gerne direkt an Bernhard Gruber, Mitglied im Monitoringausschuss Tirol wenden. Kontakt: Ing. Bernhard Gruber, Tel. +43 664 569 1 193, E-Mail: bernhardp.gruber@yahoo.de

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