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Wahn-Sinn? Fernpassbahn

Das sagen Bürgermeister, BM-Kandidaten und Landespolitiker zur geplanten Bahnverbindung Ehrwald-Silz

Spinnerei oder Wirklichkeit? - Die Überlegungen der Politik, eine Bahnverbindung vom Ehrwalder Becken ins Inntal zu realisieren, werfen v. a. für die Anwohner des Talkessels Ehrwald-Lermoos- Biberwier zahlreiche Fragen auf. Der Ehrwalder BMK-Kandidat Peter Steger hat detaillierte, z. T. erschreckende Informationen gesammelt, zu denen sich inzwischen auch andere Bürgermeisterkandidaten, Bürgermeister Hohenegg und das Büro von Landeshauptmann Stv. Ingrid Felipe geäußert haben.
10. Mai 2021 | von Juliane Wimmer
Wahn-Sinn? Fernpassbahn
Für Anwohner nach derzeitigen Plänen unvorstellbar: Eine Bahnstrecke vom Ehrwalder Becken ins Inntal. RS-Foto: Wimmer
Von Juliane Wimmer.
„Kaum einer kann bzw. will es glauben, doch dieses Projekt gibt es wirklich, und es wird auch vonseiten der Tiroler Landespolitik mit Nachdruck vorangetrieben“, meint der Ehrwalder Bürgermeisterkandidat Peter Steger und fordert zum Handeln auf.

DAS IST BIS JETZT PASSIERT.
Im März 2018 lagen die Ergebnisse von der im Tiroler Landtag 2017 in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie vor. Von sieben geprüften Varianten bekam die Option „Ehrwald-Silz“ die besten Kosten-Nutzen-Noten. Diplom-Ingenieur Peter Steger hat sich die detailliert ausgearbeiteten Plänen mit Trassenführung vom Moos mitten durchs Unterdorf und Tunneleingang auf Wettersteinbahnen-Höhe angeschaut und warnt vor den fatalen Folgen für Natur, Bevölkerung und Tourismus. Gleichzeitig präsentierte er schon damals mögliche „eher verträgliche“ Alternativen, welche die Verlegung des Tunnelportals ins Gewerbegebiet Schanz beinhaltet. Im März 2021 schrieb Steger einen offenen Brief an LH Platter, Landtagspräsidentin Ledl-Rossmann und NR-Abgeordnete Pfurtscheller, um die Politik darauf aufmerksam zu machen: So ist es nicht machbar! Lasst die Bevölkerung mitreden. Das wären Alternativen! Zudem gab es Gespräche zur Causa mit BM Hohenegg und weiteren BM-Kandidaten.

ANTWORTEN & BELEGE.
Am 14. April bekam Steger eine Antwort auf seinen Brief. Nicht von den drei angesprochenen Politikern persönlich, aber von dem fachlich zuständigen Büro der LH-Stv. Felipe. Darin heißt es: „Das Projekt 'Fernpassbahn' befindet sich derzeit in einem sehr frühen Stadium. ( ... ) Eine Realisierung, in welcher Form auch immer, ist im aktuellen Stand noch keinesfalls beschlossen.“ Wenn das Projekt tatsächlich finalisiert werden sollte, würden natürlich weitere detaillierte Untersuchungen folgen und die betreffenden Gemeinden miteinbezogen werden, heißt es beruhigend in dem Schreiben. Die Machbarkeitsstudie, der offene Brief an die Politik, das Antwortschreiben und viele weitere Dokumente sind für alle interessierten Bürger und Bürgerinnen auf den Internetseiten von „Zukunft Ehrwald“ gesammelt und nachzulesen. Einen 8-seitigen Auszug aus dem 192-seitigen „Endbericht“ der Machbarkeitsstudie Fernpassbahn stellte Steger auf der letzten GR-Sitzung Anfang Mai allen Gemeinderäten zur Verfügung.

MEINUNGEN.
Bereits im März erklärte Bürgermeister Martin Hohenegg gegenüber der Presse, dass es sich bei diesem Projekt nur um eine Vision handele. Konkrete Gespräche zwischen dem Land Tirol und den betroffenen Gemeinde habe es nie gegeben. Auch im Telefonat mit der RUNDSCHAU Anfang Mai wiederholte Hohenegg diese Aussagen. „Und wenn es wieder möglich sein wird, sich mit den Landepolitikern zu treffen, dann werde ich sie auch persönlich auf das Thema ansprechen“, so Hohenegg. Bürgermeisterkandidat Peter Frei vertritt die gleiche Meinung und sagt: „Diese Pläne sind eine Vision und total weit weg von der Realität. In dieser Form wird das nie kommen. Undenkbar!“ Robert Wilhelm („Huamat und Grüne Liste Ehrwald“) meint: „Eine Eisenbahnlinie, die unser Dorf  auseinander schneidet und die Tourismusregion Zugspitzarena zerstören würde, lehne ich strikt ab! Bevor man so einen Unsinn macht, ist es besser, nichts zu tun. Und wenn es wirklich eine Bahntrasse durch den Fernpass ins Inntal geben muss, dann wäre eine Tunnelvariante zwischen Lähn und Lermoos oder Bichlbach eine bessere Lösung.“

EIN BLICK IN DIE TAGESPRESSE ...
zeigt, dass bei der Suche nach Verkehrslösungen das „Projekt Fernpassbahn“ von Politikern immer wieder erwähnt wird. Zuletzt war in der der offiziellen Presseaussendung des Landes Tirol Anfang März zu lesen, dass eine direkte Zugverbindung von Ehrwald hinüber ins Inntal wünschenswert sei. „Aufbauend auf der Machbarkeitsstudie wird an den Plänen zur Fernpassbahn weitergearbeitet. Dieses Bekenntnis des Landes Tirol und der ÖBB ist wichtig für das Außerfern“, sagte auch Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann. Unterstützt wurde sie dabei vom Landeshauptmann, der mit dem Startschuss für das Schienen-Alpen-Kreuz (Italien-Österreich-Schweiz) auch auf eine Anbindung des Bezirks Reutte hofft. Und Ende April betonte BR Stefan Zaggel (SPÖ) nach Absage der Asfinag zum Bau des Tschirganttunnels: „Die Lösung liegt im Bau eines Bahntunnels zwischen dem Ehrwalder Becken und dem Inntal“.
(Quellen: Land Tirol, TT) KOMMENTAR VON JULIANE WIMMER (freie Mitarbeiterin der RUNDSCHAU Reutte).
Noch nicht beschlossen, aber gefordert!
Kommt die neue Bahnverbindung von Ehrwald ins Inntal oder kommt sie nicht? Das vermag derzeit niemand mit Sicherheit zu beantworten. Beide Seiten haben gute Argumente. JA, hierbei handelt es sich bis jetzt nur um eine Vision bzw. eine Studie. Studien sind auch schon wieder in Schubladen verschwunden. ABER, wenn man sich in die ganze Thematik genau einliest und die Berichte aus der Tagespolitik zum Thema „Mobilitätswende“ gegen Straßentunnellösungen hin zur Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene verfolgt, dann „darf“ es einem als Talkesselbewohner/in von Ehrwald-Lermoos-Biberwier schon mulmig zumute werden. Dass es SO AUF KEINEN FALL gehen kann, wie es in den aktuellen Plänen des Endberichts zur Machbarkeitsstudie Fernpassbahn zu lesen ist, darin sind sich wieder alle Seiten einig. Und dass „Vorsicht besser ist als Nachsicht“ darin wohl doch auch! Oder?

Juliane Wimmer, Freie Mitarbeiterin, RUNDSCHAU Reutte

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