Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
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Die vergessenen Fliegerasse Tirols

Vortrag im Flugzeugmuseum Höfen Hangar SW

Am vergangenen Freitag fand im Flugzeugmuseum Höfen ein Vortrag über den Luftkrieg im Ersten Weltkrieg an der Tiroler Front vor. Die Vortragenden waren Ao.-Universitätsprofessor Thomas Albrich und Assistenzprofessor Nikolaus Hagen vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck. Auf dem Vortrag stellten beide ihr neues Werk „Feldpiloten, Beobachteroffiziere und Ballonfahrer“ vor.
10. Juni 2024 | von Johannes Kirchner
Die vergessenen Fliegerasse Tirols
Nikolaus Hagen und Thomas Albrich brachten neue Erkenntnisse zum Luftkrieg zutage (v.l.). RS-Foto: Pirchner
PILOTEN KAMEN AUS ALLEN SCHICHTEN. In Tirol ist der Erste Weltkrieg eng mit dem Gebirgskrieg am Isonzo, den Kaiserjägern und der Abtretung des südlichen Landesteils in der Erinnerungskultur verankert. Allerdings kamen im großen Krieg auch ganz neue Truppengattungen das erste Mal in Tirol zum Einsatz, nämlich Flugzeuge. Besonders die ersten Piloten sind aus mehreren Gründen spannend. Erstens kamen diese Flieger aus allen gesellschaftlichen Schichten der Monarchie. Wir können Konservative, Sozialisten, Kommunisten, Monarchisten und Nationale fassen. Auch alle beruflichen Hintergründe sind dabei, von Landwirten, Beamten und Arbeitern ist alles dabei. Zweitens kamen die Flieger, was die Erforschung erschwerte, aus allen Truppenteilen der Monarchie. So konnte ein Pilot oder Beobachteroffizier von den Kaiserjägern kommen. Er wurde dann kein Flieger, er blieb offiziell den Kaiserjägern zugeteilt, was die Aufarbeitung erschwerte. Die Mortalitätsrate der Piloten war zudem bei den ersten Flügen in den Einsätzen immens hoch.

PIONIERLEISTUNGEN UND ETHISCHE FRAGEN. Den bis dahin größten Luftangriff führte die damalige k. u. k. Luftwaffe auf die italienische Stadt Mailand aus. Dies erwies sich als besonders schwierig, da Reichweite und Höhe des Gebirges den Fliegern zu schaffen machten. Zu einer flächendeckenden Bombardierung kam es nicht. Ziele des Militärs waren rein militärische Objekte. Auch ethische und moralische Fragen spielten eine wichtige Rolle. Der alte Kaiser Franz Joseph war dem Luftkrieg gegenüber kritisch eingestellt, da Gotteshäuser und Wohnsiedlungen getroffen werden konnten. Das Militärische sollte Vorrang haben. Kaiser Karl I. behielt sich nach dem erfolgreichen Luftangriff auf Mailand vor, die Flieger nur auf seinen ausdrücklichen Befehl starten zu lassen. Es wurde eine Fliegerabwehr gegründet, da es nach Mailand Gegenschläge der Italiener gab, so Assistenzprofessor Nikolaus Hagen.

SÄMTLICHE BIOGRAPHIEN SICHTBAR. Erstmalig sind in den vorliegenden Bänden sämtliche Biographien aller auffindbaren Fliegerasse, Piloten, Begleitoffiziere erfasst. Auch Außerferner waren unter den ersten Flugpionieren der Monarchie. Es gibt auch einen Bezug zu einem Metrologen, der aus dem Lechtal stammt.

ROLLE DER PILOTEN. Die ers-ten Flugzeuge waren keine Einsitzer, sondern Mehrfachsitzer. Die Piloten, so Ao.-Universitätsprofessor Albrich, hatten noch nicht den Status, wie sie ihn im Zweiten Weltkrieg oder in anderen Kriegen innehatten. Sie waren geflügelte „Taxifahrer“. Die Beobachteroffiziere waren seinerzeit wichtiger.

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