Rundschau - Oberländer Wochenzeitung
Artikel teilen
Artikel teilen >

Bareibuben erhalten Verstärkung

Das Jahr 2025 schreibt in Musau Geschichte durch die Veränderung eines alten Brauches

Die Bevölkerung der kleinen Gemeinde Musau hält ihre traditionellen Faschingsbräuche weiterhin hoch und ist voll in Feierlaune am Ende der Faschingszeit. Der Bareigang, ein in Österreich einzigartiger Brauch am Rosenmontag, geht seit heuer neue Wege. Erstmalig in der langen Geschichte des Bareigangs sind Bareibuben und Bareimädchen unterwegs.
10. März 2025 | von Bruno Dengg
Bareibuben erhalten Verstärkung<br />
Die Bareibuben und Bareimädchen zogen bei schönstem Wetter am Rosenmontag in Musau von Haus zu Haus und „baten um Bareien aus“. RS-Foto: Dengg
Bräuche sind innerhalb einer Gemeinschaft entstandene und regelmäßig wiederkehrende Handlungen in ritualisierten Formen. Sie sind Ausdruck der Tradition eines Kulturkreises, die uns an vergangene Zeiten erinnert. Brauchtum ist „in“ und erlebt in vielen ländlichen Regionen eine Renaissance. Bräuche prägen immer, so auch in unserer derzeit sich schnell verändernden Welt, das gesellschaftliche Leben und zeugen von Kultur. Deshalb stellte sich auch in Musau die Frage, ob es möglich ist einen jahrhundertealten Brauch innerhalb eines Jahres zu verändern und seine Geschichte neu zu schreiben. Von mir befragte Historiker haben dazu unterschiedliche Meinungen kundgetan. Wie auch immer, eine Aussage hat hohen Wahrheitsgehalt: Tradition hat nur dann Wert, wenn sie in das alltägliche, natürliche Leben integriert und somit lebendig erhalten bleibt. Eine initiierte Volksbefragung im vergangenen Herbst, an der sich ca. 50 % der Musauer Wahlberechtigten beteiligten, brachte ein klares Votum für die Teilnahme von Mädchen am Bareigang, der bis dato „Bubendomäne“ war. Über das Abstimmungsergebnis kann nur mutgemaßt werden – war es Angst, dass der Brauch mangels an Bareibuben einmal aussterben könnte oder ….?

VERÄNDERTER BAREIGANG AB 2025. Schon heuer zogen am Nachmittag des Rosenmontag eine Schar von schulpflichtigen Bareibuben und Bareimädchen (also alle im Alter von 6 – 14 Jahren) durch Musau. Sie gehen hörnerblasend mit den einmaligen bunten Spitzhüten und Säbeln durch das Dorf und bieten ein malerisches Bild. Beginnend im Ortsteil Roßschläg ziehen sie von Haus zu Haus und sagen dort ihr Sprüchlein auf: „Früh abends (später in Untermusau heißt es wegen der fortgeschrittenen Zeit „Spät abends“) kommen wir in euer Haus und bitten um Bareien aus.“ Die Buben und Mädchen erhalten dann einen kleinen Obulus in ihr „Geldsäckle“ wobei der Hauptmann (Ältester) und der Zugführer (Zweitältester) der Gruppe doppelt bedacht werden. Nach der Geldspende kommandiert der Hauptmann seine Truppe mit den Befehlen „Habt acht!“ „Rechts um!“ „Im Gleichschritt Marsch!“ aus dem Haus, wobei der Spruch „Hinaus in die Ferne mit sieba Fäßla Bier, drei hamm’r gsoffa, jetzt hamm’r bloß no vier. Vergelts Gott tausendmal.“ von allen lautstark gerufen wird. Der Bareigang verlangt allein schon deshalb im langgezogenen Straßendorf Musau allen Einiges ab, denn die „Reise“ von Haus zu Haus, die nur für eine halbe Stunde „Verpflegung“, gesponsert von der Gemeinde, unterbrochen wird, dauert mindestens sieben Stunden. Müde und heiser vom lauten Rufen findet der schöne Brauch gegen 20 Uhr sein Ende und jeder - bzw. seit heuer jede - ist gespannt über die Höhe des erhaltenen Geldbetrages. Obwohl die Teilnahme freiwilliger Natur ist, möchte natürlich kaum jemand fehlen. Heuer hätten insgesamt 29 Bareibuben und Bareimädchen mitgehen dürfen. Leider waren fünf krank und acht wollten oder konnten nicht mitgehen. Schade, dass trotz Verstärkung durch die Mädchen nur 16 Schulpflichtige in Musau unterwegs waren. Vielleicht gelingt es in den nächsten Jahren motivierend zu wirken, damit die Schar der Bareibuben und -mädchen zahlenmäßig noch größer wird.

… UND WIE IST DIE MEINUNG ÜBER DIE VERSTÄRKUNG? Laurin, 14 Jahre: „Ich finde es gut, dass Buben und Mädchen gleich behandelt werden. Es könnte ja sonst der Fall sein, dass zu wenig Burschen wären und der alte Brauch nicht mehr stattfinden würde.“ Luca, 12 Jahre: „Ich gehe gerne mit, es ist für mich eine moralische Verpflichtung, die Mädchen verstärken uns. Das ist gut, da wir immer weniger Burschen geworden sind.“ Anna, 12 Jahre: „Ich finde es toll, das die Mädchen jetzt mitgehen dürfen. Es macht Spaß und meine Freundinnen sind auch dabei. Den schönen Hut hat meine Mutter gemacht.“ Ronja, 8 Jahre: „Ich habe viel Freude, ich wollte gerne mitgehen.“ Elisabeth, 7 Jahre: „Es macht mir einfach großen Spaß.“ Es ist nur zu hoffen, dass das schöne Bild der Bareibuben und inzwischen auch Bareimädchen noch viele Jahrzehnte den Rosenmontag in der Gemeinde prägen wird und dass sich die gesamte Bevölkerung mit den alten Bräuchen ihres Heimatortes identifiziert.

Feedback geben

Feedback abschicken >
Nach oben
Wir verwenden Cookies, Tracking- und (Re-) Targeting-Technologien. Damit wollen wir unsere Webseite nutzerfreundlicher gestalten und fortlaufend verbessern. Wenn Sie unsere Webseite weiter nutzen, stimmen Sie dadurch der Verwendung von Cookies zu – ausgenommen sind Cookies für Google-Marketing-Produkte.
Einverstanden
Weiter ohne Google-Marketing-Produkte.
Weitere Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.