Sie wurde im Jahr 1902 von Adalbert Wolf errichtet und war bis 1961 in Betrieb. Angetrieben wurde die Gipsmühle von zwei unterschlächtigen Wasserrädern mit einem Durchmesser von drei Metern. Das benötigte Wasser wurde oberhalb der Gipsmühle aus dem Alpschonerbach entnommen und zu den beiden Wasserrädern geleitet.
DER LETZTE MÜLLER WEIß, WIE'S GEHT. Im Inneren der Gipsmühle befinden sich noch fast alle Geräte und Maschinen, die zur Gipserzeugung gebraucht wurden: Ein großer und kleiner Steinbrecher, Förderbänder, Becheraufzüge, Förderschnecken, Siebkästen und das Herzstück der Anlage, der große Kollermahlgang. Im Gebäude befindet sich ebenfalls noch der Brennofen, in dem das Gipsmehl erhitzt wurde. Nur die Wasserkraftanlage ist nicht mehr vorhanden, wohl aber die alten Pläne für diese. Durch einen Hinweis wurde Johann Glatzl, Landessprecher der Österreichischen Gesellschaft der Mühlenfreunde auf die Gipsmühle aufmerksam. Nach Kontakt mit dem Besitzer Martin Wolf wurde eine Besichtigung vor Ort organisiert. Für den Haiminger Mühlenpionier blieb nach dem Besuch in der Gipsmühle die große Frage: Wie hat das alles funktioniert? Herr Wolf erzählte, dass der letzte Gipsmüller noch in Ampass lebt und über die Gipsmühle bis ins kleinste Detail Bescheid weiß. Glatzl nahm mit Manfred Larcher Kontakt auf, es kam zu einem Treffen in Haiming. Manfred Larcher, der letzte Gipsmüller von Bach, nahm sich die Zeit, Johann Glatzl die Funktionsweise der historischen Anlage und den genauen Arbeitsablauf bei der Erzeugung des Gipses – anhand einer mitgebrachten Zeichnung – ausführlich zu erläutern. Nach seinen Ausführungen wurden pro Tag ca. zwei Tonnen Gips in fünf „Bränden“ erzeugt.
ERHALTEN UND NACHNUTZEN. Für Johann Glatzl, der sich als Landessprecher der Mühlen-Freunde seit Jahren intensiv mit historischen Anlagen wie Mühlen, Sägen, Schmieden, Stampfen und deren Bedeutung für die Technikgeschichte auseinandersetzt, war der Besuch in der Gipsmühle in Bach und das Gespräch mit dem letzten Gipsmüller ein weiterer Höhepunkt in seiner Recherchearbeit. Laut Auskunft der Tiroler Kulturabteilung ist die Gipsmühle die einzige noch bestehende in Tirol. Das bedeutet, dass man sich schon Gedanken über den Erhalt und eine eventuellen Nachnutzung machen sollte.
(Text: Johann Glatzl, Landessprecher der Österreichischen Gesellschaft der Mühlenfreunde)
Manfred Larcher, der letzte Betreiber der Bacher Gipsmühle. Foto: Johann Glatzl