Die Bilanz der Skilifte im Talkessel von Reutte zeigt aus verschiedenen Gründen keine erfreuliche Entwicklung und dürfte sich in den kommenden Jahren noch weiter verschlechtern. Im Bezirk und im Talkessel von Reutte schaut die Ist-Situation folgendermaßen aus: Schon seit vielen Jahren existieren der Langtennenlift in Lechaschau und der Sonnenlift in Wängle nicht mehr. Auch Nesselwängle ist ohne Aufstiegshilfe, die Anlage in Jungholz steht zum Verkauf und beim Schollenwiesenlift in Höfen ist fraglich, ob er je wieder öffnen wird. Der Karlift in Heiterwang ist privat und nicht im Verbund, der Moosberglift in Weißenbach lebt durch eine Bürgerinitiative, war jedoch heuer noch nie in Betrieb. Der private Konradshüttle-Lift in Vils war heuer teilweise offen, lediglich der Lift in Stanzach bietet gesichertes Skivergnügen.
DER WALDRASTLIFT, EIN „FELS IN DER BRANDUNG“. Die Gemeinde Ehenbichl, so berichtete mir Bürgermeister Wolfgang Winkler, betreibe den Waldrastlist seit 2014 in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Breitenwang, Pflach und Reutte, die gemeinsam den Abgang zu tragen haben. Die Anlage gehört nach wie vor dem Tourismusverband Naturparkregion Reutte, der der Betreibergemeinde Ehenbichl den Lift zwar jede Saison kostenlos zur Verfügung stellt, die jedoch für den laufenden Betrieb und die Instandhaltung aufkommen muss. Damit eine Wintersaison am Waldrastlift möglich ist, sind Naturschnee, niedrige Temperaturen, moderne Schneekanonen um Kunstschnee produzieren zu können - 1 m3 Schnee kostet zwischen 3 und 5 € - sowie ganz viel Herzblut des Personals und der freiwilligen Helferinnen und Helfer notwendig. Zu Beginn der heurigen Wintersaison übernahm Andreas Pauckner die Betriebsleitung. Ihm zur Seite steht der Skiclub Ehenbichl mit Obmann Alexander Burtscher, Klaus Wechselberger und Christoph Kerber, die bei der Beschneiung starke Unterstützung leisten. Den Rest des Teams bilden engagierte Pensionisten, Studenten und freiwillige Helfer, die täglich den laufenden Betrieb gewährleisten und dabei nicht selten Tag und Nacht im Einsatz sind. Der Sportclub Ehenbichl, ZV Skilauf versichert die Freiwilligen, die anderen stehen in einem geringfügigen Anstellungsverhältnis bei der Gemeinde. Ortschef Bgm. Wolfgang Winkler ist hocherfreut und stolz, dass das Zusammenspiel mit der Gemeinde Höfen, die ihre Pistenraupe zur Verfügung stellt, dem Tourismusverband, den Nachbargemeinden aber insbesondere mit dem Skiclub Ehenbichl hervorragend funktioniert. Der Lift in der Waldrast wird insbesondere von Einheimischen, aber auch von Gästen sehr gut frequentiert. Er ist bei allen Kartenverbünden, wie zB Vitales Land, Regio Card und Snow Tirol Card dabei. Der Lift steht allen offen und erfreut sich insbesondere bei Sportvereinen, die abwechselnd von Dienstag bis Freitag ihr Kinder- und Jugendtraining an dieser Anlage durchführen, großer Beliebtheit. Die Waldrast ist seit jeher ein wichtiger Lift für den Skinachwuchs und gilt somit als Einstieg in den Rennsport. Sie ist ein wichtiger Austragungsort für diverse Veranstalter von Skirennen im Talkessel, da die Anlage zuschauerfreundlich und leicht zu erreichen ist. Die Nachfrage ist dementsprechend groß. So konnten bereits in der ersten Betriebswoche ab 7. Jänner 2025 über 2500 Fahrten gezählt werden.
ZUKUNFTSCHANCEN. Diese sind laut Bgm. Wolfgang Winkler voll intakt, solange Freiwilligkeit und Idealismus vorliegen. Allerdings wird der Betrieb des Traditionsliftes im Ort von Jahr zu Jahr schwieriger, da die zur Verfügung stehenden Gerätschaften schon das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Der politische Wille und der der Vereine jenen Lift abzusichern, an dem Generationen von Einheimischen das Skifahren erlernt haben, sind vorhanden. Das Skifahren wird neben Lesen, Schreiben und Rechnen immer noch als ureigenste Kompetenz einer Tirolerin bzw. eines Tirolers angesehen und sollte nicht vernachlässigt werden. „Skifahren ist mehr als ein Sport – es ist Teil der Tiroler Tradition und Identität. Die Leidenschaft und die Faszination „Skifahren“ soll auch nächsten Generationen weitergegeben werden.“ Dies betonte LH Anton Mattle anlässlich der Präsentation der groß angelegten Schulski-Aktion des Landes Tirol.
ABER. Muss man in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Viele von uns (ich selbst auch) durften im geblockten Sportunterricht der Schule in der Waldrast Skifahren erlernen sowie in der Klassengemeinschaft üben – UND: Es war jede Woche oder 14tägig ein tolles Erlebnis. Warum nicht die Chance ergreifen und wieder von Klein auf Sportunterricht in der Waldrast - Skifahren oder Langlaufen – zu einem Erlebnis für die Kinder und Jugendlichen werden lassen?
Der Waldrastlift ist als Austragungsort gefragter denn je. Vergangenes Wochenende organisierte dort der Sportverein Weißenbach den Lechtal-Cup.