Ein Garten Eden im Herzen von Reutte
Stadtgemeinde feiert Eröffnung des Klostergartens mit starkem Zeichen des Miteinanders
16. Juni 2025 | von
Johannes Pirchner
Der Klostergarten in Reutte wurde mit dreifachem Segen seiner neuen Bestimmung übergeben. RS-Fotos: Pirchner
Den Auftakt des Festakts bildete eine Ansprache von Reuttes Bürgermeister Günter Salchner. In seiner Rede dankte er zahlreichen Mitwirkenden – von der Diözese Innsbruck bis hin zum Verein „Reutte gestalten“ – für ihr Engagement bei der Verwandlung des einst verschlossenen Klosterareals in eine grüne Oase mitten im Ort. Duft- und Rosengarten, Obstbäume, Laubengänge, Kräuter- und Naschgarten: Der neue Klostergarten vereint Natur, Erholung und Spiritualität. Salchner betonte: „Es ist ein Ort der Begegnung – friedvoll, offen und gemeinschaftlich.“
ZWISCHEN GLAUBEN UND GESELLSCHAFT. Dekan Franz Neuner überbrachte bewegende Grüße der Franziskaner und erinnerte in seinen Worten an Pater Werner, der sich den Garten stets als Ort des Friedens gewünscht hatte. Er sprach von einem Ort, der an den Garten Eden erinnere, ein Symbol für das Paradiesische im Irdischen. „Dieser Garten ist ein Geschenk – für Körper, Geist und Seele gleichermaßen“, so Neuner. Ein besonders starkes und hoffnungsvolles Zeichen in unserer Zeit setzte das gemeinsame interreligiöse Gebet, in dem für Ruhe und Begegnung gebetet wurde. Dass drei Religionsgemeinschaften gemeinsam ein Gebet sprechen, ist mehr als ein Akt der Toleranz, es ist ein klares Symbol für Respekt, Frieden und ein gelebtes Miteinander. In Reutte und im Außerfern funktioniert vieles, was in anderen Teilen der Welt als unvorstellbar gilt. Für viele Anwesende waren besonders die kraftvollen Verse aus dem Koran durch Iman Adil Yildiz vom ATIB Reutte, ein tief bewegender Moment. Die arabischen Rezitationen, gefolgt von der deutschen Übersetzung, wurden vom stillen Respekt aller Anwesenden begleitet. Wir danken Allah für diesen wunderschönen Garten. Pfarrer Michael Jäger (evangelisch) stellte in seiner Ansprache den historischen Nutzen des Gartens für die Franziskaner heraus und wies auf dessen neue gesellschaftliche Funktion hin – als Stadtgarten, Lernort und Ort der Besinnung. Er schlug dabei einen Bogen zur biblischen Vision des Propheten Jesaja: „Dann sind sie wie ein bewässerter Garten, in dem Menschen wieder zu Menschen werden und Gottes Wirken spüren können.“ Seine Worte klangen lange nach – wie eine Einladung zur stillen Einkehr und zum Miteinander.
GEMEINSAM. Auch Bischof Hermann Glettler fand bewegende Worte: „Identität entsteht nicht durch Abschottung, sondern durch Beziehung und Begegnung – genau dafür steht dieser Garten.“ Er verwies auf das „Und“ als pfingstliche Brücke zwischen Menschen, Kulturen und Glaubensrichtungen – ein starkes Zeichen für ein offenes Reutte. In diesem Geist zitierte er zum Abschluss: „Die Franziskaner würden sagen : pace e bene – Gutes und Frieden, Frieden allen, shalom, salam aleikum, Gottes Segen.“
TRADITION UND DANKBARKEIT. Ein weiterer Höhepunkt war die Ehrensalve der Schützenkompanie Reutte. Bataillonskommandant Herbert Schweißgut erläuterte deren historischen Hintergrund: Die Salve gilt als Ehrerweisung an bedeutende Gäste – in diesem Fall an Bischof Hermann und Bürgermeister Salchner – und zugleich als „Explosion der Freude“, wie es Papst Benedikt XVI. einst formulierte. Neben den Schützen erwiesen auch die Tiroler Kaiserjäger und die Feuerwehr Reutte aus dem Anlass ihre Referenz, ein starkes Zeichen für die Verankerung des Klostergartens im heimischen Brauchtum. EIN ORT MIT ZUKUNFT. Der Klostergarten ist nicht nur ein Projekt der Gegenwart, sondern auch ein Signal für die Zukunft. Die Rückkehr eines Ordens, der Karmelitinnen, verleiht dem Kloster neues Leben. Auch Kinder und Jugendliche sollen durch schulische Projekte in die Gartenpflege und spirituelle Nutzung eingebunden werden. Die Staudengärtnerei Gaißmayer aus Illertissen und die Strabag gestalteten, neben vielen anderen – diesen würdevollen Ort. „Ein Ort der Ruhe, der Bildung und des Glaubens – ganz im Sinne des heiligen Franz von Assisi“, fasste Bürgermeister Günter Salchner die Bedeutung des Gartens treffend zusammen.
ABSCHLUSS IN GEMEINSCHAFT. Nach dem offiziellen Teil füllte sich der Klostergarten mit Gästen aller Generationen. Bei einer Agape wurde gefeiert, diskutiert, die besondere Atmosphäre genossen – ein gelungenes Beispiel für das Miteinander in Reutte.

